Herne. Ein Makler hat bei „Immowelt“ im Internet eine Kita in Herne zum Verkauf angeboten. Die Stadt ist sehr überrascht– und greift ein.

Im Internet ist beim Immobilienportal „Immowelt“ eine Kita in Herne für 2,3 Millionen Euro zum Verkauf angeboten worden. „In Herne entsteht demnächst eine neue 4-Gruppen Kita auf einem Erbpachtgrundstück von ca. 1650 Quadratmetern“, heißt es in der Anzeige, die von einem Immobilienbüro aus dem Münsterland inseriert wurde. Auch für die Nachbarstädte Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen werden Kitas zum selben Preis angeboten. „Die geplante Fertigstellung ist voraussichtlich im Oktober 2025.“ Die zentrale Lage, die großzügige Grundstücksgröße und die architektonische Gestaltung böten ein solides Fundament für eine zeitgemäße und bedarfsgerechte frühkindliche Bildungseinrichtung in Herne. Als Ort der Kita wird Baukau-West angegeben.

Die Anzeige klingt nach genau so einer neuen Kita, wie Herne sie dringend brauchen kann: Es ist von „großzügigen Innen- und Außenbereichen“ die Rede, von einer durchdachten Raumaufteilung und der Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, wodurch Betriebskosten gespart und umweltfreundlich Energie gewonnen werden könne. Die Planungen scheinen laut der Announce schon recht konkret zu sein: „Ein langfristiger Mieter hat sich bereits für 25 Jahre verpflichtet, die Kita zu betreiben und behält sich die Option auf Verlängerung vor“, schreibt der Immobilienmakler, der die Anzeige inseriert hat, weiter. „Dies garantiert nicht nur die Kontinuität in der Betreuung, sondern unterstreicht auch das Vertrauen in die Qualität der Einrichtung.“

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Interessenten seien herzlich eingeladen, weitere Informationen zu erhalten. „Dieses Projekt bietet eine solide Investitionsmöglichkeit in die frühkindliche Bildung in Herne, verbunden mit langfristiger Stabilität durch einen engagierten Mieter.“ Der Immobilienmakler, dessen Name der Redaktion bekannt ist, zeigt sich auf Anfrage der WAZ-Redaktion aber wenig auskunftsfreudig: Die Kita sei in Planung, und es werde noch ein Investor gesucht, so die erste Auskunft.

„Das Ganze ist noch ein Stück weit sehr sehr topsecret“, so der Immobilienmakler gegenüber der WAZ. „Die Kita wird auch nicht direkt in Herne entstehen, sondern im Umkreis.“ Dass in der Anzeige mit einer Kita in Herne geworben ist, erklärt er so: Die Investoren gingen nicht „mit Ross und Reiter“ an die Öffentlichkeit und wollten zu dem frühen Zeitpunkt noch keine konkreten Informationen publik machen: „Zu dem frühen Status sind wir zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet.“ Er beteuert aber, dass das Projekt schon konkret sei: „Es gibt schon einen Betreiber, aber keinen Investor, der das Geld auf den Tisch legt.“ Und weiter: „Wir haben mehrere Kitas in dem Bereich. Das ist ein Bauträger, der erstellt nur Kitas.“

Christoph Hüsken, Pressesprecher der Stadt Herne, zeigt sich überrascht über die Anzeige zum Kita-Verkauf.
Christoph Hüsken, Pressesprecher der Stadt Herne, zeigt sich überrascht über die Anzeige zum Kita-Verkauf. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Stadt Herne zeigt sich auf WAZ-Anfrage sehr überrascht von der Anzeige. Weder die Stadt noch irgendein Träger wüssten von dem Angebot, erläutert Stadtsprecher Christoph Hüsken. Erst durch die Anfrage der WAZ sei die Stadt auf die Anzeige bei Immowelt aufmerksam geworden und habe Kontakt mit dem Immobilienbüro aufgenommen. „Dem Makler scheint bei diesem Angebot ein Fehler unterlaufen zu sein.“ So habe er es den Stadtmitarbeitern gegenüber begründet – ganz im Gegensatz zum vorherigen Gespräch mit der WAZ. Hüsken betont, dass diese Art der Suche nach einem Investor für die Stadt Herne nicht infrage komme. „Wenn in Herne eine Kita eröffnet, dann machen wir das öffentlich.“

Nachdem die Stadt Kontakt zum Immobilienbüro aufgenommen hat, ist die Anzeige bei „Immowelt“ gelöscht worden. Für die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund gibt es aber weiterhin Angebote.