Herne. Begegnungsorte statt Parkplätze: Vier neue Stadtterrassen sollen in Herne entstehen. Zwei Standorte stehen nun fest, ein weiterer wird geprüft.
Nach dem Modellversuch im vergangenen Jahr am Eickeler Markt soll es 2024 gleich vier neue Stadtterrassen in Herne geben - für jeden Stadtbezirk eine. In Eickel und Sodingen stehen die Standorte bereits fest. In Wanne wird zurzeit ein Standort von der Verwaltung geprüft. Nur in Herne-Mitte hakt es noch.
Als erfolgreich bewerteten die Stadt und große Teile der Politik die Premiere: Auf Vorschlag der Initiative „Eickeler Grünfinken“ wurde das Holzdeck von Juli bis Oktober 2023 am Eickeler Markt platziert. Für diesen neuen Begegnungsort mussten Parkplätze weichen. Neben dem Wegfall der Stellplätze stießen auch die Kosten in Höhe von 15.000 Euro auf Kritik.
Wewole baut zwei Stadtterrassen
In diesem Jahr wird es deutlich günstiger, weil das Konzept Stadtterrassen mit einem sozialen Projekt gekoppelt wird. Die Wewole fertige für die Stadt zwei Holzdecks an, berichtete Michaela Bonan vom Büro des Oberbürgermeisters in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel. Gegenüber der WAZ beziffert sie die Kosten auf insgesamt 7500 Euro. Die beiden neuen Stadtterrassen sollen in den Bezirken Sodingen und Wanne aufgestellt werden.
Die bereits 2023 im Auftrag der Stadtentwicklungsgesellschaft gebaute hölzerne Plattform bleibt in Eickel. Konkret: im verkehrsberuhigten Bereich am Sud- und Treberhaus, unweit des letztjährigen Standorts. Auf Vorschlag der Grünfinken und der SPD wird sie in Höhe von Café Messner aufgestellt, drei Parkplätze müssen dafür vorübergehend weichen. Betreut werden soll der temporäre Treffpunkt erneut von den Grünfinken. Die Initiative hatte 2023 die Stadtterrasse bepflanzt und regelmäßig von Müll befreit. Allen Unkenrufen zum Trotz gab es keinerlei Vandalismusschäden. Die soziale Kontrolle sei am Eickeler Markt gegeben, sagte Bezirksbürgermeister Adi Plickert.
Mehrere Aktionen und Veranstaltungen sollen dazu beitragen, dass die Stadtterrasse 2024 zum gewünschten Begegnungsort wird. Denkbar seien ein „Auftakt-Tag“ mit Informationen und Gesprächen, Thementage, Sprechstunden, Lesungen, Angebote für Kinder, Tauschbörsen und anderen Formate, so Bonan. Alle Termine in Eickel und an den anderen Stadtterrassen sollen öffentlich beworben werden - so unter anderem im städtischen Veranstaltungskalender.
Anders als in Eickel steht der Startschuss für die Sodinger Stadtterrasse bereits fest. „Noch vor dem 1. Mai soll sie aufgestellt werden“, sagt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert auf Anfrage. Unter mehreren von der Bezirksvertretung Sodingen gesammelten Vorschlägen ist wohl der zentralste Ort ausgewählt worden: der Parkplatz an der Mont-Cenis-Straße vor dem Zentrum mit dem Edeka-Markt. Ein Stellplatz hinter dem Bücherschrank falle dafür weg, so Grunert. Die Bevölkerung wolle man um Vorschläge und Ideen für die „Bespielung“ des Holzdecks bitten; die Betreuung des Standorts durch eine Patenschaft sei derzeit nicht geplant.
Noch nicht so weit wie in Sodingen ist man in Wanne. Eine vom Bezirk ausgeguckte Fläche auf der Hauptstraße - ein Parkstreifen zwischen dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb Steinmacher und der Laurentius-Kirche - werde derzeit von der Verwaltung auf ihre Eignung geprüft, so Bonan.
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Herne-Mitte hinkt derweil noch stärker hinterher. Aufgrund der zahlreichen Baustellen im Bezirk sei es nicht so einfach, einen Standort zu finden, sagt Bezirksbürgermeister Peter Bornfelder zur WAZ. Bei der Möblierung des öffentlichen Raumes will Herne-Mitte eine Nummer größer denken und ein Angebot des Zukunftsnetzes Mobilität NRW nutzen, das Stadtterrassen an Kommunen verleiht. Das klingt alles noch sehr vage, doch Peter Bornfelder ist davon überzeugt, dass es 2024 auch in Herne-Mitte einen solchen Begegnungsort geben wird.
CDU und FDP: Einwände, aber kein Konfrontationskurs
- Einstimmig hat die Bezirksvertretung Eickel den neuen Standort der Stadtterrasse am Sud- und Treberhaus beschlossen. CDU und FDP führten einige Kritikpunkte und Bedenken an, enthielten sich aber letztlich der Stimme.
- Beide Parteien verwiesen auf den „hohen Parkdruck“ im Eickeler Kern. „Eigentlich bräuchten wir dort 30 Prozent mehr Stellplätze“, so Martin Steinke (FDP). Die CDU erklärte, dass es am Eickeler Markt bereits Sitzgelegenheiten und Treffpunkte in ausreichender Zahl gebe. Der Sinn des Konzepts würde sich mehr erfüllen, wenn ein Ort ausgewählt würde, der bislang nicht über diese Möglichkeiten verfüge, so Fraktions-Chef Jascha Hoppe.
- Bei den Stadtterrassen gehe es nicht nur um Begegnungsorte, sagte Stadtmitarbeiterin Michaela Bonan. Es gehe auch um grundsätzliche Fragen wie „wem gehört der öffentliche Raum?“ und „wie wollen wir in Zukunft leben?“. Unterstützung erhielt sie von den Grünfinken: „Für einige ist es schwer vorstellbar, dass Parkplätze nicht das Wesentliche sind. Wir müssen etwas tun, wenn wir ein lebenswertes Umfeld haben wollen. Es ist viel wichtiger, sich dort zu begegnen, als Autos hinzustellen“, so Ruth Gerth im Bezirk.