Herne. Staunen über die CDU, Familiäres aus Eickel, erste Weichenstellen für die Bundestagswahl 2025: der Wochenrückblick im Herner Politgeflüster.
Die große Eickeler Familie
So etwas ist in regulären Sitzungen von Rat, Ausschüssen und Bezirksvertretungen sehr selten zu beobachten: „Wir haben heute mehr Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung als Tagesordnungspunkte“, stellte Bezirksbürgermeister Arnold Plickert am Donnerstag zu Beginn der Sitzung der Bezirksvertretung Eickel im Bürgersaal des Sud- und Treberhauses erfreut fest. Und freuen könnten sich auch die Stadtmitarbeiterinnen und - mitarbeiter, sagte der Sozialdemokrat in Richtung Verwaltung. Denn: „Wenn Sie zu uns kommen, brauchen Sie sich nicht zu fürchten und keine Angst zu haben. Die Bezirksvertretung in Eickel ist wie Familie.“ Wie das in Familien aber nun mal so ist, wird bisweilen Klartext geredet. Dafür war diesmal die SPD zuständig, die seit acht Jahren bei der Verwaltung erfolglos auf Veränderungen bei der Betonwüste Röhlinghauser Marktplatz drängt. SPD-Bezirksverordneter Heinz Gers berichtete, dass ihm jüngst ein Bürger in einem Gespräch zu diesem Thema gesagt habe: „Ihr werdet doch von der Verwaltung verarscht.“ Er habe diesmal widersprochen. „Das nächste Mal werde ich das nicht mehr tun“, so seine Ansage an die Familie, Verzeihung: an die Verwaltung.
Kobra Wegmann, Lothar Matthäus und die CDU
Von dem bekannten Fußballer und Philosophen Jürgen „Kobra“ Wegmann (unter anderem BVB, Bayern, S04 und RWE) ist dieses Zitat überliefert: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.“ Diese Weisheit ist aktuell auch auf die Herner CDU zu übertragen. Konkret: auf den Start in den Wahlkampf zur Europawahl, die am 9. Juni stattfinden wird. Bei Diskussionen mit Erstwählerinnen und -wählerinnen am Gymnasium Eickel und wenige Tage später am Pestalozzi-Gymnasium - das Wahlalter ist von 18 auf 16 herabgesenkt worden - waren mehrere Parteien am Start (die WAZ kommt auf die Veranstaltungen in Kürze zurück). Doch ausgerechnet die derzeit in Umfragen bundesweit führende CDU fehlte in beiden Schulen. In Eickel aus nachvollziehbaren Gründen, denn die Schülervertretung hatte das Los darüber entscheiden lassen, welche sieben von den 14 derzeit im Europaparlament vertretenen deutschen Parteien an der Podiumsdiskussionen teilnehmen sollen. Den Kürzeren zogen neben der CDU auch AfD und FDP.
Am Pestalozzi-Gymnasium kann man allerdings nicht von Pech sprechen, weil dort eine Einladung der Schule ans Büro des CDU-Europaabgeordneten Dennis Radtke (Bochum) rausgegangen war. Trotzdem blieb der CDU-Stuhl unbesetzt - zum Ärger der Herner CDU-Spitze, die erklärte, bis zum Anruf der WAZ (kurz nach der Veranstaltung) nicht von dem Termin gewusste zu haben. Wird dieser Fauxpas im Politgeflüster vielleicht zu sehr „hoch sterilisiert“ (Ex-Nationalspieler Bruno Labbadia)? So oder so - die CDU hat bis zum 9. Juni noch reichlich Gelegenheit, im Wahlkampf präsent zu sein und der Empfehlung von Fußballlegende Lothar Matthäus zu folgen: „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“
Eine erste Empfehlung für die Bundestagswahl 2025
Die nächste Bundestagswahl findet erst in rund eineinhalb Jahren statt. Das hindert Parteien nicht daran, schon jetzt Weichen zu stellen. So hat der Herner CDU-Kreisvorstand in dieser Woche einstimmig die Empfehlung gegeben, dass Partei- und Ratsfraktions-Chef Christoph Bußmann 2025 im Wahlkreis Herne-Bochum II kandidieren wird, so wie er es schon 2021 getan hat. Überraschend ist das nicht, wirft aber eine neue Frage auf: Wer wird für die CDU bei der OB-Wahl gegen Frank Dudda antreten? Fortsetzung folgt.