Herne. Das Schulsystem muss modernisiert werden, fordert Hernes OB Frank Dudda. Weil das Land nicht aktiv werde, kündigt er ein eigenes Modell an.
Frank Dudda, Hernes Oberbürgermeister, fordert eine Modernisierung des Schulsystems in Nordrhein-Westfalen und dabei konkret die Einrichtung von Vorschulen. In Vorschulen könnten Kinder unter anderem richtig Deutsch lernen, bevor sie in die Grundschule kommen, sagt er zur WAZ. Das würde auch die Integration von Zuwanderer-Kindern erleichtern. Weil das Land Vorschulen ablehne, will die Stadt an zunächst drei besonders belasteten Grundschulen vorgeschalteten Deutschunterricht anbieten, kündigt der Sozialdemokrat an.
Vorschulen gehören in mehreren Ländern, etwa Frankreich und Spanien, zum Alltag. Sie dienen dazu, Kindern ab vier oder fünf Jahren den Schulstart zu erleichtern und ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Zugleich erlernen sie dort bereits wichtige Fertigkeiten, darunter Sprechen und Zuhören. OB Dudda kann den Vorschulen viel abgewinnen. Das Schulsystem, sagt er zur WAZ, müsse „dringend auf die aktuelle Lebenssituation eingestellt werden“. „Es ist nicht mehr so leistungsfreundlich, wie es über Jahrzehnte war“, begründet er. Das zu ändern, sei „eine klare Landesaufgabe“. Im Land aber deute nichts darauf hin, dass dazu die Bereitschaft bestehe. „Man bastelt an den falschen Symptomen herum“, kritisiert der 60-Jährige.
Stadt Herne hat „die Geduld verloren“
Er nennt den Verzicht auf eine Vorschule falsch. „Ich bin davon überzeugt, dass wir Kinder ohne Deutschkenntnisse nicht in der Grundschule beschulen können“, so der OB. Ohne Sprachkenntnisse seien Kinder und Jugendliche von Anfang an so benachteiligt, dass sie keine fairen Bildungschancen hätten. „Das führt dann zu all diesen Irritationen in den Schulgemeinschaften, die wir erleben: mangelnde Sprachkenntnisse, überfüllte Klassen, mangelnde Integration“. Mit einer Vorschule könne man diese Probleme lösen, zeigt sich der Oberbürgermeister überzeugt.
Weil das Land nicht handele und das Schulsystem nicht modernisiere, habe die Stadt „die Geduld verloren“ - und greife selber aktiv ein. An drei besonders belasteten Grundschulen will die Stadt nach Duddas Worten für Teile der Schülerschaft, die kein Deutsch können, vorgeschalteten Deutschunterricht anbieten. Anfangen wolle die Stadt an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Wanne-Süd , dann soll das Angebot auf die Josefschule in Wanne und die Schule Kunterbunt in Herne-Mitte ausgeweitet werden, kündigt er an. Diesen vorgeschalteten Unterricht müsse die klamme Stadt aber selbst bezahlen - „wieder einmal“. Alleine könne sie diese Art von „Vorschule“ aber nicht stemmen. Dafür brauche sie die finanzielle Hilfe einer Stiftung. „So kann das nicht weitergehen“, stellt der OB klar.
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Aber nicht nur das Schulsystem, sondern auch Schulgebäude müssten erneuert werden. Immerhin habe Herne in den vergangenen zwei Jahren vier neue Schulstandorte auf den Weg gebracht, erinnert der OB. Konkret seien das die Quinoa-Schule, die Galileo-Schule und die am Lackmanns Hof, nun kommt auch die Förderschule am Schwalbenweg hinzu, die im Kaiserquartier ihren neuen Standort haben soll. Nötig, um Gebäude sanieren zu können, sei aber eine Altschuldenlösung. Die Stadt fordert seit Jahren, dass Bund und Land, dabei helfen, den Schuldenberg in Höhe von rund 540 Millionen Euro abzuräumen. Diese Altschuldenlösung sei mittlerweile „komplett überfällig“. Komme sie, „dann können wir auch mehr investieren, etwa in den Bau und die Sanierung von Schulen und Kitas“.