Herne. Wie Hernes AfD einen Rechtsextremen würdigt, für welches Amt Michelle Müntefering kandidiert, warum die CDU weiblicher wird - das Politgeflüster.
Warum die AfD-Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht Fragen aufwirft, die SPD nicht immer alle mitnehmen kann und die CDU weiblicher wird - das Politgeflüster.
Gedenken, gepostet
Der AfD-Vorsitzende Guido Grützmacher hat jüngst an der Veranstaltung in Wanne zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November 1938 teilgenommen. Ob er dabei unter seiner Jacke heimlich ein T-Shirt mit dem Konterfei seines Parteifreundes Björn Höcke trug? Also jenes Rechtsextremisten aus Thüringen, der bekanntlich das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ bezeichnet hat, in Deutschland eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad fordert und der verbal immer wieder mal Anleihen beim NS-Vokabular macht? Wenn man sich die Facebook-Seite der Herner AfD anschaut, ist das zumindest nicht komplett auszuschließen: Die Herner AfD-Fanboys dokumentieren regelmäßig ihre Unterstützung, indem sie dort fleißig und fast schon inflationär aktuelle Facebook-Posts Höckes teilen.
Lumpi-Prinzip
Die SPD ist mit knapp 1500 Mitgliedern die mit Abstand größte Partei in Herne. Die aktuelle Terminplanung der Genossinnen und Genossen wirft die Frage auf, ob die Parteispitze bisweilen ein wenig den Überblick verliert. So zum Beispiel bei der Planung des Parteitags am 31. Mai zur Nominierung Michelle Münteferings für die Europawahl: SPD-Bezirksverordnete aus Sodingen konnten daran nicht teilnehmen, weil zeitgleich ihre Bezirksvertretung tagte. Und auch bei dem für kommenden Dienstag, 21. November, angesetzten Parteitag im Volkshaus Röhlinghausen gilt für einige Mitglieder (inoffiziell) das Lumpi-Prinzip – „wir müssen leider draußen bleiben“: Der Termin kollidiert diesmal mit der Sitzung der Bezirksvertretung Wanne. Damit solche Fauxpas (Fauxpase? Fauxpasse? Fehler!) künftig nicht mehr passieren, möchten wir der SPD-Spitze bei der Planung künftiger Parteitage zur Seite stehen. Die nächsten bereits terminierten Sitzungen der vier Herner Bezirksvertretungen finden statt am 23., 29. und 30. November, 25., 30. und 31. Januar sowie am 1. Februar. Nichts zu danken.
Große Bühne
Für einen Platz in der Ampel-Regierung hat es für die frühere Staatsministerin Michelle Müntefering 2021 nicht mehr gereicht, doch immerhin schaffte die Herner Bundestagsabgeordnete damals als Beisitzerin den Sprung in den SPD-Bundesvorstand. Das könnte sich nun wiederholen: Die 43-Jährige will beim Wahlparteitag der SPD vom 8. bis 10. Dezember in Berlin erneut kandidieren, signalisierte sie auf Anfrage der WAZ. Die Chancen dürften nicht schlecht stehen, denn: Anders als in Herne (sinkende Zustimmung bei Vorstandswahlen) und in der SPD-Region Westliches Westfalen (Schlappe bei der Europawahl-Kandidatur) ist Müntefering auf der „großen“ Parteibühne offenbar nach wie vor bestens vernetzt.
Frauen-Power
Nein, mit Blick auf den neuen (und so gar nicht femininen) Fraktions- und Parteivorsitzenden Christoph Bußmann kann man nicht davon sprechen, dass die Frauen in der CDU die Macht übernommen haben. Es fällt allerdings auf, dass bei den jüngst stattgefundenen vier Wahlen in Herner CDU-Ortsverbänden gleich dreimal eine Frau von den Mitgliedern an die Spitze gehievt worden ist: Lea Sobecki (Eickel) und Maria Schmidt (Sodingen-Horsthausen) lösten jeweils männliche Vorsitzende – Christoph Bußmann und Sven Rickert – ab, Lucia Musbach wurde von der CDU Wanne-Mitte im Amt bestätigt.
So ganz hinhauen wird es mit dem Ende des Patriarchats an der christdemokratischen Herner Basis allerdings dann doch (noch) nicht: Parteiintern geht man nämlich davon aus, dass bei den anstehenden Wahlen in den fünf weiteren CDU-Ortsverbänden maximal nur noch eine Frau zur Vorsitzenden gewählt werden könnte, nämlich Bürgermeisterin Andrea Oehler in Wanne-West.