Herne. . Vor einigen Tagen hat im neuen Stadthaus das Café Extrablatt eröffnet. Geschäftsführer Julian Rommel weiß, warum der Sonnenstand entscheidend war.

Das Stadthaus Herne am Robert-Brauner-Platz strebt seiner Vollendung entgegen. Deutliches sichtbares Zeichen für die Revitalisierung: Vor wenigen Tagen eröffnete das Café Extrablatt. Geschäftsführer Julian Rommel (34) erläutert im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann, wie die Entscheidung für Herne gefallen ist.

Herr Rommel, Herne war lange Zeit ein weißer Fleck auf der Landkarte für das Café Extrablatt. Wie kam es zur Entscheidung für die Stadt?

Rommel: Da spielt meine eigene Geschichte eine Rolle. Ich bin totales Ruhrpottkind und komme aus Bochum, habe dort Jura studiert. Und bin schon seit 1999 für Extrablatt tätig, erst als Schüler, dann als Student. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir das mehr Spaß macht als ich dachte. Ich habe dann überlegt, ob ich nicht selbst einen Standort finde.

Das klare Ziel war also, einen eigenen Standort zu führen?

Genau. Ich habe mir eine Landkarte genommen und geschaut, in welchen Städten noch kein Extrablatt ist. Ich habe mir mehrere Städte angeschaut, unter anderem diesen Standort.

Erfüllt Herne denn die Voraussetzungen für einen Extrablatt-Standort?

Ja, mittlerweile eröffnen wir sogar in deutlich kleineren Städten als Herne unsere Betriebe. Unter anderem haben wir in Beckum Ende letzten Jahres einen guten Standort für uns finden können. Die Stadt hat um die 40 000 Einwohner. Deshalb passt Herne mit seinen knapp 160 000 Einwohnern gut zu unserem Konzept. Dann kamen aber noch andere Faktoren dazu.

Julian Rommel auf der Terrasse des Extrablatts. Außengastronomie ist eine wichtige Säule des Geschäfts.
Julian Rommel auf der Terrasse des Extrablatts. Außengastronomie ist eine wichtige Säule des Geschäfts. © Dietmar Wäsche

Welche waren das?

Unter anderem der Sonnenstand.

Wieso spielt denn der Sonnenstand eine so große Rolle?

Früher sollte Extrablatt mehr Kneipenfeeling haben. Das soll auch heute noch so sein, man hat aber irgendwann erkannt, dass sich das Hauptgeschäft in den Sommermonaten nach draußen auf Terrassen verlagert. Dadurch muss eine entsprechende Außengastronomie her, das ist sehr wichtig bei der Wahl des Standorts. Und da gilt: Keine Sonne gleich schwieriger Standort, mehr Sonne gleich besserer Standort, weil die Leute in der Sonne sitzen wollen, gerade im Frühling und im Herbst bei den ersten und letzten Sonnenstrahlen. Deshalb habe ich hier mit meinem Handy gestanden, den Kompass angeschaltet und habe mir den Sonnenverlauf angeschaut.

Also ohne Außengastronomie wäre der Standort nicht in Frage gekommen?

Nein.

Wie hoch ist denn der Anteil der Außengastronomie am Umsatz?

Schwer zu sagen. Es kommt ja auch aufs Wetter an. Aber es dürfte mindestens die Hälfte sein, im Sommer vielleicht mehr. Und der Herbst und der Frühling tragen eben dazu bei.

Was spricht noch für den Robert-Brauner-Platz?

Die zahlreichen Veranstaltungen. Wir hoffen, dass wir unsere Terrasse dort integrieren können, so dass alle dazu beitragen, den Platz und Herne wieder attraktiver zu machen. Das erste Feedback von den Gästen ist, dass man endlich wieder was in Herne hat, was alles von morgens bis abends anbietet. Wobei Kostbar, Nils oder Burgerado unheimlich wichtig für die Stadt sind.

Wenn Sie den Platz attraktiver machen wollen, welche Meinung haben Sie dann zum ehemaligen Hertie-Haus?

Ich würde mich unheimlich freuen, wenn dort auch gastronomisch etwas passieren würde, um den Platz zu beleben. Ähnlich wie das im Bermuda-Dreieck in Bochum der Fall ist.

Welche Chancen hat die Herner Innenstadt insgesamt aus Ihrer Perspektive?

Ich bin überzeugt, dass es wieder aufwärts gehen kann. Im City-Center bewegt sich ja schon etwas. Wenn der Robert-Brauner-Platz mal umgestaltet wird, ist es auch eine Bereicherung für die Stadt. Herne hat Potenzial.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Start?

Die Resonanz ist super, die Herner haben sich gefreut, dass etwas passiert.

Knapp 60 Mitarbeiter gehören zum Team

Bei der Neuansiedlung des Café Extrablatts sind auch neue Arbeitsplätze entstanden.

Laut Julian Rommel umfasst die Belegschaft zurzeit knapp 60 Mitarbeiter. Dies teile sich auf in Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie studentische und 450-Euro-Jobber. Fast alle Kräfte seien komplett neu eingestellt worden.
Café Extrablatt wurde 1988 gegründet und hat etwa 70 Standorte bundesweit.