Herne. 100. Geburtstag hat „Heike‘s Kiosk“ jüngst in Herne-Sodingen feiern können. Wie nun der Grundstein für die nächsten 100 Jahre gelegt wurde.
„Heike‘s Kiosk“ ist eine Institution in Sodingen, in mehr als 100 Jahren hat er so manche Krise und Weltereignis überstanden. Nun stehen die Chancen gut, dass die Trinkhalle am Kurt-Edelhagen-Platz auch die nächsten 100 Jahre überdauern wird.
Des Rätsels Lösung: Am Donnerstag hat die Stadt Herne das Häuschen an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) übergeben, die sich fortan um die Pflege und Restaurierung kümmern wird. Wichtig in diesem Zusammenhang: Heike Chuchra wird den Kiosk auch weiterhin in bewährter Weise betreiben und so einen Ort der Begegnung und des nachbarschaftlichen Zusammenhalts bieten.
Für die Stiftung ist der Kiosk unter anderem deshalb von besonderer Bedeutung, weil er in all den langen Jahren immer in Betrieb war. Steffen Skudelny, geschäftsführender Vorstand der DSD, offenbarte bei der kleinen Feierstunde - der Dauerregen konnte die gute Stimmung nicht verwässern -, dass sich das Herner Denkmal in prominenter Gesellschaft befinde. Bislang habe die Stiftung nur einen weiteren Kiosk in ihrem Bestand: das Bundesbüdchen, das ab 1957 zwischen Bundeskanzleramt, Bundesrat und Bundestag in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn lag.
Der Herner Kiosk fällt nach den Worten von Skudelny in die Kategorie Kleinarchitektur und zeichne sich durch sein Walmdach und mächtige Pfeiler aus. Dass die Stadt Herne das Gebäude 2022 unter Denkmalschutz gestellt habe, sei vorbildlich und alles andere als selbstverständlich. Andere Kommunen versuchten, sich ihres architektonischen Erbes zu entledigen. Die Stiftung werde sich nun der Restaurierung widmen - denn ganz ohne Blessuren hat der Kiosk das Jahrhundert dann doch nicht überstanden: Der Keller ist feucht, auch die Haustechnik sei nur eingeschränkt nutzbar. Die historischen Fliesen im Innern könnten konserviert werden, die Denkmalschützer werden auch nachschauen, ob die Spuren des Originalanstrichs freilegen können.
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Doch die Übernahme durch die Stiftung und die Pflege wären ohne eine Person gar nicht möglich: Almut Pflüger. In Sichtweite des Kiosks aufgewachsen, verließ sie Herne mit 16 Jahren und machte später international Karriere mit ihren auf Rechtsforschung spezialisierten Unternehmen. Sie finanziert die Übernahme und Sicherung der Trinkhalle durch die DSD. Bei der Übergabe erinnerte sie sich daran, dass sie dort geboren sei, wo heute die Akademie Mont-Cenis und das Nahversorgungszentrum mit Edeka stünden. Ihr Großvater habe eine Schmiede besessen, sein Bruder habe ein Eisenwarengeschäft geführt. Und sie selbst habe als Zweijährige ein paar Pfennige auf die Theke des Kiosks gelegt und eine Tüte gemischte Klümpchen bekommen. Sie liebe Denkmale und sei begeistert, dass sie auch heute noch eine Tüte gemischte Klümpchen bekommen könnte. Pflüger hofft, dass die Restaurierung zügig vorangeht. Welche Summe sie zur Übernahme und zur Pflege beisteuert, sagte sie nicht. Allerdings: Ab Mai kommenden Jahres kann sie regelmäßiger am Kiosk vorbeischauen, neben Metropolen wie München und Wien werde künftig auch Herne zu ihren Wohnsitzen zählen.
Heike‘s Kiosk ist übrigens nicht die erste denkmalgeschützte Trinkhalle in Herne. So steht im Hof des Heimatmuseums Unser Fritz der Jugendstilkiosk. Und an der Märkischen Straße steht ein weiteres Exemplar unter Schutz, bei dem angesichts von zahlreichen Schmierereien nicht wirklich von Schutz die Rede sein kann.
>>> STIFTUNG FINANZIERT SICH ÜBER SPENDEN
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Sie finanziert sich nicht über Steuergelder, sondern über private Spenden und Ausschütten der Glücksspirale.
Insgesamt konnte die Stiftung seit ihrer Gründung 1985 über 6500 Denkmale mit mehr als einer halben Milliarde Euro in ganz Deutschland unterstützen.