Herne. 2020 wurden erste Pläne für Blumenthal in Herne präsentiert, sie stammten vom Architekten Prof. Wolfgang Krenz. Doch der steht nun im Abseits.
Als Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda im Januar zum Neujahresempfang ins Rathaus geladen hatte, befand sich unter den mehreren hundert Gästen auch wieder der Bochumer Architekt Prof. Wolfgang Krenz. Doch statt entspannt mit anderen Gästen zu plaudern, löste der Abend bei Krenz früh eine erhebliche Irritation aus.
Der Grund: Zwar sei er an dem Abend vom Oberbürgermeister sogar noch namentlich genannt worden, als dieser auf die Entwicklung von Blumenthal zu sprechen kam, doch dann erblickte Krenz auf der Leinwand eine ihm bislang nicht bekannte Konzeptstudie für die Fläche: Denn die stammte nicht von ihm, sondern vom Frankfurter Büro Albert Speer & Partner (AS+P).
Krenz präsentierte seine Vision Anfang 2020
Um Krenz‘ Irritation zu verstehen, muss man noch einmal zurückblenden auf den 10. Januar 2020. Damals präsentierte Krenz im Eickeler Sud- und Treberhaus seine Vision für eine „International Technology World Herne“ auf dem ehemaligen Zechengelände in Wanne-Süd - inklusive mehrerer Visualisierungen von Gebäuden. Die Reaktionen waren teilweise begeistert: Es müsse so viel wie möglich davon umgesetzt werden, lautete damals eine Stimme. Dass es dazu kommt, erscheint inzwischen allerdings unwahrscheinlich, denn trotz der detaillierten Visualisierungen handelte es sich zunächst um eine Ideenskizze. Dies sei auch der vertraglich vereinbarte Auftrag gewesen, teilt die Stadt Herne nun auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit.
Und im Verlauf der weiteren Entwicklungsschritte - unter anderem Bürgerbeteiligung - entstand nun jene Konzeptstudie, für die AS+P verantwortlich zeichnet. Da stellt sich die Frage, warum das Frankfurter Büro diesen Auftrag erhalten hat. „Für die Konzeptstudie wurde ein Vergabeverfahren durchgeführt. Das Büro AS+P gab das wirtschaftlichste Angebot mit“, antwortet die Stadt. Das Büro vom Prof. Krenz - Archwerk in Bochum - sei nicht gebeten worden, ein Angebot abzugeben. Die Recherche zur Angebotsabgabe im Vergabeverfahren habe eine ausreichende Anzahl renommierter Büros mit sehr guten Referenzen zur Lösung stadtplanerischer Herausforderungen ergeben, so die Stadt.
„Ich war derjenige, der Blumenthal ja quasi angeschoben hat“
Krenz zeigt sich sehr enttäuscht von der Tatsache, dass sein Büro noch nicht einmal angefragt worden sei. Und das aus einem gewichtigen Grund: „Alle wissen ja, dass ich Urheber gewesen bin. Ich war derjenige, der Blumenthal ja quasi angeschoben hat“, betont er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Im WAZ-Interview 2020 hatte Krenz gesagt, dass er bei einem Besuch beim damaligen Herner Wirtschaftsförderer Holger Stoye die Fläche auf einem riesigen Luftbild entdeckt habe.
Zur Urheberschaft muss man wissen, dass Krenz vor einigen Jahren eine ähnliche Idee für das ehemalige Opel-Gelände mit der Bezeichnung „World Factory“ ins Spiel gebracht hatte. Diese wurde allerdings nicht realisiert. „Wenn man sich für eine Stadt engagiert wie ich, dann hätte ich im Sinne des geschäftlichen, respektvollen Umgangs miteinander und des Anstands erwartet, dass man zumindest anfragt bei uns“, so Krenz zu dem Umstand, dass er in Herne keine Rolle mehr spielt.
Eine kleine Spitze Richtung AS+P kann sich Krenz nicht verkneifen: „Wenn ich den Lageplan von AS+P sehe, dann freue ich mich, dass sie unseren Entwurf als Grundlage und Blaupause für die weitere Bearbeitung genutzt haben.“
„Für Mittelmaß stehe ich nicht zur Verfügung“
Aus Sicht der Stadt kann Krenz in Zukunft durchaus wieder eine Rolle spielen, denn in der Konzeptstudie sind bislang lediglich „flexible Baufelder“ enthalten. „Im Rahmen der in der nächsten Zeit startenden Erarbeitung der umfassenden Entwicklungsstrategie sind umfangreiche Planungen und Untersuchungen durchzuführen. Es besteht die Möglichkeit, dass Archwerk sich im Rahmen der anstehenden Ausschreibunsgverfahren durchsetzt und einen oder mehrere Planungsaufträge erhält“, heißt es von der Stadt.
Doch er verspüre keine Lust, sich an späteren Ausschreibungen oder Wettbewerben zur eigentlichen Architektur für Blumenthal zu beteiligen, so Krenz. „Für Mittelmaß stehe ich nicht zur Verfügung.“ Aus seiner Sicht vergebe Herne auf Blumenthal die Chance, dort etwas Zukunftsweisendes zu kreieren. Man könne es nicht zulassen, dass auf Blumenthal keine Qualität entwickelt werde - wie in Bochum. Dort sei das Opel-Gelände mit billigen Parkhäusern und Bürogebäuden zugebaut worden.