Rom. Ein Italien-Urlaub kann in diesem Jahr teuer werden. Nicht nur die Restaurant-Preise steigen. Touristen werden regelrecht abgezockt.
Normalerweise prangert der italienische Komiker Emiliano Luccisano in seinen populären Youtube-Videos die modischen Fehlgriffe und Ticks des Durchschnittsitalieners an. In diesem Sommer legt Luccisano gegen „Gourmet-Pizzerien“ im Stiefelstaat los. Immer mehr Lokale mit Glamour-Allüren bieten Italiens Nationalspeise in Varianten an, die auch die anspruchsvollsten Feinschmecker überraschen sollen. Dementsprechend glamourös sind auch die Preise. „Eine Pizza mit den feinsten Zutaten wird für 80 Euro angeboten“, empört sich Luccisano. „Italien ist zu einer einzigen Gourmet-Pizzeria geworden – eine einfache Margherita zu 10 Euro ist nirgendwo mehr zu finden.“
Skandalöse Preise in Italien – Hier müssen Urlauber zusätzlich zahlen
Das gleiche gelte für Eisdielen. In Rom sei jede „Gelateria“ dank einer endlosen Variante von Eissorten zu einem exklusiven Lokal aufgestiegen. Das Resultat: Eine kleine Eistüte in einem Eiscafé mit Blick auf den Trevi-Brunnen ist nicht unter 5 Euro zu bekommen. Das Thema Preise erhitzt die Gemüter. Flugtickets, Hotels, Strandbäder und Gastronomie – alles wird teurer. Inflation und hohe Energiekosten treiben die Preise in die Höhe.
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Hinzu kommen skandalöse Gebühren, von denen ausländische Touristen und Italiener gleichermaßen betroffen sind. Für einen Eklat sorgte zuletzt ein Lokal am Comer See, das von einem Paar zwei Euro extra für die Halbierung seines Schinkensandwiches verlangte. Die Rechtfertigung der Lokalinhaberin, die Kunden hätten für den zusätzlichen Teller, die Servietten sowie für die Extra-Zeit bei der Vorbereitung gezahlt, überzeugte kaum. Das Lokal zog Kritik und Spott auf sich.
Auch in der Nobelortschaft Portofino in Ligurien mussten Touristen zwei Euro für einen zusätzlichen leeren Teller zahlen, den sie gefordert hatten. Eine junge Mutter in der römischen Küstenstadt Ostia kritisierte, dass sie zwei Euro für das Aufwärmen des Babyfläschchens in der Mikrowelle blechen musste und postete die Quittung in den Sozialen Netzwerken.
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Einem römischen Touristenpaar wurden in Porto Cervo im Urlaubsparadies Costa Smeralda auf Sardinien 60 Euro für zwei Espressi und zwei kleine Flaschen Wasser berechnet. Der Lokalbesitzer erklärte, die Preise seien klar ausgewiesen und hauptsächlich auf den exklusiven Blick auf die teuren Jachten im nahe gelegenen Hafen zurückzuführen.
Extremer Preisanstieg: Italiener verzichten auf gewohnte Urlaubsorte
Diese von den lokalen Medien als „verrückte Rechnungen“ bezeichneten Fälle wurden von der Verbraucherschutzgruppe „Consumerism No Profit“ dokumentiert, die in diesem Sommer in den touristischen Ortschaften Italiens einen Preisanstieg von 130 Prozent beklagt. Die Preise sind so stark angestiegen, dass viele Italiener für ihren Urlaub im August auf ihre gewohnten Urlaubsorte verzichten und sich stattdessen für Küstenländer auf der anderen Seite der Adria wie Albanien und Montenegro entscheiden.
Während Italien-Urlauber vor einem Jahr Sonnenschirme im Durchschnitt noch für 11 Euro pro Tag ausleihen konnten, kosten sie 2023 15 Euro. Liegestühle sind sogar um 42 Prozent teurer geworden und damit von 6 Euro auf 8,54 Euro gestiegen. „Die sehr starken Preiserhöhungen bei Flugreisen, Unterkünften und Gastronomie haben die Urlaubsgewohnheiten der Italiener tiefgreifend verändert“, so Furio Truzzi von der Verbraucherschutzgruppe Assoutenti.
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Viele Italiener hätten ihren Urlaub verkürzt, oder sich für billigere Destinationen entschieden. Andere mussten ganz auf Sommerferien verzichten. „Und das Paradoxe ist, dass trotz der geringeren Zahl an Urlaubstagen die Ausgaben höher sein werden: Die Sommerferien 2023 werden die Italiener 1,2 Milliarden Euro mehr kosten als 2022, obwohl sie weniger Nächte außer Haus verbringen“, berechnet Truzzi.
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Ein wunder Punkt sind auch die hohen Benzinpreise, die in Italien konstant bei fast 2 Euro pro Liter liegen. Die Regierung Meloni hatte in den vergangenen Monaten die Spritpreise dank einer Reduzierung der Benzinsteuer gedrückt. Seit Sommer ist diese Maßnahme nicht mehr in Kraft und belastet den Geldbeutel italienischer und ausländischer Urlauber. Vergebens haben Konsumentenschutzverbände die Wiedereinführung des Benzinrabatts gefordert.