Herne. Für die Errichtung bzw. Erweiterung von zwei Jugendeinrichtungen sollen 28 Bäume gefällt werden. Warum das in einem Fall sehr überrascht.

Für die Erweiterung des städtischen Jugendzentrums Heisterkamp im Herner Ortsteil Eickel und für die Errichtung des neuen Zelt- und Containerdorfes von Circus Schnick-Schnack in Horsthausen sollen insgesamt 28 Bäume weichen. Die Ankündigung der Pläne für die Fällung in Horsthausen hat in der Politik Verwunderung ausgelöst. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.

22 Bäume sollen am neuen Schnick-Schnack-Standort Jürgens Hof gefällt werden. Davon unterliegen 21 Bäume (zwölf Eschen, drei Ahorne, zwei Pappeln, eine Eiche, eine Kastanie und eine Wildkirsche) der Baumschutzsatzung. Der Stammumfang beträgt zwischen 0,95 Meter und 2,50 Meter. Als Ersatz sollen in unmittelbarer Nähe – unter anderem auf dem Grundstück der benachbarten Grundschule – 20 Laubbäume mit einem Stammumfang von jeweils 20 bis 25 Zentimeter gepflanzt werden.

Circus Schnick-Schnack verlegt seinen Herner Standort Eschstraße in Baukau (Bild) zum Jürgens Hof in Horsthausen.
Circus Schnick-Schnack verlegt seinen Herner Standort Eschstraße in Baukau (Bild) zum Jürgens Hof in Horsthausen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

In der Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen am 31. Mai klang das noch ganz anders. „Nahezu kein schützenswerter Baum“ müsse weichen, man habe um den Bestand herum geplant, verkündete Rainer Deutsch vom Circus Schnick-Schnack. Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl bestätigte dies damals und fügte sogar noch hinzu: „Wenn jeder Bauherr bei Bauvoranfragen so flexibel wäre wie Schnick-Schnack, dann wäre es um unseren Baumbestand nicht so schlecht bestellt.“

Ist denn die Planung seitdem geändert worden? „Nein“, sagt Rainer Deutsch. „Der exponierte Baumbestand im vorderen Bereich der Fläche konnte durch das ,Verschieben’ der Pläne komplett erhalten werden.“ Es sei damals aber nicht absehbar gewesen, was in dem „ganzen Gestrüpp dahinter noch an Wildwuchs steht“, so der langjährige Leiter des Mitmach-Circus, der heute dem Aufsichtsrat angehört.

Symbolische Schlüsselübergabe: OB Frank Dudda (4.v.re.) überreichte im Juni den „Schlüssel“ für die städtische Freifläche am Jürgens Hof in Horsthausen an Schnick-Schnack-Gründer Rainer Deutsch (re.) sowie die Geschäftsführer Christian Stoll (3.v.re.) und Christopher Deutsch (2.v.re.).
Symbolische Schlüsselübergabe: OB Frank Dudda (4.v.re.) überreichte im Juni den „Schlüssel“ für die städtische Freifläche am Jürgens Hof in Horsthausen an Schnick-Schnack-Gründer Rainer Deutsch (re.) sowie die Geschäftsführer Christian Stoll (3.v.re.) und Christopher Deutsch (2.v.re.). © Stadt Herne | Thomas Schmidt

Stadtgrün-Chef Kuhl sieht keinen Grund, seine damaligen Aussagen zu revidieren. Schnick-Schnack sei „so schonend wie möglich“ mit dem Baumbestand am Jürgens Hof umgegangen, betont er auf Anfrage. Bei Umsetzung der ersten Entwürfe wäre der Eingriff in den Baumbestand wesentlich größer gewesen.

Die Vorlage der Verwaltung für die Bezirksvertretung Sodingen habe die Politik überrascht und werfe noch einige Fragen auf, sagt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert zur WAZ. Kurz vor der Sitzung des Bezirks am kommenden Mittwoch, 29. November, werde deshalb zur Klärung noch ein Ortstermin am Jürgens Hof stattfinden. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Veranstaltungszentrum Gysenberg, Am Revierpark 40.

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Auch für die Fällung der Bäume am Jugendzentrum Heisterkamp hatte es einen Ortstermin mit der zuständigen Bezirksvertretung Eickel gegeben. Umstritten war die Maßnahme dort letztlich nicht: Einstimmig votierten die Politikerinnen und Politiker in der jüngsten Sitzung des Bezirks für die Entfernung von zwei Hainbuchen, zwei Rotbuchen, einer Weide und eines Weißdorns (Stammumfang: 0,80 bis 2,10 Meter). Für sie sollen im Außenbereich des Jugendtreffs sowie im Sportpark Eickel als Ersatz neun Laubbäume (20-25 Zentimeter) gepflanzt werden.

So soll der „neue“ Heisterkamp aussehen. In den Umbau des Kinder-, Jugend- und Kulturzentrums fließen rund sechs Millionen Euro.
So soll der „neue“ Heisterkamp aussehen. In den Umbau des Kinder-, Jugend- und Kulturzentrums fließen rund sechs Millionen Euro. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Für insgesamt sechs Millionen Euro wird das 1953 errichtete Jugendzentrum saniert sowie um- und ausgebaut; der Großteil der Mittel stammt aus dem Stadtumbau Wanne-Süd. Zentrales Element im „neuen“ Heisterkamp soll ein Anbau am heutigen Haupteingang werden.

>>> Umzug ist für Frühjahr 2024 geplant

  • Nach 18 Jahren am Standort Eschstraße in Baukau baut Circus Schnick-Schnack seine Zelte (und Container) am Jürgens Hof auf. Ein Ort der Begegnung ist dort geplant, der sich auch Kulturschaffenden öffnen soll.
  • Der neue Standort soll im Frühjahr 2024 in Betrieb genommen werden. Der Verein will rund 750.000 Euro auf dem etwa 1400 Quadratmeter großen Areal in Horsthausen investieren.