Herne. „. Elisabeth Röttsches stellt Studierenden den Flügel in der Alten Druckerei in Herne zur Verfügung. Dort fallen alle Veranstaltungen aus.

Manchmal schleichen sich Elisabeth Röttsches und Verena Geiger in die Alte Druckerei, um einen Moment zuzuhören. Es ist lange her, seit die Geschäftsführerin des Literaturhauses Herne und ihre Projektleiterin den Klängen des Thürmer-Konzertflügels lauschen durften. Jetzt haben sie hervorragende junge Pianisten täglich im Haus. "Ein Hochgenuss!"

Initiative von Hisako Kawamura

Heute ist es Seungmin Lee, 25 Jahre alt, der dort, wo sich Literatur- und Musikfreunde in Vor-Corona-Zeiten gerne trafen, allein seine Klavierübungen absolviert. Der Koreaner studiert seit einem Jahr an der Essener Folkwang Universität der Künste. Dort übt er normalerweise auch, mehrere Stunden täglich, was momentan nicht möglich ist. Es war seine Dozentin, Professorin Hisako Kawamura, die auf die Idee kam, im Herner Literaturhaus nachzufragen, ob ihre Meisterschüler nicht dort den Flügel nutzen dürften.

Der Kontakt besteht seit einigen Jahren, berichtet Elisabeth Röttsches. "Wir wurden damals gefragt, ob wir für die Abschlussklasse einen Klavierabend anbieten würden." Was mit einer überschaubaren Gästezahl begann, habe sich so gut etabliert, dass die Konzerte zuletzt immer ausverkauft gewesen seien. Ein besonderer Abend für die Zuschauenden wie für die Nachwuchskünstler, die ihre Stücke in langem Kleid und Smoking präsentieren.

Studierende üben vier Stunden am Tag

Hisako Kawamuras Bitte erfüllte das Literaturhaus deshalb gern. "Ich finde das toll, dass Professorin Kawamura sich so um ihre Studierenden kümmert", sagt Elisabeth Röttsches. Die Japanerin sei selbst international erfolgreich. Ja, das sei "sehr schön" in Herne spielen zu können, gibt Seungmin zu verstehen, der die deutsche Sprache gerade erst zu lernen beginnt. Mit ihm im Wechsel sitzt die Meisterschülerin Shinyoung Lee (23) am Flügel, jeden Wochentag für vier Stunden, von 14 bis 18 Uhr. Erst mal bis Ende Januar werden die beiden Klaviertalente im Literaturhaus üben, danach will das Literaturhaus per Videomitschnitt auf Youtube den Hörgenuss teilen.

Mindestens bis Mitte März wird es aus Gründen des Coronaschutzes an der Bebelstraße keine Veranstaltungen geben. Elisabeth Röttsches und Verena Geiger hoffen, danach wie geplant am Festival "europa:westfalen" des Literaturbüros Unna teilhaben zu können, mit einem literarischen, musikalischen und kulinarischen Programm: "Daran halten wir noch fest."

Videos auf Youtube

Solange müssen sich die Freundinnen und Freunde des Hauses mit digitalen Häppchen begnügen. So stellen die beiden Literatur-Expertinnen regelmäßig Buchbesprechungen auf Youtube ins Netz. Mit dem Herner Historiker Ralf Piorr hat Elisabeth Röttsches im Dezember ein Autorengespräch geführt zu seinem neuen Buch "1933". Ein solches Gespräch plant sie auch mit dem Schauspieler Till Beckmann anlässlich des Hölderlin-Hörspiels, das dieser mit Geschwistern und Freunden herausgebracht hat. Die digitalen Formate würden gut angenommen, sagt die Literaturhaus-Chefin. "Uns macht das auch nach wie vor Spaß."

>>> Neues vom Herner Literaturhaus ist auf https://www.literaturhaus-herne-ruhr.de/ zu sehen und zu hören.

>>> Auf Wunsch gibt es eine telefonische Leseberatung und individuelle Büchertipps unter 02323 147670

>>> Bestellte Ware kann am Front Service Desk abgeholt werden.