Herne. Kita-Plätze bleiben in Herne Mangelware: Die Not wird im kommenden Jahr sogar weiter zunehmen – trotz neuer Kita und zwei Erweiterungen.
Eltern, die auf einen Kita-Platz für ihr Kind hoffen, müssen auch in Zukunft zittern. Denn in Herne bleibt die Zahl der Kita-Plätze weiter deutlich hinter dem Bedarf zurück. Die Lage spitzt sich sogar weiter zu – und das, obwohl im kommenden Jahr eine neue Kita eröffnen und zwei weitere ausgebaut werden sollen.
Insgesamt 9333 Kinder sind in Herne zum kommenden Kita-Jahr 2023/2024 im Kita-fähigen Alter. Das geht aus Prognosen hervor, die die Stadt im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie vorstellte. Auf sie kommen 5537 Kita-Plätze. Das würde ein Minus von 3796 Plätzen bedeuten. Nun geht die Stadt seit vielen Jahren aber davon aus, dass nicht alle Eltern von unter Dreijährigen überhaupt einen Platz möchten. Sie kalkuliert mit 40 Prozent. Aber selbst auf dieser Grundlage werden mehr als 1000 Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen und damit deutlich mehr als es die Kita-Planung vor einem Jahr mit rund 700 berechnete. Für viele Eltern wird die Kita-Suche also traurig enden.
Herne: Awo-Kita in Wanne soll größer werden
Dabei versucht die Stadt seit Jahren einiges, um gegenzusteuern. „Im nächsten Jahr soll die Awo-Kita an der Karlstraße in Wanne komplett neu eröffnen“, sagt Sarah Gentilini, die bei der Stadt für die Kita-Planung zuständig ist. Ein Hoffnungsschimmer, denn statt der ursprünglich geplanten fünf Gruppen, könne dort kurzfristig sogar mit sieben Gruppen eröffnet werden, so Gentilini im Ausschuss. 126 neue Plätze sollen so entstehen. Sie schränkt aber auch ein: „Die Awo kann nicht garantieren, dass die Kita zum 1. August eröffnet.“ Die Inbetriebnahme hatte sich in der Vergangenheit bereits verzögert. Nun könne sich eine gestaffelte Inbetriebnahme anbieten, so Sarah Gentilini. Denn auch das nötige Personal müsse erstmal gefunden werden.
Weitere Hoffnungen steckt die Stadt in zwei Erweiterungen: So soll der Ersatzbau für die städtische Kita Drögenkamp in Bickern zum 1. August in Betrieb gehen. „Im Zuge des Neubaus wurde die Kita von ursprünglich zwei Gruppen um vier erweitert und bietet zukünftig 106 Plätze an“, erläutert Gentilini.
In Eickel wird der Ersatzbau für die katholische Kita Veilchenweg errichtet. Auch dort sei eine Erweiterung um zwei auf dann fünf Gruppen geplant. So sollen 30 neue Kita-Plätze entstehen. Ursprünglich sollte die Kita bereits zum 31. Dezember 2022 eröffnen; nun soll es im Kitajahr 2023/24 so weit sein – sofern es nicht wieder zu Bauverzögerungen kommt. Dann könnten sich die für dieses Jahr geplanten 229 neu geschaffenen Kita-Plätze noch verringern.
Eickel steht bei über Dreijährigen schlechter dar
Insgesamt gleicht sich die Situation in den Stadtbezirken im kommenden Jahr an. Während Eickel bisher vor allem für die über Dreijährigen rein rechnerisch jedem Kind einen Platz anbieten konnte, ist dies künftig nicht mehr der Fall: „Das liegt daran, dass wir inzwischen deutlich mehr Kinder in Eickel haben“, so Sarah Gentilini. In Wanne habe sich die Lage hingegen erfreulicherweise etwas entspannt. „Wir sind frohen Mutes, dass wir weiterhin Plätze ausbauen können“, schloss Gentilini.
Mehr Tempo würde sich dabei SPD-Stadtverordneter Jörg Högemeier wünschen, der sich erkundigte, ob die Kita Auf dem Stennert beim Träger Plan B in Sodingen, deren Eröffnung für August 2024 zum Start des Kita-Jahres geplant ist, nicht schneller möglich sei. Uneinigkeit herrschte im Ausschuss darüber, inwieweit Arbeiten im Umfeld der Kita den Zugang zum Gebäude bis zu dem Zeitpunkt verhindern oder ob eine Eröffnung doch schon früher möglich wäre. In der beschlossenen Kita-Planung ist sie nun aber nicht berücksichtigt worden.
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Die Situation werde sich jedoch aufgrund der zahlreichen Ausbau-Projekte in den kommenden Jahren deutlich verbessern, zeigte Jugendamtsleiterin Stephanie Jordan auf. So würden voraussichtlich in 2025 die Zielversorgungsquoten erreicht werden. „Auch wenn es sich aktuell so anfühlt, dass wir zwei Schritte vor und drei zurückmachen.“ Bauverzögerungen und die Bevölkerungszunahme etwa durch Flüchtlingszuzüge spielten hierbei eine Rolle. „Wir werden durch die Bevölkerungsprognose immer wieder überrannt.“ Sie appelliert: „Man braucht einen langen Atem, Geduld und Beharrlichkeit.“
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Erste Klagen
- Da es einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gibt, können Eltern diesen auch einklagen. „Wir haben jetzt vereinzelte Klagen bekommen“, gibt Stephanie Jordan auf eine entsprechende Nachfrage der CDU-Stadtverordneten Maria Schmidt an. Es seien im Moment aber noch Einzelfälle.
- Beim Kita-Navigator solle nachgebessert werden, erläutert Jordan. Die Datenauswertung bereite noch Schwierigkeiten, so die Jugendamtsleiterin auf eine Nachfrage von Anna Meryem Schwabe von den Herner Grünen. Man sei diesbezüglich bereits „in Gesprächen“. Auch der Umgang der Kita-Leitungen mit dem Navigator funktioniere noch nicht überall angemessen, betont der Ausschussvorsitzende Ulrich Klonki.