Herne. Warum Hernes Kämmerer beschenkt wird, wieso Michelle Müntefering gegen Friedrich Merz die Berufsehre ihres Vaters verteidigt – das Politgeflüster.
Im Politgeflüster dreht sich diesmal alles ums Geld – und um einen Herner Klempner.
Geschredderte Scheine
Im Herner Haushalt klaffen ab dem kommenden Jahr riesige Millionenlöcher. Die Stadt Herne, so kündigte Hernes Kämmerer Hans Werner Klee kurz vor seinem Abschied Ende April 2024 an, komme nicht mehr ohne neue Schulden aus: 58 Millionen Euro Miese erwartet der Stadtdirektor für 2024, Tendenz in den folgenden Jahren: steigend. Der 65-Jährige, auch Stadtdirektor, kann das Loch als Pensionär aber zumindest etwas füllen. Thomas Bloch (FDP) schenkte Klee in der Ratssitzung am Dienstag 500.000 Euro, die er behalten oder gerne auch in den Haushalt schieben könne. Das Geld, bekräftigt Bloch, sei echt, er habe es von der Bundeszentralbank besorgt. Dabei handele es sich um beschädigte Scheine, die noch gültig, aber nicht mehr schön seien. Kleiner Haken: Die Scheine wurden geschreddert. Aber Klee habe als Pensionär ja bald genug Zeit, da könne er sich die Tüte mit den Schnipseln vornehmen und die Scheine zusammensetzen. Die Stadt werde es ihm danken.
Neuer Job in Berlin
Oder hat Hans Werner Klee am Ende gar keine Zeit, um Geldscheine zusammenzukleben? CDU-Fraktionschef Christoph Bußmann mutmaßte in seiner Haushaltsrede im Rat, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner demnächst bei Klee anruft und ihm einen Job anbietet. Lindner sei „bekannt als notorischer Schattenhaushaltsjongleur“ – und brauche vielleicht Hilfe? Damit spielte Bußmann auf den Umstand an, dass Klee nach vielen Jahren des Schuldenmachens ab 2034 (!) wieder einen Gewinn in seinem Finanzplan verzeichnet hat. In der Opposition gab es im Rat viele Stimmen, die sich fragten, wie er darauf bloß kommt.
Bußmann riet dem Kämmerer, bei einem Anruf mit Berliner Vorwahl nicht dranzugehen oder direkt aufzulegen, wenn er Lindners Stimme höre: „Das klingt vielleicht verlockend für den Ruhestand, schließlich wurde Konrad Adenauer auch erst mit 73 Jahren Bundeskanzler, aber für seriöse Finanzfachleute ist das völlig ungeeignet.“
Tochter eines Klempners
Nein, das wollte Michelle Müntefering dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz nicht durchgehen lassen: Nachdem der Oppositionsführer in der Bundestagsdebatte über die Haushaltskrise Bundeskanzler Olaf Scholz despektierlich als „Klempner der Macht“ kritisiert hatte, meldete sich die Herner SPD-Bundestagsabgeordnete in den sozialen Medien zu Wort. „Mein Vater war Klempner“, schrieb die 43-Jährige. „Ausgerechnet Friedrich Merz fand er – zu meinem Bedauern und unserem Streit – immer gut.“ Heute werde ihr Vater in seiner Identität bitter von Merz verspottet: „Er erlebt es nicht mehr. Ich aber bin und bleibe Tochter eines Klempners.“
Und auch Scholz wollte das offenbar so nicht stehen lassen: „Klempner packen an und sind unverzichtbar“, betonte der Kanzler nach der Debatte auf X (früher: Twitter). Vielleicht hätte sich Friedrich Merz das alles ersparen können, wenn er früher einfach mal Reinhard Mey gehört hätte – stellte dieser doch in einem seiner Hits fest: „Ich bin Klempner von Beruf. Ein dreifach Hoch dem, der dies gold’ne Handwerk schuf!“