Herne. Er ist Sprachrohr für Eltern und Vermittler bei Kitas und Stadt: Der neue, stadtweite Elternbeirat hat einiges vor – stößt aber auf Hindernisse.
Sie möchten den Kita-Eltern in der Stadt eine Stimme geben und bei Problemen vermitteln: Der Jugendamtselternbeirat (JAEB) ist von den Elternvertretern aller Kitas in Herne neu gewählt worden. Nach nur wenigen Monaten im Amt zogen sich die bisherigen Vorsitzenden aus persönlichen Gründen zurück. Karina Majer (33) und Özlem Dede (32) haben den Vorsitz vor einigen Wochen übernommen – und sich sofort in die Arbeit gestürzt.
Denn Baustellen gibt es derzeit genügend in Herne. Und damit sind in erster Linie nicht nur die weiter fehlenden Kita-Plätze gemeint. Stattdessen versucht der JAEB beispielsweise auch, den Eltern einer katholischen Kita in Herne zu helfen, bei denen die Kita-Leiterin gehen musste, weil ihr „unangemessene Straf- und Erziehungsmethoden“ vorgeworfen werden. Die Eltern tappen seitdem im Dunkel, was ihren Kindern genau widerfahren ist (die WAZ berichtete). Der JAEB würde gerne vermitteln, stößt in diesem Fall aber auf verschlossene Türen: „Der katholische Träger ist nicht bereit, mit uns zu reden und möchte die ganze Sache lieber unter den Teppich kehren“, ärgert sich Karina Majer.
Bei dem Trägerwechsel der bisher städtischen Kita „Am Weustenbusch“ waren sie erfolgreicher. So zeigt sich Majer, deren Sohn selbst die Einrichtung besucht, sehr zufrieden, wie die Stadt die Fragen des JAEB im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie beantwortet und ausführlich mit den Eltern ins Gespräch gegangen sei.
Doch das sei nicht immer so gewesen. Zunächst seien die Elternvertreter auf einige Hürden gestoßen: „Am Anfang gab es Startschwierigkeiten“, erzählt die neue Vorsitzende Karina Majer. So habe das Jugendamt Anfragen von Eltern aus dem November erst im Januar an den Jugendamtselternbeirat weitergeleitet. Die betroffenen Eltern waren damals natürlich irritiert, keine Antwort zu erhalten. Bei der Stadt sei man ihnen gegenüber zunächst etwas skeptisch gewesen. „Wir werden in unserer Arbeit vielleicht manchmal falsch verstanden“, sagt Majer. Dabei sei ihnen sehr daran gelegen, gut mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten und das Bestmögliche für die Kinder zu erzielen. Inzwischen hat der JAEB eine eigene Homepage und E-Mail-Adresse, damit Eltern direkt Kontakt zu ihm aufnehmen zu können. Zumal sie als Gremium, wie sie betonen, völlig unabhängig vom Jugendamt der Stadt agieren.
Meist ließen sich Probleme zwischen Eltern und Kitas schon in einem gemeinsamen Gespräch vor Ort aus dem Weg räumen. Dabei bringt der derzeitige JAEB einen großen Vorteil mit: „Wir sind auch sprachlich gut aufgestellt“, betont Özlem Dede. „Wenn es in Kitas Probleme mit Eltern gibt, die kein Deutsch sprechen, können wir übersetzen.“ So seien unter den Mitgliedern des JAEB die Sprachen Kurdisch, Türkisch, Albanisch und Griechisch vertreten. Auch wenn Eltern sich aufgrund sprachlicher Barrieren nicht zurechtfinden, helfe der JAEB gerne.
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In vielen Kitas in Herne laufe alles gut, betont Dede, deren Töchter die Kita Löwenzahn der Lebenshilfe besuchen. Es seien nur wenige Kitas, aus denen Eltern sie kontaktierten. Dennoch sehen Majer und Dede, wie schon ihre Vorgänger, den stetigen Ausbau der Kita-Plätze in der Stadt kritisch. Zwar sei es natürlich wichtig, Plätze zu schaffen, aber nur, wenn auch ausreichend Personal da sei - und das sei eben nicht der Fall. „Was bringt eine sechsgruppige Kita, die aber nur Personal für drei Gruppen hat“, fragt Majer. Dede plädiert angesichts des Fachkräftemangels dafür, Eltern mit einzubinden, die vielleicht einen niedrigen Bildungsabschluss hätten, aber schon viele Kinder großgezogen haben. Ihnen könne die Möglichkeit gegeben werden, ein Praktikum in der Kita zu machen und die Mitarbeiter dort zu unterstützen.
Wichtig sei ihnen, den Kindern eine schöne Kita-Zeit zu bescheren. Um so positiver findet es Majer, dass sie Fortschritte in der Zusammenarbeit mit der Stadt sehe. So habe der JAEB nicht nur einen Sitz im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie, sondern in Fällen, bei denen sie sich an das Jugendamt gewandt hätten, sei zuletzt in Gesprächen schnell und konstruktiv nach einer Lösung gesucht worden. Nun müsse der stadtweite Elternbeirat nur noch bekannter werden, damit Eltern überhaupt wüssten, dass sie dort bei Konflikten Hilfe bekommen können. Dazu wünscht sich Karina Majer einen Etat, den sie für Flyer und Werbung einsetzen könnten. Denn bisher zahlen die engagierten Eltern alles aus eigener Tasche.