Herne. Weil die Schutztore nicht funktionieren, ist die Betonwand des Herner Shoah-Mahnmals seit Jahren verhüllt. Nun soll eine Videoüberwachung helfen.
Das mehrfach geschändete Shoah-Mahnmal soll durch eine Videoüberwachung geschützt werden. Das fordern SPD und CDU in einem gemeinsamen Antrag an den Rat.
Hintergrund ist der Totalausfall der Schutztore. Diese wurden an das 2010 auf dem Willi-Pohlmann-Platz eröffnete Shoah-Mahnmal angebracht, nach dem Unbekannte mehrfach die Betonwand des Denkmals beschädigt hatten. An der Wand sind 401 Okulare aus Glas angebracht, die die Namen, Geburts- und Todesdaten der jüdischen Nazi-Opfer aus Herne zeigen. Die Schutztore aber funktionieren nicht, wie Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) zuletzt im WAZ-Interview einräumte: „Die Tore sind einfach so schwer, dass es keine auch finanziell vertretbare technische Lösung gibt, um sie regelmäßig zu öffnen und wieder zu schließen.“ Deshalb ist die Betonwand seit Jahren meist verhüllt, um sie zu schützen. Der OB brachte eine Videoüberwachung ins Spiel. „Wenn wir das Mahnmal mit den Okularen ohne Schutz präsentieren, müssen wir mit Angriffen auf das Mahnmal rechnen“, sagte er. Und fügte an: „Die Tore einfach ohne jegliche Vorkehrung geöffnet zu lassen, das wird also nicht funktionieren.“
Den Ball nehmen nun die Koalitionspartner im Herner Stadtrat, SPD und CDU, auf. Sie sprechen sich für eine dauerhafte Öffnung der Betonwand sowie eine Videoüberwachung aus. „Das Shoah-Mahnmal muss dauerhaft geöffnet werden“, fordert SPD-Fraktionschef Udo Sobieski in einer Mitteilung. Viel zu lange stehe es ummantelt in Herne-Mitte. Die Öffnung zu Gedenkveranstaltungen allein reiche nicht aus: „Die Erinnerungsstätte muss der Öffentlichkeit zukünftig wieder vollumfänglich präsentiert werden.“
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Gerade in der heutigen Zeit, so Sobieski, sei die Erinnerung an die Gräueltaten von Nationalsozialismus und Antisemitismus ein sehr wichtiges Gut, das nicht von der Angst vor möglichen Anschlägen in den Hintergrund gedrängt werden dürfe. Daher wollen die Fraktionen von SPD und CDU für die kommende Sitzung des Rates am Dienstag, 20. Februar, einen Antrag stellen, der die Öffnung der Gedenkstätte sowie eine Videoüberwachung vorsieht. Die Installation einer Schutzvorrichtung sei seinerzeit „sinnvoll und richtig“ gewesen, meint der SPD-Fraktionschef. „Es ist jedoch an der Zeit, neue Wege zu gehen“, fügt er an. Die Installation von Videotechnik wirke abschreckend und könne weiteren Vandalismus verhindern. Die breite Stadtgesellschaft, fordert er, sollte beim Thema Antisemitismus klar Farbe bekennen und eine Haltung zeigen: „Das muss sich auch im Stadtbild widerspiegeln.“
Eine Videoüberwachung für das Shoah-Mahnmal wurde in den vergangenen Jahren schon mehrfach gefordert, unter anderem 2016 von OB Dudda selbst sowie ein Jahr später auch vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Bislang hieß es im Rathaus aber stets, dass Kameras dort nicht erlaubt seien. Nun, so der OB, gebe es aber eine „neue Rechtsauskunft“. Nach der sei eine Videoüberwachung erlaubt.
Welche Art von Videoüberwachung die Ratskooperation sich vorstellt und was aus den Schutztoren werden soll, das sagen die Ratskooperationspartner in ihrem Ratsantrag (noch) nicht. Der OB sagte zuletzt zur WAZ, dass die Bilder nicht live bei der Polizei auflaufen sollen, die von Beamtinnen und Beamten permanent gesichtet werden müssten, sondern „nur“ gespeichert, bis zu 24 Stunden archiviert und bei Bedarf gesichtet werden sollen. Zur Zukunft der Tore, die nicht nur zum Schutz, sondern als „künstlerische Erweiterung“ des ursprünglichen Mahnmals konstruiert wurden, äußerte sich auch Dudda nicht: „Das muss diskutiert werden“.