Herne. Nach der Präsentation der Vision für die Herner Zechenbrache General Blumenthal gibt es zahlreiche Reaktionen. Die allermeisten sind positiv.
Die Stadt hat am Donnerstag die Zukunftsidee für die Zechenbrache General Blumenthal vorgestellt. Prof. Wolfgang Krenz präsentierte die Vision einer „International Technology World Herne“. Die Reaktionen darauf sind vielfältig.
Keine Pläne, keine Vorlage – für die Mitglieder der Bezirksvertretung Eickel sowie des Planungs- und Umweltausschusses geriet die Präsentation zu einer großen Überraschung. Angesichts der Vorstellungen des Architekten dürften eine Reihe der Politiker im ersten Moment „erschlagen“ gewesen sein, wie es Willibald Wiesinger (SPD-Fraktionschef in der BV Eickel) formulierte. Björn Wohlgefahrt (CDU) bezeichnete die Projektskizze als „mehr als gut“. Es müsse versucht werden, so viel wie möglich umzusetzen.
Pascal Krüger: Werbeveranstaltung mit schönen Bildern
Auch Thomas Bloch (FDP) zeigte sich beeindruckt und verglich die Vision – wie die WAZ – mit der Strahlkraft des Phoenix-Sees in Dortmund. Bloch sieht auch eine „Ausgewogenheit zwischen Ökonomie und Ökologie“. Rolf Ahrens (Grüne) verortet die Wirkung eher bei der Akademie Mont-Cenis. Und er stellte die Frage, was denn die Eigentümerin RAG Montan Immobilien zu den Vorstellungen sagen wird. Ablehnung kam dagegen von Pascal Krüger (Grüne). Er verglich die Präsentation mit einer Werbeveranstaltung, der Architekt habe mit schönen Bildern den Auftrag der Stadt erfüllt.
Ähnlich äußerte sich die Bürgerinitiative Stadtwald: Der Vortrag des Architekten sei wie ein Werbeclip für „Schöner Wohnen“ gewesen. „Er präsentierte eine Illusion, die mit unserem Leben und seinen aktuellen Aufgaben nicht das Geringste zu tun hat, erst recht nichts mit einer von uns gewünschten Zukunft“, so BI-Vorsitzender Heinrich Kill. Für General Blumenthal teile die BI nicht die Vision einer überwiegend versiegelten Fläche, bei der der Grünanteil nur durch Einbeziehung einer Dachbegrünung auf gerade 50 Prozent komme.
Timon Radicke: Ein Aushängeschild für das Ruhrgebiet, wie Strukturwandel geht
Hernes CDU-Chef Timon Radicke betont im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass jetzt nicht die Zeit der ständigen Bedenkenträger sei. Er bezeichnet die ersten Ideen als „bombastisch gut“. Das wäre für Herne und das gesamte Ruhrgebiet ein Aushängeschild, wie Strukturwandel geht. Das Gelände, auf dem früher Kohle gefördert worden und Wohlstand entstanden sei, werde nun wieder zum Förderturm des Wohlstands, allerdings auf einer anderen Ebene. Bei Blumenthal handele es sich um ein Vorzeigeprojekt, wofür die CDU seit Jahrzehnten gekämpft habe. Die Aufgabe der Politik sei es nun, aus dem, was sein kann, das zu machen, was ist. Und am Ende benötig
Positive Signale vom Grundstückseigentümer
Bei der Umsetzung der Vision auf dem Areal spielt selbstverständlich RAG Montan Immobilien als Eigentümer eine entscheidende Rolle. Von dort kommen auf WAZ-Anfrage positive Signale: „Die RAG steht zu ihrem Versprechen, den strukturellen Wandel in den Bergbauregionen mit voran zu treiben, wie beispielsweise auch bei der erfolgreichen Ansiedlung der Stadler Rail AG auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Blumenthal“, heißt es in dem Statement.
„Denn es ist auch unser Ziel, auf unseren ehemaligen Bergbauflächen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wir begrüßen es, wenn auch die Städte selbst Visionen und Ideen entwickeln, die der Region zu Gute kommen.
Der vorgestellten Projektidee der Stadt Herne stehen wir als Eigentümer der Fläche deshalb offen gegenüber, Ziel für uns als Flächenentwickler ist eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Lösung.“
e man Fördergelder und Investoren, die die Idee als genauso bombastisch gut auffassten.
Zustimmung kommt auch von Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr GmbH: „Das Projekt ,International Technology World Herne’ verbindet Forschung und Industrie, was schon heute eine Stärke der Region ist. Herne schafft neue, moderne Arbeitsplätze und ein Stadtquartier der Zukunft auf einer ehemaligen Brache. Damit ist es auch ein hervorragendes Vorbild für die nachhaltige Gestaltung von neuen Gewerbequartieren. Wir werden das Projekt gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen.“
IHK-Hauptgeschäftsführer: Nie war die Chance Hernes größer, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten
Für Eric Weik, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, „war die Chance Hernes nie größer, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten, als mit der International Technology World“. Mit diesem grünen Projekt, das Ökonomie und Ökologie vereine, werde eine beeindruckende Vision von Zukunft sichtbar. Nur dem Mutigen, der bereit ist, Neues und Ungewöhnliches zu denken und anzupacken, gehöre diese Zukunft. „Genau diesen Mut, den OB Frank Dudda und der Architekt Prof. Wolfgang Krenz besitzen, müssen sich Politik und Bürger zu eigen machen.“ Eine Realisierung dieser Vision, deren Strahlkraft weit über das Ruhrgebiet hinausgeht, sei Hernes Chance, die Abstiegsplätze im medialen deutschen Städteranking zu verlassen. Weik: „Herne und das ganze Ruhrgebiet brauchen genau dieses Selbstbewusstsein, in neuen Dimensionen zu denken. Die IHK trägt diese Vision von der ersten Sekunde an zu 100 Prozent mit. Es ist der Aufbruch in eine neue Ära.“
Bei der Vision für das Gelände spielt auch das Handwerk eine Rolle. Es könnte in ein Bestandsgebäude des stillgelegten Kraftwerks Shamrock einziehen – ein Fakt, der Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, freut. Für ihn ist es selbstverständlich vorstellbar, dass das lokale Handwerk an der Umsetzung mitwirkt. Klinger zeigt sich ebenfalls begeistert von der Projektskizze, die Dimensionen und der Grad der Innovation hätten ihn überrascht. Hier zeige sich das Erfolgsrezept des Oberbürgermeisters: Mutig nach vorne denken. Beim Bemühen, die Stadt aus ihrer schwierigen Situation nach vorne zu bewegen, könne Blumenthal ein gewaltiger Schritt sein.
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Henrich Kleyboldt, stellvertretender IHK-Präsident, spricht von einer großartigen Vision. „Ich glaube, man braucht jetzt diesen Mut, Dinge neu zu denken und neue Wege zu gehen.“ Sollte diese Vision umgesetzt werden, wäre dies eine Landmarke. Kleyboldt ist der Auffassung, dass diese Vision eine Aufbruchstimmung erzeugen kann. „Man muss das Unmögliche versuchen, damit man das Mögliche erreicht.“