Herne. Drei Jahre nach Eröffnung wird der Herner Betriebshof als „Schrottimmobilie“ bezeichnet. In einem Bereich hat die Stadt nun die Notbremse gezogen.
Als „Schrottimmobilie“ hat die Verdi-Betriebsgruppe der Herner Stadtverwaltung vor knapp vier Monaten den erst 2020 eröffneten Neubau des Zentralen Betriebshofes (ZBH) an der Meesmannstraße in Holsterhausen bezeichnet. Die Gewerkschafter führten in einem internen Bericht zahlreiche Fehlplanungen und Schäden an. Nun hat die Stadt in einem Teil der für rund 200 Mitarbeitende aus den Bereichen Stadtgrün und Tiefbau errichteten Anlage die Notbremse gezogen.
„Der Statiker hat nach weiteren Untersuchungen vorsorglich den gesamten Carport räumen lassen“, bestätigt Stadtsprecher Christoph Hüsken eine entsprechende Anfrage der WAZ. Diese Maßnahme habe auch nicht in Zusammenhang mit dem Unwetter Ende Juni gestanden, so Hüsken. Die Nutzung sei vielmehr „bis auf Weiteres“ untersagt worden. Zuvor war „nur“ der mittlere Bereich des Carports gesperrt worden.
Doch damit nicht genug: Überprüft würden nun auch die Teile des Betriebshofs, die gleich aufgebaut seien wie der Carport, berichtet Hüsken. Es handele sich konkret um die Stützen der anderen Remisen. Mehr gebe es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Die Stadt weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass sie Mieterin des ZBH und nicht Eigentümerin und Bauherrin sei. Dies sei die Stadttochter Entsorgung Herne.
Auf die erste Anfrage der WAZ räumte die Stadt Anfang April nur einige der angeführten Schäden ein. Die (nach Angaben der Mitarbeitenden) nicht funktionstüchtigen Wasserzapfstellen und der Waschplatz seien noch nie in Betrieb gewesen: „Hier handelt es sich um einen Baumangel“, so Stadtsprecher Hüsken damals. In einem Beweissicherungsverfahren werde nach der Ursache gesucht. Der Verursacher müsse dann gegebenenfalls über seine Versicherung den Schaden beheben. Gleiches treffe auf den Schaden am mittleren Carport zu, hieß es. Und: Dass seit der Inbetriebnahme zwei Container als Pförtnerhäuschen genutzt würden, habe finanzielle Gründe. Man arbeite an einer kostengünstigeren Variante.
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Carport, Wasserzapfstellen und Pförtnerhäuschen waren aber nur drei Punkte des im März von Verdi-Mitgliedern innerhalb der Stadtverwaltung vorgelegten Mängelberichts. Die Rede war darin unter anderem auch von störanfälligen Lüftungsanlagen und dem Fehlen einer Waschmaschine zur Reinigung der verschmutzten Arbeitskleidung.
Die Verdi-Betriebsgruppe, der auch Mitglieder des städtischen Personalrats angehören, äußerte jedoch auch Grundsatzkritik an dem für den Neubau gewählten Modell: Die Kombination aus Bauherr/Vermieter Entsorgung Herne, Betreiber städtisches Gebäudemanagement und Mieter Stadtgrün „führt offensichtlich zum Stillstand bei der Mängelbeseitigung, bzw. der Durchsetzung von nötigen Nachbesserungen“.
>>> Stadt mietet Betriebshof für 18 Jahre
Der Neubau des Zentralen Betriebshofs ist in direkter Nachbarschaft zum Wertstoffhof gebaut worden. Entsorgung Herne hat den rund 12 Millionen Euro teuren Neubau für 18 Jahre an die Stadt vermietet.
Zur Eröffnung am 3. August 2020 lobte OB Frank Dudda die „zeitgemäßen Arbeitsplätze“ und betonte, dass dieser Bau zum modernen Erscheinungsbild Hernes beitrage.