Herne. In Herne hat die zweite Anti-AfD-Demo stattgefunden. Hunderte Menschen kamen zum Rathaus. Die Parteien unterschrieben das Herner Versprechen.

Zum zweiten Mal kamen am Dienstagabend Hunderte Menschen in Herne zusammen und stellten sich geschlossen gegen Rechts und gegen die AfD. Im Mittelpunkt der Kundgebung, die vom Bündnis Herne organisiert wurde, stand dieses Mal die Unterzeichnung des „Herner Versprechens“. Vertreterinnen und Vertreter aller demokratischer Parteien in Herne versammelten sich nach der Ratssitzung auf der Bühne und unterzeichneten das Versprechen, in Zukunft niemals mit der AfD zu kooperieren und zusammenzuarbeiten.

Als erster unterschrieb Christoph Bußmann, CDU-Fraktions- und Parteichef. Der Christdemokrat war Ende Januar in die Kritik geraten, weil er nicht zur Demonstration gegen AfD und Rechtsextremismus aufrufen wollte. Die CDU rufe nicht zu Antifa-Demos auf, hatte Bußmann damals gesagt und die Veranstalter – die Herner Initiative „Schirme gegen Rechts“ – als Linksextreme bezeichnet. Letztere Aussage zog er kurz darauf zurück.

Auf der Bühne sagte er am Dienstagabend: „Wir haben das C im Namen. Christliche Politik hat keinen Platz für Rassismus. Für uns wird es niemals eine Zusammenarbeit mit der AfD geben.“ Und Hendrik Bollmann, SPD-Vorsitzender, ergänzte: „Lasst uns diese Wochen als Anlasspunkt sehen, um dauerhafte Demokratie zu stärken und sich nicht von Hass und Hetze trennen zu lassen.“

Die Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien in Herner unterschrieben das Herner Versprechen. Hier spricht Hendrik Bollmann, SPD-Vorsitzender.
Die Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien in Herner unterschrieben das Herner Versprechen. Hier spricht Hendrik Bollmann, SPD-Vorsitzender. © WAZ | Wittor

Schüler stehen bei Kundgebung in Herne auf der Bühne

Vor der Unterzeichnung des Herner Versprechens gab es auf der Bühne einige Redebeiträge. Unter anderem stand Havle Nazik (20), die der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen angehört, wieder auf der Bühne. Sie hatte bereits bei der ersten Demonstration im Januar eine bewegende Rede gehalten hat.

+++ Hier gibt es die Rede zum Nachlesen. +++

Doch nicht nur Narzik stand als Vertreterin der jungen Generation auf der Bühne. Neben der Trommelgruppe der Hans-Tilkowski-Schule, die mehrmals auf der Bühne gegen Hass trommelte, stand Aziz Ayhan vor dem großen Publikum. Der Schüler der Mont-Cenis-Gesamtschule machte deutlich: „Wir wollen eine bunte Schule bleiben.“ Die Schule stelle sich gegen Rassismus. „Jeder einzelne ist wertvoll“, betonte der 18-Jährige.

Weitere Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:

Ähnlich sahen es auch die 1400 Menschen, die sich vor dem Rathaus mit Fahnen, bunten Schirmen und Plakaten versammelten hatten. Gerade die Schulen seien jetzt gefragt, sagte Christel Barkowski, die in vorderster Reihe stand und aufmerksam das Bühnenprogramm verfolgte. Die aktuelle Situation mache sie wütend. Oft fühle sie sich machtlos. Umso wichtiger sei es, solche Veranstaltungen wie diese zu besuchen.

Herner Versprechen: „Wir versprechen wachsam zu bleiben“

Elke Borkenstein sei zum ersten Mal auf einer Demonstration gegen die AfD. „Ich bin hier, um die Demokratie aufrechtzuerhalten“, sagte sie. Und Marion Gonzalez erklärte: „Ich setze mich überall gegen Faschismus ein.“ Das fange für sie schon im Kleinen an. „Ich habe mich schon immer dafür eingesetzt. Man kann nicht einfach alle Menschen über einen Kamm scheren“, sagte die 59-Jährige.

In dem Herner Versprechen, das ein Vertreter des Bündnis Herne, vorlas, heißt es: „Herne ist eine Stadt der Vielfalt, der Toleranz und des Respekts. [...] Rechtsextremen Plänen werden wir uns als Herner Stadtgesellschaft jederzeit entschlossen und gemeinsam entgegenstellen. [...] Das Ausschließen oder Diskriminieren vieler verschiedener Menschen führt nur dazu, dass es uns allen am Ende schlechter geht. [...] Freiheitlich demokratische Werte müssen immer wieder neu verteidigt werden. Aus diesem Grund wird es von allen Unterzeichnern dieses Versprechens niemals eine wie auch immer geartete Kooperation mit rechtsextremistschen Akteurinnen und Akteuren wie aktuell der AfD geben. [...] Wir versprechen wachsam zu bleiben und aktiv gegen jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit einzutreten.“