Herne. Das war 2022 die Idee: Die Polizeiwache in Herne soll sich in ein Zentrum für Musik und Klavierbau verwandeln. Das ist der Stand der Dinge.
Ist das auch schon wieder zwei Jahre her: Im März 2022 verkündeten Hernes Oberbürgermeister und Jan Thürmer im Herner Rathaus, dass im denkmalgeschützten Gebäude der Polizeiwache in Zukunft Klavier- und Flügelklänge erklingen sollen. Doch im Laufe der folgenden Jahre wurde es erstmal still um das Projekt. Nichts rührt sich auf den ersten Blick...
Verkaufsräume für Flügel und Klaviere sind schon vorhanden
...doch auf den zweiten erspäht man an einer der Türen das Firmenschild, das auf die Pianoforte-Manufaktur Thürmer hinweist. Und als Jan Thürmer die unscheinbare Tür öffnet, wird klar: Im Gebäude tut sich was, die Ouvertüre für den Umbau ist quasi im Gange. Im November sei er eingezogen, erzählt Thürmer im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, „mit Mann und Maus.“ Das heißt: In der zweiten Etage hat sich das Unternehmen eingerichtet, inklusive Büros, aber auch mit Verkaufsräumen. Diverse Flügel und Klaviere stehen eventuellen Kaufinteressenten zur Auswahl, auch die Veranstaltung von Konzerten laufe bereits in den neuen Räumen. Ist der Umbau beendet, wandert die Verkaufsausstellung ins Erdgeschoss.
Von diesen neuen Räumen gibt es eine Menge. Rund 9000 Quadratmeter auf fünf Etagen warten darauf, mit Leben und Musik gefüllt zu werden. Aber Thürmer muss noch ein wenig warten, denn für den Umbau von einer Polizeiwache zu einer Produktionsstätte mit Übungsräumen und Appartements ist eine Nutzungsänderung erforderlich. Doch wo man schon Hand anlegen darf, ist auch schon etwas geschehen. Der Innenhof etwa ist aufgehübscht. Und im Erdgeschoss werden bereits die historischen Türblätter aufbereitet.
Für den Denkmalschutz sind viele Details zu beachten
Denn nicht nur die schiere Größe ist eine Herausforderung, auch der Denkmalschutz. Für Thürmer eine schöne Herausforderung, das Treppenhaus mit seinen grünen Pfeilern etwa bezeichnet er als Juwel. Im Hausflur kann man auch erkennen, auf welche Details beim Denkmalschutz geachtet wird. So sind an einigen Stellen die verschiedenen Farbschichten zum Vorschein gebracht worden. Nun gehe es darum, sich bei der Renovierung für einen denkmalgerechten Farbton zu entscheiden. Die gelbe Acrylfarbe jedenfalls müsse verschwinden. In einem anderen Fall musste sich Thürmer das Einverständnis der Denkmalschützer holen: Diverse Türen müssen verbreitert werden, damit die voluminösen Instrumente hindurchgeschoben werden können.
Im Gespräch gewinnt man den Eindruck, als könnte Thürmer es gar nicht erwarten, dass die Handwerker ins Gebäude strömen. Es gibt in der Tat reichlich zu tun. Werkstatt und Verkauf sollen ins Erdgeschoss ziehen, in der ersten Etage sollen diverse Übungsräume entstehen - nicht nur für Pianistinnen und Pianisten, sondern auch für Musiker mit anderen Instrumenten. Im fünften Obergeschoss plant Thürmer Studierenden-Appartements. Viele Musikstudentinnen und Studenten würden aus dem Ausland kommen, da dürften die Appartements auf rege Nachfragen stoßen. Auch ein Klaviermuseum soll ins Gebäude einziehen - und da Thürmer mit seinen 190 Jahren das zweitälteste Unternehmen der Welt in der Klavierbaubranche ist, sind im Laufe der Generationen ein paar Schmuckstücke zusammengekommen.
Und mit diesem üppigen Raumprogramm ist das Gebäude immer noch längst nicht komplett belegt. Deshalb könnten in die zweite und dritte Etage Mieter auf die Büroflächen ziehen, die Branche sei ihm egal, so Thürmer. Ob Mieter Klaviermusik eher als störend und vielmehr als beflügelnd empfinden würde? Man könnte von Letzterem ausgehen.
Idee eines Vortragsraums für Nachwuchskünstler
Apropos Raumprogramm: In Thürmers Kopf kreist auch noch die Idee eines Vortragsraums, in dem zum Beispiel Nachwuchskünstlerinnen und Künstler ihr Begabung präsentieren können. Wie die Idee realisiert werden könnte, ist bislang offen.
Ein riesiges denkmalgeschütztes Gebäude mit einer Millionensumme - diese grobe Schätzung fällt nicht schwer - zu renovieren: Wieso tut sich der 77-jährige Thürmer das noch an? Er verweist auf das Alter des Unternehmens. Mit dieser Investition soll dessen Existenz gesichert werden. Da er selbst keine Nachfahren habe, würde später eine Stiftung die Geschicke übernehmen - und natürlich das neue Zuhause.