Herne. Jan Thürmer wird Eigentümer des Polizeigebäudes in der Herner Innenstadt. Er will das Haus in ein Zentrum für Musik und Klavierbau umwandeln.

Nachdem der Herner Rat am Dienstag zugestimmt hat, steht fest: Jan Thürmer, Inhaber der Ferd. Thürmer Pianofortemanufaktur, wird Eigentümer des denkmalgeschützten Polizeigebäudes am Friedrich-Ebert-Platz. In einem mehrstufigen Verfahren hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW entschieden, das Gebäude an Thürmer zu verkaufen. Gemeinsam mit Hernes Oberbürgermeister stellte er das Nutzungskonzept vor, das eine Kombination aus Wissenschaft und Kultur vorsieht.

Gespräche mit der Folkwang-Universität

Thürmer plant, seine Manufaktur mit etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bochum nach Herne zu verlagern. Thürmer: „Wir platzen aus allen Nähten.“ Daneben sind unter anderem Wohnungen für Professoren, Gästeappartements für Musiker auf Tournee, Studentenappartements, ein Instrumentenmuseum sowie ein Kammermusiksaal geplant. Das Gebäude aus dem Jahr 1929 verfügt auf fünf Geschossen über eine Fläche von 9595 Quadratmetern.

Das Polizeigebäude in Herne verfügt über 9595 Quadratmeter Grundfläche.
Das Polizeigebäude in Herne verfügt über 9595 Quadratmeter Grundfläche. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Ein Schwerpunkt der zukünftigen Nutzung: Studierende aus dem In- und Ausland sollen in den Räumen auf ihren Instrumenten üben, Seminar- und Prüfungsräume, eine Studienberatung und erforderliche Lehrerbüros seien bereits in der Vorplanung. Der Hintergrund: Das Projekt „Folkwang junior“ hat bereits eine Kooperation mit der Herner Musikschule. Jungstudierende erhalten in diesem Rahmen durch Professoren der Folkwang-Universität instrumentalen und theoretischen Unterricht. Jan Thürmer kann sich gut vorstellen, dass das Gebäude im Herzen Hernes ein Ort der ruhrgebietsweiten Begabtenförderung werden könnte. Sowohl er als auch Oberbürgermeister Frank Dudda hätten bereits Gespräche mit der Folkwang-Universität geführt. Dudda zeigte sich zuversichtlich, dass dies am Ende gelingt.

Gefängniszellen aus der NS-Zeit sollen erhalten bleiben

Im Vorfeld der Vergabeentscheidung hatte es die Forderung gegeben, dass der alte Zellentrakt erhalten bleiben soll, um als Gedenkstätte an die Nutzung als Polizeigefängnis in der NS-Zeit zu erinnern. Der Trakt ist fast im Originalzustand erhalten. Der Rat hatte eine entsprechende Resolution Ende vergangenen Jahres verabschiedet. In dieser Hinsicht hat Thürmer eine eindeutige Botschaft: „Ich habe dem Oberbürgermeister meine Zusage übermittelt, dass ich den Verbleib der Gedenkstätte begrüßen würde. Schließlich soll es doch ein offenes Haus für die Bürgerinnen und Bürger werden, wo Zukunft und Vergangenheit eine Heimat erhalten.“

Umbau soll schnell in Angriff genommen werden

Der OB freut sich über ein richtig gutes Stück Stadtentwicklung. Das Gebäude sei von städtebaulicher Relevanz, deshalb habe man es nicht einfach an den (Immobilien-)Markt gegeben. Die zukünftige Nutzung des Polizeigebäudes sei mit der Frage verbunden, wie sich eine Stadt in ihrem Zentrum zukunftsgerecht aufstellen kann, wenn der stationäre Einzelhandel immer stärker unter Druck gerate. Mit dem Nutzungskonzept komme Herne seinem Ziel näher, ein Hotspot für Kreative zu werden, in Wanne trage das K-Haus dazu bei. Die Internationalität, die Thürmer nach Herne bringe, sei für Herne etwas Besonderes.

Thürmer möchte nicht allzu lange mit dem Umbau warten. Sobald der Kaufvertrag mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb unterzeichnet sei, werde er das Gespräch mit der Polizei suchen, ob und wo man mit Arbeiten beginnen könne, ohne deren Arbeit zu stören. Die Polizei wird voraussichtlich Mitte des Jahres in den Neubau an der Cranger Straße ziehen, dann könne in einem nahtlosen Übergang der Umbau starten. Er habe bereits Kontakt zu einem Herner Architekturbüro aufgenommen, so Thürmer.

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■ Die Ferd. Thürmer Pianofortemanufaktur wurde 1834 in Meißen gegründet und ist nach Angaben von Jan Thürmer das älteste familiengeführte Unternehmen in diesem Bereich, das noch produziert.

■ Der Name Thürmer wird immer mit Bochum in Verbindung gebracht (wegen des Thürmer-Saals), doch es gibt Beziehungen nach Herne. Von 1977 bis 1988 ließ Jan Thürmer am Trimbuschhof Klaviere fertigen und veranstaltete dort auch regelmäßig Konzerte. Thürmer ist Gründungsmitglied der Kulturinitiative Herne.