Herne. Die Kita-Not wird in Herne größer. Aktuelle Zahlen zeigen: Deutlich mehr Kinder haben keinen Platz. SPD-Politiker: „Da wird einem schummrig.“
Die aktuelle Situation bei den Kita-Plätzen in Herne ist noch schlechter als gedacht: Zum Beginn des neuen Kita-Jahres im August waren rechnerisch 935 Kinder ohne einen Betreuungsplatz. Diese Zahlen stellte Sarah Gentilini, die bei der Stadt für die Kita-Planung zuständig ist, den Mitgliedern des Ausschusses Kinder, Jugend und Familie vor. Damit ist die Versorgung noch deutlich schlechter, als sie im Februar geplant war. Damals ging der Fachbereich von 736 fehlenden Plätzen aus.
Nun stehen also rund 200 Familien mehr ohne eine Kita-Betreuung da. Besonders schlecht ist dabei die Versorgungsquote in Wanne. Hier konnte zum August 2023 nicht einmal jedes vierte Kind unter drei Jahren einen Kita-Platz bekommen (23,7 Prozent). Die Stadt kalkuliert mit einem Bedarf von 40 Prozent in der Altersklasse. Und auch bei den über Dreijährigen ist der Bezirk Schlusslicht mit 928 Plätzen auf 1116 Kinder – ein Minus von fast 200 Plätzen.
Herne: Kita-Eröffnungen verzögern sich in Wanne und Eickel
Bei den Kitas fehlten vor allem in Wanne und Eickel noch Plätze, die eigentlich eingeplant waren, so Sarah Gentilini. Stand August 2023 sei von den geplanten Plätzen die Kita Karlstraße mit sieben Gruppen und 106 Plätzen noch nicht in Betrieb gewesen und auch die Erweiterung Kita Veilchenweg mit zwei Gruppen noch nicht eröffnet, erläutert Gentilini die Gründe für das Minus bei den Kita-Plätzen vor dem Ausschuss. Eröffnet habe hingegen die Kita Drögenkamp. Doch nicht nur die Zahl der Kita-Plätze ist niedriger als geplant, auch die Zahl der Kinder: „Wir haben insgesamt 85 Kinder weniger“, sagt Sarah Gentilini.
„Trotz der Eröffnung und niedriger Kinderzahlen haben wir weiter einen Fehlbedarf von 935 Plätzen.“ Das liege auch daran, dass nicht nur im Bereich der Kitas 156 Plätze derzeit noch nicht angeboten werden können, sondern dass auch im Bereich der Kindertagespflege 91 Plätze noch nicht realisiert worden seien. „Aktuell haben wir also 247 Plätze weniger als geplant“, so Gentilini. Das dicke Minus im Bereich der Kindertagespflege ergebe sich auch daraus, dass zum Stichtag der Erhebung (31. Juli) noch nicht alle Plätze vergeben waren, erläuterte Heike Hütter, Abteilungsleitung der Tageseinrichtungen bei der Stadt Herne.
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Die vorgestellten Zahlen machten dennoch einigen Ausschussmitgliedern Bauchschmerzen. Denn kurz zuvor hatten sie als Zielmarke für 2024 eine Versorgungsquote von 55 Prozent bei den unter Dreijährigen beschlossen. Bisher lag die ausgerufene Zielmarke bei 40 Prozent, die tatsächliche Versorgung, wie die aktuellen Zahlen zeigen, sogar nur bei 34,1 Prozent. „Da wird einem ein bisschen schummrig“, kommentiert Ausschussmitglied Jörg Högemeier (SPD). „Da haben wir noch einiges vor uns.“