Herne. Der dauernde Baumfrevel in Herne ärgert viele Menschen, aber auch die Stadt. Die Zerstörung von Jungbäumen wird von den Tätern akribisch geplant.

Der Baumfrevel in Herne ist nichts Neues. „Unbekannte zerstören in Herne immer wieder Jungbäume“, titelte die Herner WAZ im März 2023. Nun, ein Jahr später, muss man feststellen: Daran hat sich nichts geändert. Der Baumfrevel scheint kein Ende zu nehmen. Weiterhin werden in Herne regelmäßig neu gepflanzte Bäume abgeknickt oder an- und abgesägt. Meist gehen die Täter zielstrebig vor, bringen dabei eine Säge mit. Die Stadt ist bedient. Die Zerstörungen seien „sehr bedauerlich“ und „schaden vor allem auch dem Allgemeinwohl“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch zur WAZ. Sie stellt dabei klar: „Es handelt sich dabei um Sachbeschädigung, die wir natürlich verurteilen.“

Die letzten Baumzerstörungen liegen erst ein paar Tage zurück. Anfang März wurden von Unbekannten zwei neu gepflanzte Bäume auf dem städtischen Kinderspielplatz Drögenkamp im Bezirk Wanne abgesägt. Die beiden Bäume wurden nach Angaben der Stadt im Herbst 2023 bei der Neuerstellung des Spielplatzes gepflanzt. Schaden: 3400 Euro. Gerade mal zwei Wochen später die nächste Tat: Drei Jungbäume wurden auf der neuen Obstwiese („Voss-Wiese“) an der Gysenbergstraße abgesägt, ein weiterer im Gysenbergpark. Schaden: rund 3000 Euro.

Zerstörte Jungbäume in Herne: (v.l.) an der Voss-Wiese, die Corona-Linde auf einem Feld An der Linde und im Revierpark Gysenberg.
Zerstörte Jungbäume in Herne: (v.l.) an der Voss-Wiese, die Corona-Linde auf einem Feld An der Linde und im Revierpark Gysenberg. © FFS / WAZ | Mathias Grunert / Thorsten Schmidt / André Hirtz

Herne: Kleine Chronik der beschädigten und zerstörten Bäume

Schon 2022 und 2023 wüteten Baumfrevler. Hier ein Überblick aus den vergangenen beiden Jahren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Sie sollte an die Pandemie-Toten erinnern: die Corona-Linde in Sodingen. Mittlerweile wurde der Baum ersetzt.
Sie sollte an die Pandemie-Toten erinnern: die Corona-Linde in Sodingen. Mittlerweile wurde der Baum ersetzt. © Historischer Verein | Thorsten Schmidt

Stadt Herne: Es wird konsequent nachgepflanzt

Die Stadt Herne reagierte jeweils empört bis entsetzt. „Vandalismus in öffentlichen Grünanlagen ist leider kein neues Phänomen“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Ob der Ballung der Taten fügt sie aber an: „Dennoch sind die Fälle, in denen Bäume abgesägt werden, außergewöhnlich.“ In allen Fällen werde konsequent Anzeige erstattet. Und es werde konsequent nachgepflanzt: „Wir lassen uns von einigen wenigen nicht von unseren Vorhaben abbringen“, stellt sie klar. Konkret: Durch den Baumfrevel „gibt es auf keinen Fall weniger Pflanzungen“.

Vandalismus ist kein neues Phänomen: Anja Gladisch, Sprecherin der Stadt Herne.
Vandalismus ist kein neues Phänomen: Anja Gladisch, Sprecherin der Stadt Herne. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auffällig ist, dass ein Großteil der Jungbäume im Bezirk Sodingen beschädigt oder zerstört werden. Für Bezirksbürgermeister Mathias Grunert ist das keine Überraschung. Viele der Bäume seien im Grünen gepflanzt worden, fern von Häusern. Dort gebe es keine direkten Nachbarinnen und Nachbarn, „die soziale Kontrolle ist gering“. Natürlich könne es aber auch sein, dass der oder die Täter aus Sodingen kämen.

Ein Großteil der Jungbäume wurde in seinem Stadtbezirk zerstört: Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert.
Ein Großteil der Jungbäume wurde in seinem Stadtbezirk zerstört: Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Und was sagt die Polizei? Sie wird stets eingeschaltet, Anzeigen werden erstattet - und die Polizei kann die Verursacher doch meist nicht finden. Zu den beiden jüngsten Fällen in diesem Monat - den Baumzerstörungen auf dem Spielplatz Drögenkamp und im Gysenberg - sagt Polizeisprecher Marco Bischoff zur WAZ: „Die Ermittlungen laufen noch. Verdächtige gibt es derzeit noch nicht.“

Viele Bürger sind sauer. „Anscheinend gibt es einige Individuen in dieser Stadt, die ihren irrationalen Hass und ihren nicht nachvollziehbaren Frust über Dinge, die andere erfreuen, nicht unter Kontrolle haben“, kommentiert ein WAZ-Leser in einem Brief an die Redaktion. Er fragt: „Wie kann man, mit einer Säge bewaffnet, durch Grünanlagen schleichen und solch’ einen Baumfrevel begehen?“ Völlig idiotisch sei das und vor allem auch ein Schlag ins Gesicht jeden Naturfreundes. „Man ist geneigt, nach harten Strafen zu rufen, mit einer 50-Euro-Strafe ist es nicht getan“, heißt es weiter. Und: „So schreckt man Baumkiller nicht ab!“

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Das ist kein Einzelfall. Nur einmal stand kürzlich ein Jugendlicher (17) vor Gericht. Der Bochumer wurde wegen der Sachbeschädigung eines einzigen der im Mai 2023 im Revierpark Gysenberg neu gepflanzten Bäume angeklagt. Weitere Taten konnten ihm nicht nachgewiesen werden, zwei weitere Tatverdächtige wurden nicht belangt.

Auch der 17-Jährige kam glimpflich davon: Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt, zu einem Schuldspruch kam es nicht. Der Angeklagte wurde vom Gericht nur ermahnt, außerdem wurde ihm aufgegeben, 50 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu zahlen.