Herne. Azubi-Speeddating? Gehört in Herne ab sofort der Vergangenheit an! So will das Bündnis für Arbeit Jugendlichen nun den Weg in den Beruf bahnen.
Azubi-Speeddating - das war vor einigen Jahren das ganze heiße Ding, um Jugendliche mit Unternehmen in Kontakt zu bringen und eine Ausbildung anzubahnen. In Herne gehört dieses Format ab sofort der Vergangenheit an. Der Nachfolger hatte am Mittwoch Premiere.
800 Jugendliche, 60 Herner Unternehmen
„Move2Beruf“ - hinter diesem denglischen Titel verbirgt sich ein Format, bei dem Schülerinnen und Schüler sich zu den Unternehmen bewegen (move), um dort einen direkten Blick auf ihren potenziellen Beruf werfen zu können. Und vielleicht hat der ein oder andere ja gleich eine Bewerbungsmappe dabei. Der Start konnte sich jedenfalls sehen lassen. Etwa 800 Jugendliche aus allen maßgeblichen Schulformen waren unterwegs, rund 60 Unternehmen öffneten ihre Türen und Produktionsstätten...
...unter anderem die Vulkan-Gruppe in Crange. Das Familienunternehmen, das mit seinen Schiffskupplungen Weltmarktführer ist, präsentierte gleich acht unterschiedliche Berufsbilder. Die Chancen für die Bewerber sind eigentlich bestens, denn: Vulkan habe zwar zurzeit 26 Auszubildende (bei insgesamt rund 660 Mitarbeitern), doch Personaldirektor Achim Schulz hätte gerne noch mehr Nachwuchs. „Doch wir können nicht alle offenen Ausbildungsplätze belegen.“ Auch wenn Vulkan ein attraktiver Arbeitgeber sei. Die Zukunftsaussichten seien gut, das Unternehmen wachse (und hat im vergangenen Jahr 100 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt), es gebe Karrierechancen, und Vulkan biete auch weiche Faktoren - die aber gar nicht mehr weich seien, so Schulz. Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, Weiterbildungen, eine familiäre Firmenkultur bis hin zu einer Kantine. Wer Dinge wie diese nicht bieten könne, habe weniger Chancen, Nachwuchs zu gewinnen. Und das sei immer wichtiger, da sich immer mehr Babyboomer in den Ruhestand verabschieden. Vulkan bespiele alle Kanäle. Auf Instagram ist das Unternehmen mit einem eigenen Azubi-Konto aktiv.
Ausbildungsmarkt entkoppelt sich von der lahmenden Konjunktur
Frank-Neukirchen Füsers, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, betonte zum Auftakt des neuen Formats, dass die Chancen für junge Menschen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, seit Jahrzehnten nicht so gut gewesen seien wie aktuell. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass die Zahl der Arbeitslosen in Herne im Januar erneut gestiegen sei. Aufgrund der demografischen Entwicklung suchten die Firmen immer stärker Nachwuchs. Der Ausbildungsmarkt entkoppele sich immer stärker von der allgemeinen - lahmenden - Konjunktur, so Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände.
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Mit „Move2Beruf“ übernimmt das Herner Bündnis für Arbeit offenbar erneut eine Vorreiterrolle. Genau wie die Jugendberufsagentur im Berufskolleg, die vor wenigen Tagen vorgestellt wurde, gebe es in der Region noch kein ähnliches Format wie „Move2Beruf“, so die Akteure. Hinzu kommen Programme wie die Berufsfelderkundungen oder „Kein Abschluss ohne Anschluss“ - Herne zieht quasi jedes Register, um junge Menschen in Arbeit zu bringen. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda hat Ausbildung inzwischen als strategischen Ziel formuliert. Sie sei ein Mittel zum Aufstieg für die Jugendlichen, aber auch Mittel zum Aufstieg für die Stadt insgesamt.