Herne. In der Herner Stadtspitze dreht sich das Personalkarussell: Zwei Dezernenten gehen, Nachfolger werden gesucht. Wer Stadtdirektor werden soll.

Stadt und Politik in Herne stellen nun die Weichen für die Neubesetzung von zwei Dezernentenstellen: Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs (65) und Kämmerer Hans Werner Klee (64) treten Ende April 2024 in den Ruhestand. Die Dezernenten oder Beigeordneten – auch in dieser Ratsperiode sind es fünf – bilden gemeinsam mit dem Oberbürgermeister im Rathaus den so genannten Verwaltungsvorstand, also die „Stadtregierung“. Die Verwaltung will die beiden Stellen zum 1. Mai 2024 wiederbesetzen.

Über die beiden Neuen entscheidet der Rat. Er muss auch die Ausschreibungen auf den Weg bringen. Die Stadt hat sich dafür entschieden, die beiden Verfahren zeitlich zu trennen. Los geht es zunächst mit der Neubesetzung des Dezernats V von Karlheinz Friedrichs. Der damals 52-Jährige war zuvor Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtplanung und Bauordnung und trat seinen neuen Job im Sommer 2011 an. Der Rat, so der Vorschlag der Verwaltung, soll in seiner Sitzung am Dienstag, 5. September (Ratssaal, Rathaus Herne, ab 16 Uhr), die Ausschreibung für die Stelle beschließen. Der Zuschnitt der Fachbereiche in diesem Dezernat soll laut Mitteilung der Stadt unverändert bleiben und auch künftig die Fachbereiche Umwelt und Stadtplanung, Kataster und Geoinformation, Tiefbau und Verkehr, Bauordnung sowie Stadtgrün umfassen. Der Rat soll möglichst noch in diesem Jahr über die Friedrichsnachfolge final entscheiden; anschließend soll dann nach einem Kleenachfolger gesucht werden.

Ein Blick auf die damals noch rein männliche Dezernentenbank: (v.r.) Hans Werner Klee, Andreas Merkendorf, Karlheinz Friedrichs und Frank Burbulla im Februar 2023. Im Monat darauf wurde mit Stephanie Jordan auch eine Frau zur Dezernentin gewählt.
Ein Blick auf die damals noch rein männliche Dezernentenbank: (v.r.) Hans Werner Klee, Andreas Merkendorf, Karlheinz Friedrichs und Frank Burbulla im Februar 2023. Im Monat darauf wurde mit Stephanie Jordan auch eine Frau zur Dezernentin gewählt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Herne: Vorschlagsrecht hat wieder die SPD

Das Vorschlagsrecht für die beiden Stellen hat wie zuvor auch diesmal die SPD, die im Rat stärkste Fraktion. Eine SPD-Mitgliedschaft sei keine Voraussetzung für die Jobs, betont SPD-Fraktionschef Udo Sobieski gegenüber WAZ: „Wir schauen nur darauf, wer die beste Qualifikation hat.“ Wenn der- oder diejenige dann auch ein SPD-Parteibuch besitze, „um so besser“, fügt er an. Apropos der- oder diejenige: Gesucht werde diesmal nicht vorrangig nach einer Frau, heißt es sowohl im Rathaus als auch bei der SPD. Als zuletzt ein Nachfolger für Sozialdezernent Johannes Chudziak gesucht wurde, sprach sich OB Frank Dudda für eine Frau aus, war der Verwaltungsvorstand bis dahin doch nur mit Männern besetzt. Seitdem Stephanie Jordan im März 2023 im Rat zur Sozialdezernentin gewählt wurde, hat sich das geändert. Das Geschlecht, so SPD-Fraktionschef Sobieski, sei nun „kein Kriterium“. Sei eine Frau die beste Bewerberin, wäre das dennoch „toll“.

Laut Ausschreibungstext wird zunächst für das Dezernat V als Friedrichsnachfolger oder -nachfolgerin eine „engagierte, entscheidungsfreudige und verantwortungsbewusste Persönlichkeit“ mit abgeschlossenem Hochschulstudium „bevorzugt im Bereich der Fachrichtungen Städtebau/Raumplanung oder Geografie“ gesucht. Vorausgesetzt werden demnach auch „hohe soziale und kommunikative Fähigkeiten“. Der oder die Neue soll sich zudem „aktiv und innovativ“ in die Großprojekte einbringen, die die Stadt gerade plant. Erwartet wird nicht zuletzt „ein Hauptwohnsitz in Herne bzw. die Bereitschaft, diesen zeitnah hierhin zu verlegen“.

Sie haben die Altersgrenze im kommenden Jahr erreicht: Baudezernent Karlheinz Friedrichs (l.) und Kämmerer Hans Werner Klee, hier bei einem Radio-Talk mit Martin Lang (Radio Herne, r.) 2013.
Sie haben die Altersgrenze im kommenden Jahr erreicht: Baudezernent Karlheinz Friedrichs (l.) und Kämmerer Hans Werner Klee, hier bei einem Radio-Talk mit Martin Lang (Radio Herne, r.) 2013. © WAZ FotoPool | Klaus Pollkläsener

Ist ein Friedrichsnachfolger oder eine -nachfolgerin gefunden, dann soll auch das Verfahren zur Nachbesetzung der Stelle für das Dezernat II mit einem Ratsbeschluss eingeleitet werden. Hans Werner Klee, seit 2013 im Amt, ist Kämmerer, also Chef der städtischen Finanzen, aber auch zuständig für Immobilien und Wahlen, Steuern und Zahlungsabwicklung sowie das Gebäudemanagement. Klee wurde im Dezember 2012 im Rat nur mit hauchdünner Mehrheit gewählt, 2020 wurde er dann mit breiter Mehrheit bestätigt. Besonderheit: Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler ist auch Stadtdirektor, also Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Auch für dieses Amt muss der Rat einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin bestimmen.

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Topfavorit ist Frank Burbulla. Der Rechts- und Feuerwehr-Dezernent (54) trat die damals neu geschaffene Chefstelle für Recht, Bauordnung, Bürgerdienste und Feuerwehr 2015 an. Ins Rathaus kam der Hattinger auf „CDU-Ticket“: In ihrem Koalitionsvertrag hatte sich Rot-Schwarz 2014 darauf geeinigt, dass auch die CDU einen Dezernenten erhält – und dass dafür ein neuer Posten geschaffen wird. Das sorgte seinerzeit für Kritik in der Opposition. Erst in diesem Februar wurde Burbulla wiedergewählt. Das Vorschlagsrecht für den Posten des neuen Stadtdirektors, sagt CDU-Fraktionschef Christoph Bußmann, habe innerhalb der Ratskooperation die Union. Dieses Recht werde sie nutzen, um Burbulla für das Amt vorzuschlagen, kündigt er an.

Bald Chef und Stellvertreter? Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) und Rechtsdezernent Frank Burbulla nach dessen Wiederwahl im Februar 2023 im Ratssaal.
Bald Chef und Stellvertreter? Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) und Rechtsdezernent Frank Burbulla nach dessen Wiederwahl im Februar 2023 im Ratssaal. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

>>>Stadt ist federführend

Federführend bei der Suche nach den neuen Dezernenten ist der Rat der Stadt. Das Gremium alleine entscheide über Form und Inhalt der Ausschreibungen und wähle am Ende in öffentlicher Sitzung die Neuen, teilt die Stadt mit. Die Verwaltung führe im Auftrag des Rates die nötigen organisatorischen Schritte durch.

Das umfasse unter anderem die Veröffentlichung der vom Rat beschlossenen Ausschreibungstexte und die Sichtung der eingegangenen Bewerbungen in Hinblick auf die geforderten fachlichen und persönlichen Anforderungen. Weiter terminiert und organisiert die Verwaltung in Abstimmung mit den Ratsfraktionen beziehungsweise Gruppen und Einzelmitgliedern Gespräche, in denen sich die Bewerberinnen und Bewerber dort vorstellen, sowie letztlich auch die Wahl im Rat.