Herne. Um das Elterntaxi-Problem in Herne einzudämmen, will die Stadt Straßen vor Schulen sperren. Was Eltern und Lehrer dazu sagen.

Raser vor Schulen, Elterntaxis, die den Weg versperren: Der Schulweg kann für Kinder teilweise gefährlich werden. Dagegen will die Landesregierung in Düsseldorf vorgehen. Die Regierung hat den Kommunen in NRW per Erlass freie Hand gegeben, den Hol- und Bringverkehr vor Schulen selbst zu regeln, etwa durch neue Schilder oder mobile Sperren. Damit Kinder zu Fuß oder mit dem Rad sicher zur Schule kommen, können Straßen im Umfeld einer Schule temporär für den Autoverkehr gesperrt werden.

In Herne liege der Erlass der Landesregierung seit Ende 2023 vor, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Sie plane die Einrichtung solcher Schulstraßen - sollten die bürgerschaftlichen Gremien zustimmen: „Die Einrichtung temporärer Straßensperrungen, sogenannte Schulstraßen, wird seitens Stadtverwaltung Herne unter Einbeziehung weiterer Stellen wie der Polizei, der Verkehrswacht und dem Mobilitätsbeauftragten der Herner Schulen bereits geprüft.“ Dabei handele es sich immer um eine punktuelle Betrachtung und genaue Prüfung an jeder einzelnen Schule, erklärt Stadtsprecher Patrick Mammen.

Beschwerden auf gleichbleibenden Niveau

Die Straßen würden, wie in dem Erlass beschrieben, zu den maßgeblichen Bring- und Holzeiten im direkten Umfeld einer Schule für den Kfz-Verkehr gesperrt. Die genaue Umsetzung werde in der derzeitigen Prüfung noch abgestimmt. Sinn machen laut Stadt Schulstraßen an den Schulen, an denen insbesondere das umliegende Straßennetz geeignet ist, um die umzuleitenden Verkehre am Anfang und Ende sicher und leistungsfähig abzuwickeln.

Doch an welchen Straßen ist das Problem mit Elterntaxis und somit der Bedarf einer Schulstraße am größten? Oftmals werde bei diesem Thema ein subjektives Empfinden kommuniziert, sagt Stadtsprecher Patrick Mammen. Es lägen hierzu allerdings bisher keine umfänglichen objektiven Erkenntnisse - beispielsweise durch Unfälle veranlasst - vor. Diese würden im Zuge der oben genannten Prüfung gewonnen. Aus Sicht der Stadtverwaltung und der Polizei befänden sich die Beschwerden über Elterntaxen seit Jahren auf gleichbleibendem Niveau.

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Schulleiterin unterstützt die Idee der Schulstraßen

Andrea Sdun, Schulleiterin der Schillerschule, befürwortet das Prinzip der Schulstraßen. Vor der Grundschule in Herne-Mitte gebe es noch immer ein großes Verkehrschaos. Und das, obwohl die Schule schon eine Elternhaltestelle eingeführt hat. „Wir haben bei dem Thema eine aktive Elternarbeit“, sagt Sdun. Trotzdem gebe es noch immer zu viele Eltern, die nicht an der vorgesehenen Haltestelle halten - sondern wild an der Straße. Hinzu komme der Linienbus, der in beide Richtungen über die Straße fahre. Deshalb sei sie „sofort dafür“, dass die Straße vor der Schule temporär gesperrt wird. Sie kenne das bereits von einer Austauschschule in Frankreich. Dort werde der Bereich schon jetzt gesperrt, „das funktioniert gut“.

Die Verkehrssituation an der Schillerschule in Herne ist weiterhin angespannt. Hier ein Bild von 2020.
Die Verkehrssituation an der Schillerschule in Herne ist weiterhin angespannt. Hier ein Bild von 2020. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Aber wie sehen das die Eltern? Was halten sie von der Idee, Straßen vor Schulen temporär zu sperren? „Auf dem Weg zur Arbeit habe ich unsere Töchter morgens auch in der Schule abgeliefert. Wir waren immer sehr früh unterwegs. Aber ich habe immer so geparkt, dass ich niemanden behindert habe. Wenn ich heute sehe, was an den Schulen so autotechnisch abgeht, finde ich es fürchterlich. Aber auch die Parkerei am OHG ist grenzwertig. Vielleicht sollte man den Hölkeskampring während der Schulzeit auch sperren. So von 7.30 bis 18.30“, schreibt Susanne Gruppe auf der Facebookseite der WAZ Herne.

Und Silke Frey würde sich wünschen, dass man zum Wohle der Kinder ihnen mehr zutraut. „Wir waren so stolz, als wir allein zur Schule gehen durften, unterwegs wurden noch die Schulkollegen eingesammelt und wir haben es überlebt…“