Herne/Bochum. Ein 50-jähriger Mann gibt zu, in Herne seine Frau getötet zu haben. Er begründet das mit Panik – im Raum stehen aber auch brisante Vorwürfe.
Auftakt vor Gericht: Neun Monate nach dem gewaltsamen Tod einer 53-jährigen Frau in einer Mietwohnung an der Gräffstraße in Herne-Mitte muss sich der Ehemann (50) der Getöteten vor dem Bochumer Schwurgericht verantworten. Die Anklage spricht von Mord, Rache und Vergewaltigungsvorwürfen. Der Angeklagte beruft sich dagegen auf Angst, Panik und einen Blackout.
Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann geht davon aus, dass der 50-Jährige seine getrennt von ihm lebende Frau am 9. April 2023 gegen zwei Uhr nachts hinterrücks mit einem Küchenmesser (20 Zentimeter Klinge) angegriffen hat. Die Frau soll in der Küche gestanden und ein spätes Essen zubereitet haben. Die Mordanklage stützt sich unter anderem auf niedrige Beweggründe. Weil die Frau Vergewaltigungsvorwürfen ihrer leiblichen Tochter als damals neun- bis zwölfjähriges Mädchen gegen ihren Stiefvater – den Angeklagten – geglaubt, die Scheidung und einen Umzug nach Wien angestrebt habe, habe der Angeklagte auf Rache und Bestrafung gesonnen. „Ein eigenständiges Lebensrecht sprach er seiner Frau ab“, so die Anklage.
Herne: Herz und Leber wurden durchstoßen
Die gegen die Frau geführten acht Messerstiche müssen unfassbar brutal und wuchtig ausgeführt worden sein. Das Opfer war viermal in den Rücken, viermal in die Körpervorderseite inklusive Hals gestochen worden und verblutet. Neben Herz und Leber wurde unter anderem die Brustwirbelsäule durchstoßen.
Dass er es war, der seiner Frau die tödlichen Verletzungen zugefügt hat, räumte der Ehemann am Montag, 8. Januar, zwar ein. Der 50-Jährige sagte jedoch unter Tränen, dass seine Frau ihn zuerst mit dem Küchenmesser attackiert habe. Auch will er – und nicht sie – in der Küche gestanden und gekocht haben. Die 53-Jährige sei nach einem Streit („Sie war besoffen und ich hatte ihr die Flasche weggenommen“) zu ihm in die Küche gekommen und habe gerufen: „Dein Tod ist gekommen.“ Dann habe er auch schon einen ersten „Stich in den Bauch gespürt“. Kurz danach seien beide zu Boden gegangen, er habe seiner Frau das Messer abgenommen und auf sie eingestochen. An Einzelheiten könne sich der 50-Jährige sich nicht mehr erinnern: „Dann ist alles schwarz geworden.“
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Als er wieder zu sich gekommen sei und seine Frau blutüberströmt und leblos am Boden habe liegen sehen, sei er außer sich gewesen. „Ich habe sie geküsst und ihr gesagt, ich komme auch mit, habe mich selbst verletzt, wollte verbluten“, so der Ehemann. Dann sei ihm jedoch sein Sohn in den Kopf geschossen, er habe doch noch einen Notruf abgesetzt und erklärt: „Meine Frau ist tot. Kommen Sie bitte, ich werde auch sterben.“ Auf die Frage, warum er dermaßen zugestochen habe, nachdem die Gefahr durch seine angebliche Messerwegnahme ja im Grunde gebannt sei, antwortete der Angeklagte: „Ich hatte Panik und Angst.“
Rettungskräfte hatten die getötete Frau entdeckt, den schwer verletzten Ehemann in die Klinik gebracht. Inzwischen sitzt der 50-Jährige in U-Haft. Im Fall einer Mordverurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die Vergewaltigungsvorwürfe seiner Stieftochter ließ der Angeklagte in seiner ersten Erklärung unerwähnt, einer bevorstehenden Trennung von seiner Frau widersprach er: „Wir wollten alle zusammen nach Wien gehen.“ Für den Prozess sind noch mehrere Sitzungstage bis zum 19. Februar anberaumt.