Herne/Bochum. Ein Student aus Bochum will in einem Herner Café Falschgeld kaufen. Als der Deal platzt, rennt er zur Polizei - und verrät sich am Ende selbst.
Im Café Extrablatt in der Herner Fußgängerzone will ein 21-Jähriger von einem fremden Mann 3000 echte Euro in 21.000 falsche Euro tauschen. Doch der via Messenger verabredete Deal erweist sich als Falle. Der Student wird von einem der beiden vermeintlichen Verkäufer mit Reizgas besprüht, sein echtes Geld ist er los. Nur weil er dann ausgerechnet sofort zur Polizei läuft, kommt die schräge Geschichte überhaupt ans Licht.
Nachdem der 21-Jährige auf der Polizeiwache sein Leid geklagt, Anzeige erstattet und dabei auch die von ihm angestrebte „Geldvermehrung“ gebeichtet hatte, war er natürlich auch selbst in das Visier der Ermittlungen geraten. Auf der einen Seite war er zwar Opfer, auf der anderen aber eben auch Täter. Die Konsequenz: eine Anklage wegen versuchter Geldfälschung vor dem Bochumer Jugendschöffengericht.
Student: „Ich weiß auch nicht wofür, aber ich wollte das Geld einfach haben“
„Das war ein dummer Fehler“, gab der Management-Student aus Bochum zu Prozessbeginn zu. Und erzählte dann auch vor Gericht seine Geschichte: „Ich habe über ‚Telegram‘ öfter solche Angebote erhalten. Irgendwann dachte ich mir, ich mache das jetzt“, erinnerte sich der 21-Jährige. Und warum das Ganze? Wofür sollte das Falschgeld sein? Wie und wo wollte er die Blüten in den Umlauf bringen? „Keine Ahnung“, erklärte der Angeklagte. „Ich war auch nicht in Geldschwierigkeiten, oder so. Meine Eltern haben mich unterstützt, mir ging es gut. Ich weiß auch nicht wofür, aber ich wollte das Geld einfach haben.“
Gemeinsam mit einem Studienfreund habe er damals den Falschgeld-Plan geschmiedet. Ein Telegram-User habe angeboten, ihm 21.000 Euro Falschgeld in 50-Euro-Scheinen für 3000 Euro zu verkaufen. Er selbst, so der Angeklagte, habe daraufhin 1000 Euro von seinem Sparkonto abgehoben. Sein Kommilitone habe die restlichen 2000 Euro beigesteuert und dann letztlich für den 23. September 2023 auch das Tausch-Treffen in dem Café auf der Bahnhofstraße vereinbart. Abgesprochen sei gewesen, so der 21-Jährige, dass nur er in das Café gehe.
Wie verabredet erschienen der Telegram-User und ein Begleiter gegen 21 Uhr, übergaben dem Angeklagten einen falschen 50-Euro-Schein als Qualitätsprobe. Der 21-Jährige wiederum übergab seine 3000 echten Euro. Der unbekannte Begleiter gab vor, das restliche Falschgeld zu holen. Als der Mann nach 40 Minuten immer noch nicht zurück war, stellte der nervöse Student den mit ihm wartenden Telegram-User zur Rede. Der sprühte ihm kurzerhand Pfefferspray ins Gesicht und flüchtete. Der Student lief daraufhin zur Polizei.
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Das Jugendschöffengericht verurteilte den 21-Jährigen wegen versuchter Geldfälschung zur Ableistung von 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Außerdem muss er 500 Euro Geldbuße an den Deutschen Kinderschutzbund zahlen. „Das war absolut keine Bagatelle“, mahnte Richterin Maren Butscher. Einzig, weil man dem zur Tatzeit 20 Jahre alten Studenten letztlich doch noch das Jugendstrafrecht zugebilligt habe, sei Raum für ein Abweichen von der üblichen Mindeststrafe (ein Jahr Haft) gewesen. Auch habe für ihn gesprochen, dass er bislang unbestraft war, sofort alles zugegeben, sich letztlich ja sogar selbst angezeigt hat, so das Gericht. Gegen den Studienfreund wird separat ermittelt. Er ist aktuell in Frankreich (Auslandssemester).