Herne. Zugeparkte Straßen, weil zu viele Eltern ihre Kinder zur Schule fahren. Dieses leidige Thema soll bald ein Ende haben. Das plant die Stadt.

Mal eben das Kind vor der Schule mit dem Auto absetzen. Diese Idee haben viele Eltern in Herne. Die Folge: zugeparkte Straßen, genervte Anwohnerinnen und Anwohner, Gefahren für Kinder. Das Problem der Elterntaxis ist nicht neu. Vor wenigen Wochen gab es einen Erlass vom Land, der besagt, dass Kommunen selbst entscheiden dürfen, an Schulen Schulstraßen einzuführen und damit die Straßen für den Verkehr für eine gewisse Zeit zu Schulbeginn zu sperren.

„Das ist aber die letzte aller Lösungen“, sagt Frank Michalowski aus dem Büro des Herner Schuldezernenten Andreas Merkendorf. Ein interfraktioneller Arbeitskreis erarbeitet ab sofort mögliche Maßnahmen, um das Problem der Elterntaxis einzudämmen. Das Ziel: Bis etwa 2026 soll jede Schule in Herne analysiert und passende Maßnahmen erarbeitet werden. Dabei würden nicht nur die Grundschulen in den Blick genommen, sagt Andreas Merkendorf, sondern am Ende sollen alle 41 Schulen in Herne miteinbezogen sein.

An welchen Stellen kann es für Kinder gefährlich werden?

Die Maßnahmen können je nach Situation der Schule ganz unterschiedlich ausfallen. Um zu schauen, was an welcher Schule passt, würden in den kommenden Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Schulen und der Hochschule Bochum unter anderem die Schulwege analysiert. Wo gibt es Zebrastreifen, wo Ampeln, wo Beleuchtung? An welcher Stelle könnte es gefährlich werden? Wie kann der Schulweg so verbessert und sicherer gemacht werden, dass mehr Schülerinnen und Schüler mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen können? „Da werden wir ganz eng mit den Schulen, den Eltern und Kindern zusammenarbeiten“, betont Tanja Wasmuth, Leiterin des Fachbereichs Schule und Weiterbildung. Die daraus resultierenden Maßnahmen sollen keinesfalls „von oben herab“ bestimmt werden.

Weitere Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:

Doch wie könnte ein solches Mobilitätskonzept in Zukunft aussehen? Ein Beispiel, das für jede Schule angestrebt werde, seien Elternhaltestellen, sagt Michalowski. Die gebe es bereits an einigen Schulen. An diesen Haltestellen, die ein Stück von der Schule entfernt liegen, gebe es genügend Platz für mehrere Autos, die hintereinander ihre Kinder abliefern können. Von der Haltestelle aus würden die Schülerinnen und Schüler dann gemeinsam zur Schule geführt. „Das hat sich an einigen Schulen bereits etabliert.“ Dabei sei man aber auch auf die Hilfe der Eltern angewiesen.

„Wir erleben derzeit einen Verkehrskollaps vor vielen Schulen“: Schuldezernent Andreas Merkendorf.
„Wir erleben derzeit einen Verkehrskollaps vor vielen Schulen“: Schuldezernent Andreas Merkendorf. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Es sei wichtig, dass man bei den Kindern schon im Grundschulalter mit der Verkehrserziehung starte, „sonst gibt es ein riesiges Drama“, so Merkendorf. „Wir erleben derzeit einen Verkehrskollaps vor vielen Schulen.“ Das sei für die Anwohnerinnen und Anwohner unmöglich, aber auch für diejenigen, die ein „ehrliches“ Interesse hätten, ihr Kind beispielsweise wegen eines gebrochenen Beins an der Schule abzusetzen.

Schulzeitstaffelung eine mögliches Maßnahme

Die Straßensperrung sei dabei trotzdem nicht die beste Lösung. So gebe es beispielsweise einige rechtliche Schwierigkeiten. Es müssten Straßen entwidmet werden. „Das ist ein riesiger Verwaltungsaufwand“, sagt Michalowski. Zudem seien einige wichtige Fragen vom Ministerium noch nicht geklärt: Wie sollen etwa die entsprechenden Straßenschilder aussehen? Und: Kriegen Anwohnerinnen und Anwohner einen Anwohnerausweis, damit sie trotz Sperrung in den Bereich einfahren dürfen?

Deshalb bevorzuge die Stadt ein Konzept, das sowohl die Sicherheit und die Gesundheit als auch die Mobilität fördere. Auch eine Schulzeitstaffelung, wie es sie zu Coronazeiten bereits gab, werde in Betracht gezogen, erklärt Merkendorf. „Ich bedauere es, dass wir das nicht mehr haben.“ Es gebe keine genauen Zahlen darüber, wie viele Elterntaxis vor Herner Schulen aktuell halten. Die Stadt gehe aber davon aus, dass im Winter etwa 50 Prozent der Kinder von den Eltern gebracht werden. „Das ist wirklich schlimm“, sagt Merkendorf.

Mit vier Schulen soll zunächst gestartet werden, welche Schulen das sein werden, stehe noch nicht fest. Drei bis vier Mal im Jahr wolle sich der Arbeitskreis nun treffen und Maßnahmen für jede Schule in Herne entwickeln. „Wir wollen was Nachhaltiges schaffen.“