Herne. Die Baustellen beim Schulausbau in Herne sind immens. Und gerade jetzt verliert das Schulamt erfahrende Führungskräfte. Warum „die Bude brennt“.
Nach 13 Jahren in Herne und zwei Jahren als Leiter des Fachbereichs Schule und Weiterbildung wird Dennis Neumann zum 31. Oktober sein Amt aufgeben und zur Stadt Dortmund wechseln. Nach dem endgültigen Ausscheiden des erfahrenen ehemaligen Schulamtsleiters Klaus Hartmann sei dies schon die zweite Führungskraft, die Herne in dieser schwierigen Phase der Schulentwicklungsplanung abhandenkomme, sagt Fabian May, schulpolitischer Sprecher der Herner Grünen. „Personalstrategisch brennt die Bude gerade“, warnt er. Für ihn stehe der Weggang für mehr: für eine mangelnde Wertschätzung des Schulbereichs bei der Stadt. Diese bestreitet den Vorwurf.
„Herr Neumann ist ein Herner Eigengewächs und eigentlich kennt niemand Herne so gut wie er“, lobt May. „Das war eine Traumbesetzung, als er Fachbereichsleiter wurde.“ Im November 2021 hatte der damals 39-Jährige von der Stabsstelle Zukunft der Gesellschaft im Büro des Oberbürgermeisters auf den Posten gewechselt und die Nachfolge von Andreas Merkendorf angetreten als dieser Dezernent wurde. Zuvor hatte Neumann bereits im Kommunalen Bildungsbüro der Stadt Herne gearbeitet.
„In der jetzigen Situation unserer Schullandschaft jemanden zu verlieren, der sie in- und auswendig kannte, der sie erforscht hat, das ist ein herber Schlag ins Kontor“, sagt May und beklagt, die Stadt habe nicht genug getan, um Neumann zu halten. „Man hat das Talent von Dennis Neumann in Herne nicht genug geschätzt“, so May. „Der Fachbereichsleiter Schule darf nicht der schlecht bezahlteste Fachbereichsleiter sein“, mahnt er.
Stadtverwaltung Herne bedauert Weggang von Neumann
Die Stadt möchte auf Nachfrage, wo sich die Entlohnung Neumanns im Vergleich zu anderen Fachbereitsleitungen einordne, nichts sagen. „Wir machen keine konkreten Angaben zu Gehältern“, so die Stadtverwaltung. Letztlich spielten bei den Gehältern aber unterschiedliche Faktoren eine Rolle, zum Beispiel, ob jemand verbeamtet oder tariflich beschäftigt sei, die Berufserfahrung, die Anzahl der Dienstjahre aber auch die Größe der Stadt. „So ist es kein Geheimnis, dass größere Städte (wie zum Beispiel Dortmund, Essen, Duisburg) bei der Bemessung vergleichbarer Positionen auf höhere Entgeltgruppen kommen.“ Ferner gebe es in der Stadtverwaltung ein „gut begründetes Gehaltsgefüge und zudem die bekanntermaßen sehr angespannte Haushaltssituation“.
Den geplanten Weggang von Dennis Neumann bedauere die Stadtverwaltung ausdrücklich: „Das ist fachlich wie persönlich ein Verlust. Wir wissen, dass ihm die Entscheidung zum Wechsel nicht leicht gefallen ist.“ Neumann selbst möchte sich zu den Gründen für seinen Weggang öffentlich nicht äußern.
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Schuldezernent Andreas Merkendorf betont, dass keine problematische Situation für den Fachbereich Schule entstehe. Natürlich habe insbesondere Klaus Hartmann bei der Schulentwicklungsplanung mit seinem Fachwissen viel geleistet. Aber: „Es wird den fachlich kompetenten und leistungsfähigen, erfahrenen Mitarbeitenden der Stadt Herne sowie unseren Nachwuchskräften nicht gerecht, wenn aus der Politik der Eindruck vermittelt wird, mit dem Ausscheiden von ohne Zweifel verdienten Mitarbeitenden gingen die Lichter aus“, so Merkendorf.
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„Wenn wir Herne voranbringen wollen, klappt es nur über den Schulbereich“, sagt Markus Mähler, schulpolitischer Sprecher der CDU. Seiner Ansicht nach sollte sich ein möglicher Nachfolger oder eine Nachfolgerin aber vor allem im Bereich der Verwaltung auskennen. „Die Mühlen mahlen da manchmal etwas zu langsam. Das muss da flotter gehen“, so Mähler. Deshalb müsse es eine Person sein, die sich in der Verwaltung auskenne – unabhängig davon, ob es eine Expertise im schulischen Bereich gebe. Schulfremd solle sie aber natürlich auch nicht sein.
Große Bedenken habe Mähler wegen des zeitnahen Weggangs von Hartmann und Neumann nicht, sagt er, aber: „Angesichts der jetzigen Herausforderungen wird es schwierig – für diejenigen, die kommen, als auch für die Prozesse, die angestoßen werden müssen. Das wird eine große Herausforderung.“
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Wie es weitergeht
- Derartige Stellen werden ohne Verzögerung zur Wiederbesetzung freigegeben, teilt die Stadt mit. Die Stelle der Fachbereichsleitung werde in Kürze ausgeschrieben.
- Der stellvertretende Chef des Fachbereichs Schule und Entwicklung, Peter Reschke, wird auch in den kommenden Jahren ausscheiden. Regulär wäre dies laut Stadt Ende 2027.