Herne. Die Herner Kinderanwältin hört nach 20 Jahren auf und übergibt ihr Amt an eine Nachfolgerin. Das sind die Pläne von Bibi Buntstrumpf 3.0.
Nach 20 Jahren ist Schluss: Nuray Sülü – alias Kinderanwältin Bibi Buntstrumpf – hört auf. „Jetzt ist die Zeit gekommen, etwas Neues zu machen“, sagt die 55-Jährige. Sie habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, noch mal neu zu starten. „Jetzt oder nie.“ Was genau sie nun machen wird, verrät sie nicht, „aber ich werde freiberuflich im Bereich Kinderschutz bleiben“.
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Die Entscheidung, als Kinderanwältin aufzuhören, habe sie bereits Anfang des Jahres getroffen. Eine geeignete Nachfolgerin zu finden, habe recht lange gedauert. Das sei Sülü besonders wichtig gewesen. „Die Stelle ist mir zu wichtig, um zu sagen ‘Nach mir die Sintflut’.“ In den 20 Jahren hat sie die Interessen von Kinder und Jugendlichen vertreten, sorgte für die Beteiligung von Kindern an verschiedenen Projekten und machte Kinderrechte publik. Außerdem bot sie Kindersprechstunden an Schulen an. Im Laufe der Zeit habe sich natürlich viel verändert, erzählt sie. Um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben, habe sie regelmäßig Seminare und Fortbildungen besucht und sich weitergebildet.
Spielstadt war ein Highlight für die Kinderanwältin
„Ich hoffe, dass ich einigen Familien und Kindern behilflich sein konnte in der Zeit“. Ihr größtes Highlight in all den Jahren? Es habe mehr als nur ein Highlight gegeben, sagt Sülü. Dazu zählten unter anderem die Kinderstadtpläne, die bereits mehrfach überarbeitet wurden, aber auch die Spielplatzplanung habe ihr immer am Herzen gelegen. In Herne gebe es keine Spielplatzplanung ohne Kinderbeteiligung, das sei nicht selbstverständlich.
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Auch die Spielstadt, die seit 2019 einmal im Jahr in den Herbstferien veranstaltet wird, sei jedes Mal ein Highlight für sie gewesen. Während der Spielstadt spielen Kinder eine Stadt nach. Sie lernen den Kreislauf der Verwaltung kennen, zahlen Steuern und müssen Geld verdienen. Das sei bei den Kindern immer gut angekommen, in diesem Jahr gab es mehr als 100 Anmeldungen, so die Kinderanwältin.
Die Kinderstadt ist nur ein Projekt von vielen, das auch die neue Bibi Buntstrumpf, Vanessa Kolkau, fortführend möchte. Die 40-Jährige habe bereits viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. 20 Jahre sei sie in Gelsenkirchen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig gewesen, erzählt sie bei einem Pressegespräch. Sie freue sich, nun die Kinderrechte zu ihrem Schwerpunkt zu machen. „Aber ich habe natürlich auch Respekt vor der Aufgabe“, sagt Kolkau. „Schließlich trete ich in große Fußstapfen.“
Neue Kinderanwältin will in Sprechstunden ins Gespräch kommen
In ihrer Arbeit wolle sie einige neue Akzente setzen, der Schwerpunkt der Arbeit bleibe aber unverändert. Unter anderem habe sie die Idee, einen Kinderrechte-Podcast zu entwickeln. Ihr großes Ziel: „Alle Kinder müssen ihre Rechte kennen und auch die Erwachsenen müssen dafür sorgen, dass die Kinder sie kennen.“ Auch sie wolle es wie ihre Vorgängerin so fortsetzen, an die Schulen zu gehen und dort die Kinder über die Angebote zu informieren und mit ihnen in Sprechstunden ins Gespräch zu kommen.
Kolkau wohnt in Gelsenkirchen. „Es kann ein Vorteil sein, nicht in der gleichen Stadt zu leben, in der man arbeitet“, sagt Sülü, die schon immer in Herne wohnt. Denn man werde als Bibi Buntstrumpf oft erkannt, weiß auch Hedwig Blanke, die vor Sülü die erste Kinderanwältin in Herne war. In den 90er Jahre habe sie das erste Kinderanwaltsbüro in Wanne-Eickel eröffnet. Damals seien die Kinder noch zu ihr gekommen. Heutzutage gehe die Kinderanwältin mehr zu den Schulen und den Kindern. Das aktuelle Büro ist an der Dorstener Straße 260. „Hier kommt selten jemand einfach so vorbei“, so Sülü.
>>>WEITERE INFOS: Sülü kam mit neun Jahren nach Deutschland
- Nuray Sülü wurde in der Türkei geboren und kam mit neun Jahren nach Herne. Sie ist Pädagogin, macht systemische Beratung sowie Therapie und ist Kinderschutzfachkraft.
- Seit 2002 ist sie die Kinderanwältin Bibi Buntstrumpf. In dieser Funktion ist Sülü bei den Herner Falken angestellt und wird über den Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Herne finanziert.
- Sie wohnt in Eickel und hat einen erwachsenen Sohn.