Herne. Was Fußball-Philosoph Andy Brehme mit Herne zu tun hat, warum es zwischen Herne und Dortmund besondere Beziehungen gibt: das „Politgeflüster“.
Warum die Stadt Herne bei der Rekrutierung von Spitzenpersonal bisweilen arge Probleme hat: die Kolumne „Politgeflüster“.
Einbahnstraße in Gegenrichtung
Kennt man ja von der Bundesliga: Die reichen Clubs bedienen sich bei den armen Clubs und werben deren Leistungsträger ab. In der kommunalen Familie des Ruhrgebiets war die Stadt Dortmund für die Stadt Herne zuletzt so etwas wie der FC Bayern München. Denn: Nur zwei Jahre nach seinem Dienstantritt als Leiter des Herner Fachbereichs Schule wechselte Dennis Neumann - natürlich ablösefrei - zum 1. November nach Dortmund. Das ist kein Novum: Bereits 2018 hatte Jugendamtsleiterin Annette Frenzke-Kulbach von Herne nach Dortmund rübergemacht. Seit dieser Woche ist die Strecke von Herne nach Dortmund keine Einbahnstraße mehr, weil der Herner Rat die Verpflichtung des Dortmunder Planungsamtsleiters Stefan Thabe beschlossen hat. Die Dortmunder sollten vielleicht schon mal präventiv Gespräche mit jenen Finanzexperten in ihrer Verwaltung führen, die sie ungern verlieren würden: Zum 1. Mai ist in Herne die Stelle des Stadtkämmerers/der Stadtkämmerin zu besetzen, das Besetzungsverfahren ist soeben angelaufen.
Grandios gescheitert
Kennt man ja von der Bundesliga (und vom DFB): Es ist nicht immer einfach, Führungspositionen adäquat zu besetzen. Und so ergeht es derzeit auch der Herner Schulmodernisierungsgesellschaft (HSM). Gut sechs Jahre nach der vom Rat beschlossenen Gründung der HSM ist erkannt worden, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee ist, die Geschäfte dieser Stadttochter nebenamtlich führen zu lassen - erst recht vor dem Hintergrund, dass sich das eh schon große Aufgabenspektrum inzwischen noch um Neubau bzw. Sanierung von Kitas und Lehrschwimmbecken erheblich erweitert hat. Und dass nach dem Wechsel von Dennis Neumann nach Dortmund von einstmals drei nebenamtlichen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern nur noch Karla Fürtges - hauptamtlich bereits sehr gut ausgelastete Leiterin des städtischen Gebäudemanagements - übrig geblieben ist, erhöht den Handlungsdruck zusätzlich.
Dumm nur, dass die Stadt in den ersten beiden Runden zur Besetzung der Hauptgeschäftsführung ähnlich grandios gescheitert ist wie die deutsche Elf bei der Fußball-WM in Katar. Das soll in Runde 1 an der CDU gelegen haben, die sich in der Ratskoalition mit der SPD das sogenannte „Vorschlagsrecht“ für diesen Posten gesichert hatte. Der Bewerber, den die CDU nach der Ausschreibung der Stelle aus dem Bewerberfeld für die HSM-Geschäftsführung favorisiert haben soll, fand dann offenbar nicht die Gnade der Grünen und sogar der SPD, so der Flurfunk im Rathaus. Der Kandidat soll zwar einen recht guten Draht zu Teilen der Herner CDU gehabt haben, aber mit seiner beruflichen Qualifikation aus Sicht von Rot-Grün nicht geeignet gewesen sein. In Runde 2 ließ die Stadt durch einen „Headhunter“ den Markt sondieren. Frei nach der alten Andy-Brehme-Weisheit „Hast du Scheiße am Schuh, hast du Scheiße am Schuh“ sollen zwei ausgeguckte Fachleute kurzfristig abgesprungen sein. Und nun? Er sei zuversichtlich, dass die Stadt in Zusammenarbeit mit einem Personalberater die vakante Stelle Anfang 2024 endlich besetzen könne, so der städtische Immobiliendezernent Hans Werner Klee auf Anfrage der WAZ.
Wenn man die parteipolitische Komponente, sprich: die Unart des Vorschlagsrechts mal ausklammert, könnte man über diesen Vorgang beinahe schmunzeln. Beim Blick auf offene Baustellen der HSM vergeht einem allerdings jeder Anflug von Heiterkeit: Die Mont-Cenis-Gesamtschule schlug bekanntlich jüngst Alarm, weil an der maroden Schule zwar seit sechs Jahren ein Bauzaun aufgestellt wurde, anschließend aber wenig passiert ist. Ein „riesiges Verschlampen“ in der HSM habe zu der Bauverzögerung geführt, so Hinweise aus der Politik. Öffentlich Stellung nehmen darf dazu niemand, denn: Die vom Rat in den Aufsichtsrat entsandten Vertreterinnen und Vertreter sind - wie bei städtischen Töchtern und Gesellschaften üblich - zur Verschwiegenheit verpflichtet.