Herne. Nach einem Jahr Testphase mit kostenlosen Periodenartikeln in Herne fällt die Bilanz gemischt aus. Eine Schule zog schon Konsequenzen.

Auch am Otto-Hahn-Gymnasium soll es jetzt kostenlose Tampons und Slipeinlagen für Schülerinnen geben. Die Stadt hatte zum Anfang des Schuljahres 2022/2023 ein Pilot-Projekt an sieben Standorten gestartet. Die Bilanz ist oft positiv, aber es gibt auch Ärger, weil mit den Menstruations-Produkten Unfug getrieben wird. In der Realschule Crange mussten die Spender demontiert werden.

Positive Erfahrungen an einigen von sieben Schulen

Das Feedback der Schulen sei gemischt, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. An manchen Schulen komme das Projekt sehr gut an. Bereits am Anfang der Testphase berichteten Schülerinnen gegenüber der WAZ, dass sie dieses Angebot als längst überfällig empfinden und froh seien, dass es nun so ein Angebot für alle Bedürftigen gebe.

Auch heute sei die Nachfrage nach Menstruations-Artikeln in manchen Schulen groß: Dort werden die Spender alle ein bis zwei Wochen mit neuen Artikeln aufgefüllt. Auch weiterhin beschränkt sich das Angebot auf Tampons und Slipeinlagen für Schülerinnen. Zum Anfang des Projekts wurde von Schülerinnen und Eltern kritisiert, dass das Angebot nicht ausreichend sei. Speziell für muslimische Mitschülerinnen fehlen Perioden-Binden in dem Angebot, da viele keine Tampons benutzen. Das jetzige Angebot bleibe aber so erstmal bestehen und eine Erweiterung sei bis jetzt noch nicht entschieden, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Anja Gladisch ist Stadtsprecherin in Herne.
Anja Gladisch ist Stadtsprecherin in Herne. © Stadt Herne | Frank Dieper

Schlechte Erfahrung: Automaten mehrfach täglich nachgefüllt

Nicht alle Schulen melden Positives zurück. Es komme vor, dass die Artikel zweckentfremdet werden, so Gladisch. An allen teilnehmenden Berufskollegs wurden die Spender deshalb nicht weiter mit Artikeln bestückt. Schon zum Anfang der Testphase meldeten Schulen Fälle von Vandalismus im Zusammenhang mit den Perioden-Artikeln. Diese sollen an den Wänden geklebt haben, teilten Schülerinnen damals mit.

Auch die Realschule Crange sei unzufrieden mit dem Verlauf des Projekts und musste die Spender in den Mädchen-Toiletten demontieren lassen. „Hier wurden Automaten täglich mehrfach aufgefüllt, da der gesamte Inhalt innerhalb kürzester Zeit entnommen und auf dem Gelände verteilt wurde“, so Gladisch. Dennoch können Schülerinnen weiterhin im Sekretariat oder in den Räumen der Lehrkräfte bei Bedarf kostenlose Menstruations-Artikel der Stadt Herne bekommen. Bei der Ausgabe durch Angestellte habe es bisher noch keine Probleme gegeben, teilt Gladisch mit.

Forderung: Tampons in verschiedenen Stärken

Das Projekt laufe derzeit an insgesamt sieben Schulen und Berufskollegs in Herne, so Gladisch. Teilnehmende Schulen seien die Gesamtschule Wanne-Eickel, die Hauptschule Hans Tilkowski, das Gymnasium Haranni, die Förderschule Erich Kästner, das Mulvany-Berufskolleg und das Emschertal Berufskolleg. Kürzlich wurde das Projekt auf das Otto-Hahn-Gymnasium erweitert. Das Projekt soll trotz Kritik und Schwierigkeiten in Zukunft fortgesetzt werden.

+++ Auch interessant: Aus für Weihnachtsmarkt am Schloss Strünkede +++

Die Herner Grünen hatten das Projekt vor mehr als zwei Jahren angestoßen. Sie forderten die Aufstellung von Tampon- und Bindenspendern in allen öffentlichen Gebäuden. Auch die Grünen forderten bereits nach Start der Projektphase an den Schulen eine Nachbesserung. Ratsfrau Anna Schwabe reagierte auf die Kritik. Man solle neben Binden in größeren Dicken auch Tampons in anderen Größen anbieten, schrieb Schwabe. Dazu solle die Stadt darüber nachdenken, Tamponspender mit mehr Fächern aufzuhängen.