Herne. Kriminelle haben an einem Wochenende in aller Ruhe hochwertige Maschinen vom Betriebshof der Stadt Herne stehlen können. Das wirft Fragen auf.

Die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralen Betriebshofes der Stadt an der Meesmannstraße gehen freitags gegen Mittag ins Wochenende und kehren am frühen Montagmorgen zurück. Am ersten Dezemberwochenende nutzten Einbrecher diesen Zeitraum für eine kriminelle Extraschicht und stahlen unbemerkt hochwertige Maschinen und Werkzeuge des Fachbereichs Stadtgrün.

In einer knappen Pressemeldung schilderte die Polizei wenige Tage später den Vorfall und bat um Zeugenhinweise. Der Einbruchdiebstahl müsse sich im Zeitraum von Freitag, 1. Dezember, um 15 Uhr bis Montag, 4. Dezember, um 5 Uhr ereignet haben, hieß es. Die unbekannten Täter hätten sich gewaltsam Zugang zum Innenraum der Halle verschafft. Es sei davon auszugehen, dass sie für den Abtransport der Beute ein Fahrzeug benutzt haben. Die Tatsache, dass es sich um den Zentralen Betriebshof der Stadt handelte, enthielt die Polizei der Öffentlichkeit damals - warum auch immer - vor und schrieb nur von einer „Lagerhalle an der Meesmannstraße 9“.

Stadt: Versicherung erstattet den Schaden

Ein politisches Nachspiel gab es nun am Mittwochabend im Umweltausschuss im Herner Rathaus. Auf Nachfrage von Barbara Merten (CDU) bestätigte die Verwaltung, dass es sich beim Tatort um den Zentralen Betriebshof der Stadt handelt. Über die Höhe des finanziellen Schadens und die Zahl der gestohlenen Maschinen sagte David Hucklenbroich (Stadtgrün) in der Sitzung nichts. Die Bestandsaufnahme sei noch nicht abgeschlossen. Die Stadt gab aber Entwarnung bezüglich negativer Folgen des Einbruchs.

Klärungsbedarf: Die CDU-Stadtverordnete Barbara Mertens hakte bei der Stadt nach. (Archivbild)
Klärungsbedarf: Die CDU-Stadtverordnete Barbara Mertens hakte bei der Stadt nach. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Anders als im Frühjahr oder im Sommer sei im Winter die Zahl der notwendigen „vegetationstechnischen Maßnahmen“ im Winter überschaubar. Dringende Arbeiten im Stadtgebiet hätten durch zwei dezentrale Betriebsstellen von Stadtgrün übernommen werden können, so Hucklenbroich. Ohnehin würden in Herne bei der Grünpflege zahlreiche Aufgaben an externe Betriebe vergeben.

Die wichtigste Botschaft an die Politik: Die Versicherung werde den finanziellen Schaden übernehmen. Dank der Zusage einer Kostenübernahme hätten für die laufende „Fällsaison“ Ketten- und Motorsägen relativ zügig beschafft werden können, so der stellvertretende Stadtgrün-Chef. Die weiteren gestohlenen Maschinen und Werkzeuge würden bis zum Frühjahr ersetzt.

Und auch das kündigte die Stadt an: In Zukunft würden Einbrecher nicht mehr die Möglichkeit haben, sich in aller Ruhe zu bedienen. Es sei eine über künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte Videoüberwachung mit Aufschaltung zur Polizei installiert worden. Bewegungen auf dem Betriebsgelände außerhalb der Dienstzeit würden umgehend registriert.

Unverständnis und Kritik: CDU und Grüne haken nach

In der Politik wurde trotzdem Kritik laut. Gerhard Kalus (Grüne) und Barbara Merten äußerten ihr Unverständnis, dass der erst 2020 von der Stadt bezogene Neubau des Zentralen Betriebshofes nicht von vorneherein mit solchen Schutzmaßnahmen versehen worden sei. Die CDU wollte zudem wissen, ob die Nachrüstung zusätzliche Kosten im Haushalt verursache und ob die Versicherung trotz des offenbar unzureichenden Schutzes den Schaden denn komplett erstatte.

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Von unzureichenden Schutzmaßnahmen könne nicht die Rede sein, weil die Versicherung ja alle Kosten übernehmen werde, sagte der zuständige Dezernent Karlheinz Friedrichs. Er schloss allerdings nicht aus, dass der Vermieter des Betriebshofs - die Stadttochter Entsorgung Herne - wegen der neuen Überwachungstechnik die Miete erhöhen könnte.

Der städtische Entsorgungsbetrieb hatte den rund 12 Millionen Euro teuren Betriebshof in direkter Nachbarschaft zum eigenen Wertstoffhof gebaut, um ihn anschließend für 18 Jahre an die Stadtverwaltung zu vermieten. Schon kurz nach der Eröffnung klagten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt über erhebliche Mängel und Missstände im Gebäude sowie auf dem Gelände und sprachen von einer „Schrottimmobilie“.