Herne. Herne ist deutschlandweit die zweitlauteste Stadt. Das haben Daten des Umweltbundesamtes ergeben. Bürger können Hotspots nennen.
In Herne ist es so laut, dass es die Menschen krank macht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Bundesumweltamtes, deren Ergebnisse der Wochenzeitung „Die Zeit“ vorliegen. In ganz Deutschland sind demnach tagsüber 20,1 Millionen Menschen so starkem Lärm ausgesetzt, dass ihre Gesundheit darunter leidet. Nachts sind es laut Umweltbundesamt 13,6 Millionen Menschen. Langanhaltende Lärmbelastung von tagsüber mehr als 55 Dezibel und nachts über 50 Dezibel sei die Ursache für Stress, Schlafstörungen und Herzkrankheiten und damit eine der größten Gesundheitsrisiken in Städten.
Ganz vorne mit dabei: Herne. Die Stadt landet deutschlandweit auf dem zweiten Platz - hinter Düsseldorf. In Herne sind 21.900 Menschen tagsüber von Autolärm betroffen - das entspricht einem Anteil von 13,6 Prozent -, nachts sind 3400 Menschen betroffen. Damit liegt Herne mit einem Anteil von 2,1 Prozent nachts sogar auf dem ersten Platz. Auf Platz zwei liegt nachts Düsseldorf mit einem Anteil von 1,8 Prozent.
Lärm: In Wanne ist es am lautesten
Aufgeteilt wurde die Untersuchung nach drei Merkmalen: Autolärm, Zuglärm und Fluglärm. Bei den beiden letzteren Punkten ist Herne nicht so stark betroffen. Von Zuglärm werden 3200 Menschen belästigt (zwei Prozent), von Flugverkehr gar keine.
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Doch wo ist es in Herne besonders laut und somit besonders gefährlich für die Gesundheit der Hernerinnen und Herner? Auch das schlüsseln die Daten der Untersuchung auf. In Wanne ist es demnach am lautesten. 3140 Menschen sind in dem Stadtteil von Lärm belästigt. Auf Platz zwei landet Herne-Mitte mit 2710 Menschen. In Crange und Börnig hingegen leiden die wenigstens Menschen in Herne unter Lärm - 700 bzw. 720. Am lautesten ist es der Untersuchung zufolge rund um die Autobahnen, aber auch Hauptverkehrsstraßen wie die Holsterhauser Straße oder die Dorstener Straße sind für ihre Anwohnerinnen und Anwohner nicht gesund. Laut „Zeit“ herrschen dort Lautstärken von bis zu 75 Dezibel.
Berechnungsverfahren hat sich geändert
2017 hatte die Stadt zuletzt ausgewertet, an welchen Stellen es im Stadtgebiet zu laut ist. Dabei wurden 18 Stellen benannt. Ein entsprechender Lärmaktionsplan wurde 2018 erstellt. Laut einer EU-Richtlinie seien Ballungsräume sowie Orte in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken und Großflughäfen verpflichtet, in einem Turnus von fünf Jahren Lärmkarten und darauf aufbauend Lärmaktionspläne zu erstellen, teilt die Stadt mit. „Daher befindet sich die Stadt Herne derzeit in der Prüfung und Überarbeitung des Lärmaktionsplans“, erklärt Stadtsprecher Patrick Mammen. Im Rahmen der Fortschreibung des Lärmaktionsplans werde auch eine Ermittlung von Lärmschwerpunkten durchgeführt. Vor Abschluss der Prüfung würden deshalb noch keine Ergebnisse dazu veröffentlicht, so Mammen.
Seit 2022 seien alle Lärmkarten in der EU nach neuen, einheitlichen und verpflichtend anzuwendenden Berechnungsverfahren erstellt worden. Dadurch sei es zu Änderungen in den deutschen Berechnungsverfahren gekommen, sodass die neuen Lärmkarten nicht mit den Ergebnissen von 2016 bzw. 2017 vergleichbar seien, erklärt der Stadtsprecher. Durch die Änderungen in den Berechnungsverfahren würden vielerorts nun deutlich mehr lärmbelastete Personen ausgewiesen, obwohl sich die Lärmsituation zwischenzeitlich nicht wesentlich verändert habe oder gar Lärmschutzmaßnahmen ergriffen worden seien.
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Die Stadt Herne geht in die nächste Phase der Lärmaktionsplanung und lädt alle Hernerinnen und Herner zur aktiven Mitgestaltung ein. In der vierten Runde, der von der Europäischen Union vorgeschriebenen Maßnahme, soll die Lärmbelastung an den identifizierten „Hotspots“ verringert werden, um die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Das teilt die Stadt mit.
Um eine breite Beteiligung zu gewährleisten, öffne die Stadt Herne am Montag, 1. April, die Öffentlichkeitsbeteiligung über die Online-Plattform „Beteiligung NRW“. Hier hätten alle Interessierten die Möglichkeit, ihre Meinungen und Vorschläge zum Entwurf des Lärmaktionsplans einzubringen und somit direkt an der Gestaltung der Stadt mitzuwirken, so die Stadt. Die Beteiligung ist vom 1. bis 26. April 2024 unter www.herne.de/lap zugänglich. Zusätzlich können die Informationen in Papierform im Technischen Rathaus, Langekampstraße 36, Raum 413, von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0 23 23 / 16 - 38 09 eingesehen werden.
Alle eingereichten Beiträge würden sorgfältig geprüft und bei Eignung in den finalen Entwurf des Lärmaktionsplans integriert, welcher anschließend dem Rat der Stadt Herne zur Beschlussfassung vorgelegt wird.