Herne. Die Zahnklinik „Denta1“ in Herne soll eine der größten Zentren ihrer Art in Deutschland werden. Nun steht fest, wann die Behandlungen beginnen.
Noch wimmelt es von Handwerkern: Fußböden werden verlegt, Wände und Decken werden gestrichen, zahllose Kabel verlegt, die Parkplätze gepflastert. Da mag man kaum glauben, dass diese Baustelle langsam auf die Zielgerade einbiegt: Doch in einigen Wochen soll die Zahnklinik „Denta1“ in Herne-Mitte eröffnet werden.
Bei näherer Betrachtung seien es gleich mehrere Termine, so Bauherr Dr. Stefan Helka beim Ortstermin mit der Herner WAZ-Redaktion. So soll Anfang Mai eine Veranstaltung mit geladenen Gästen stattfinden, am 13. Mai finde ein Tag der offenen Tür statt - und einen Tag später sollen die Behandlungen in den neuen Räumlichkeiten beginnen. „Termine können schon gebucht werden“, so Helka, einige Patienten hätten sich bereits einen Termin in der ersten Woche gesichert. „Da ist wie bei Jungfernfahrten, da wollen manche Passagiere unbedingt dabei sein.“
Dass es wohl eine gewisse Neugierde gibt, ist nicht verwunderlich, schließlich hat Helka „Denta1“ als eins der größten Zentren dieser Art bundesweit angekündigt, das neue Maßstäbe setzen werde. Dort, wo jetzt noch Handwerksmaterial und Baustaub die Szenerie bestimmt, werden in einigen Wochen rund 20 Behandlungs- und Prophylaxeräume in Betrieb sein, hinzu kommen OP-Räume für die Implantologie, ein eigener Kinderbereich, der Wartebereich soll auch als Veranstaltungsfläche genutzt werden können. Es werde ein eigenes Zahnlabor einziehen, ebenso die eigene Kommunikationsagentur Denta1Media. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich in einem eigenen Fitness-Center in Form halten können, Patienten, die aus größerer Entfernung anreisen, können übernachten. Und ja, es gebe die erste Buchung dafür, so Helka. Auch eine Physiotherapie-Praxis finde ihren Platz. Bis auf eine Ausnahme (eine Bäckerei wird nicht kommen) habe er die ursprüngliche Planung realisiert.
Start mit einer 60-köpfigen Mannschaft
Inzwischen stehe auch das neue Team weitgehend. Von den ausgeschriebenen Stellen seien drei Viertel besetzt, „wir hatten 620 Bewerbungen“, so Helka. Gerade bei den Ärzten habe ein strenger Auswahlprozess stattgefunden, bei der Qualität sei er sehr wählerisch. Auch deshalb sei extra eine Stelle für die Kundenzufriedenheit geschaffen worden. Zum Start umfasse das Team etwa 60 Köpfe, davon neun Ärzte, doch schon zum Jahresende könnten diese Zahlen wachsen.
Eine andere Zahl, die gewachsen ist: die Investitionskosten. Die sind von zwölf auf rund 18 Millionen gestiegen. Hinzu kommen Betriebs- und Personalkosten. Helka hat sich also was vorgenommen. Doch er zeigt sich überzeugt, dass die Rechnung am Ende aufgeht, dafür seien mehrere Szenarien durchgerechnet worden. So habe er in seiner jetzigen Praxis an der Steinstraße in Wanne-Süd knapp 2000 Patientinnen und Patienten. Damit sei die Kapazität erschöpft. im „Denta1“ will er diese Zahl verdoppeln.
Seit drei Jahren eine 85-Stunden-Woche
Ein wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, ist sein Youtube-Kanal. 2018 gestartet, habe dieser nun etwa 115.000 Abonnenten und sei damit der größte im deutschsprachigen Raum. Helka: „Wir wissen, wie wir Kommunikation einsetzen müssen, um einen Bedarf zu erzeugen.“ Nicht zuletzt auf Grund der Aktivitäten in den sozialen Netzwerken habe er Patienten aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.
Außerdem gibt Helka selbst alles für den Erfolg des Projekts. Er stehe nach wie vor 40 Stunden in der Woche am Stuhl, unter anderem jeden Mittwoch von 13 bis 21 Uhr am zweiten Standort in Plettenberg. Diese Praxis sei mittlerweile die größte im Umkreis. Seit drei Jahren habe er eine 85-Stunden-Woche, „aber ich mache es gerne, es ist meine Berufung. Sonst wäre es ja langweilig.“
Ehemalige Praxispartner streiten vor dem Herner Arbeitsgericht
In der kommenden Woche wird Helka einen Teil dieser 85-Stunden-Woche im Herner Arbeitsgericht verbringen müssen. Der Grund: Helka und sein früherer Praxispartner Philipp Poss gehen seit einiger Zeit getrennte Wege - eine Überraschung, denn beide waren in der Vergangenheit immer gemeinsam aufgetreten, etwa bei der Präsentation des Projekts im Rathaus oder noch beim Richtfest vor ziemlich genau einem Jahr. Man habe sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt, deutet Helka die Gründe für die Trennung an, ohne ins Detail zu gehen. Er wolle keine Schlammschlacht. Irgendwann habe Poss fristgerecht gekündigt, die Entwicklung danach habe ihm als Arbeitgeber keine andere Wahl gelassen, Poss seinerseits fristlos zu kündigen. Nun sieht man sich vor Gericht. Auswirkungen auf das Klinikprojekt habe dieser Streit jedoch nicht, so Helka.