Herne. In Herne reichen die Plätze für Kinder, die in Obhut genommen werden, nicht aus. Wegen Personalmangel müssen Gruppen geschlossen werden.

Vernachlässigte oder misshandelte Kinder und Jugendliche in Wohngruppen oder Heimen in Herne unterzubringen, ist für die Stadt nicht immer einfach. Zum einen gebe es nicht genügend Plätze, zum anderen herrsche Personalmangel. Das teilt die Stadt auf Nachfrage der WAZ mit.

Die angebotenen Freiplätze reichten derzeit nicht aus, um alle Kinder unterzubringen, so die Stadt. Die stationären Plätze im Stadtgebiet deckten zwar theoretisch den Bedarf für die Stadt Herne ab. „In der Praxis ist es jedoch so, dass auch andere Kommunen auf das stationäre Angebot der Herner Träger zugreifen und somit nicht alle Plätze dem Jugendamt Herne zur Verfügung stehen“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Insofern würden auch Unterbringungen in anderen Städten vorgenommen. Hinzu komme die individuelle Bedarfsbemessung, welche als Ergebnis ein spezialisiertes Angebot notwendig machen könne.

„Der Fachkräftemangel ist überall spürbar“

Nicht nur der Platzmangel macht dem Jugendamt in Herne zu schaffen. Auch zu wenig Personal sorgt dafür, dass es an einigen Stellen eng wird. „Der Fachkräftemangel ist überall spürbar“, so Gladisch. Aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels sei es zeitweise möglich, dass Träger nicht die Anzahl an Freiplätzen anbieten könnten, wie sie theoretisch anbieten dürften. Das führe dazu, dass Gruppen zeitweise geschlossen werden müssten. Diese stünden somit dann vorübergehend nicht zur Verfügung.

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Im Jahr 2023 wurden in Herne laut Stadt bis Anfang Dezember 103 Kinder in Obhut genommen. Davon waren 66 Kinder eingereiste Minderjährige aus dem Ausland. 2022 waren es 253 von denen 58 alleine aus dem Ausland kamen und 2021 waren es 180 Kinder - 20 davon aus dem Ausland. In Herne gebe es fünf Träger, welche stationäre Maßnahmen anbieten, so die Stadt. Insgesamt würden hier 294 Plätze vorgehalten. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass einige der Plätze für Spezialangebote vorgehalten werden und nicht alle für Kinder und Jugendliche aus der Stadt Herne zur Verfügung stehen oder von der Stadt Herne zu belegen sind.

Nicht alle Pflegefamilien wohnen in Herne

Neben Heimen und Wohngruppen gibt es zudem die Möglichkeit, Kinder in Pflegefamilien unterzubringen. In der Begleitung des Pflegekinderdienstes der Stadt Herne seien derzeit 208 Pflegefamilien, unter der Trägerschaft der öffentlichen Träger 53. Nicht alle Pflegefamilien wohnen allerdings im Stadtgebiet Herne.

Doch nach welchen Kriterien wird überhaupt entschieden, ob ein Kind in eine Pflegefamilie, eine Wohngruppe oder ein Heim kommt? Ein Hauptkriterium stelle hierbei das Lebensalter der Kinder und Jugendlichen dar. Kinder bis einschließlich zwölf Jahren würden vorrangig in Pflegefamilien untergebracht, so Gladisch. In Einzelfällen könne der Bedarf eines Kindes aber das Leistungsspektrum einer Pflegefamilie übersteigen. Dann würden entsprechende Wohngruppen angefragt. Hauptgründe, um Kinder in Obhut zu nehmen, sind laut Stadt: Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung sowie sexuelle Gewalt.

Die Stadt Herne betreibe selbst keine eigenen Wohngruppen. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Trägern der Jugendhilfe zusammen, um die Jugendhilfe-Landschaft vor Ort zu gestalten und zu entwickeln. Träger, mit denen die Stadt Herne zusammenarbeitet, sind: Ev. Kinderheim Herne, Fachpool, Plan B, IFAK, Caritas, Wittekindshof, Ev. Jugendhilfe Bochum - Herne, Wellenbrecher, Explicato.