Herne. Die Wahlen der Elternbeiräte in den Herner Kitas stehen an. Dabei zeigt sich ein Phänomen: Kommt es zur Wahl, schauen alle Eltern weg.

Wer ein Kind in der Kita hat oder hatte, der kennt das Phänomen: Sobald beim Elternabend die Frage aufkommt, wer sich als Elternvertreter aufstellen lassen möchte, schauen fast alle Eltern betreten auf den Boden oder zur Seite. Bloß keinen Blickkontakt zu den anderen, bloß nicht aufgestellt werden. Aber warum ist das so? Warum scheuen sich so viele Mütter und Väter vor diesem Amt? „Es sind häufig die falschen Motive“, sagen die amtierenden Stadtelternbeiräte in Herne und fordern die Eltern auf: „Beteiligt euch! Macht mit! Für eine schöne Kita-Zeit eurer Kinder!“

Meist im September werden in Herne die neuen Elternbeiräte in den Kitas gewählt. Im Oktober dann die stadtweite Vertretung, der Jugendamtselternbeirat. Ein sperriger Begriff, hinter dem seit fast zwei Jahren in Herne ein Trio steckt: Christina Borecki als Vorsitzende, Bünyamin Tetik als ihr Stellvertreter und Dorothea Zimmermann als Schriftführerin. „Wir vermitteln bei Problemen zwischen Eltern und Kita-Leitung, dem Träger, der Stadt oder dem Jugendamt“, beschreibt Christina Borecki ihr Aufgabengebiet. „Wenn Eltern vor Ort nicht weiterkommen, haben wir als offizielles Gremium kürzere Dienstwege.“

Herner JAEB ist bei Problemen Ansprechpartner für Kita-Eltern

Vor knapp zwei Jahren haben sich die drei zusammen entschieden, den Jugendamtselternbeirat (kurz: JAEB) in Herne aufzubauen und zu institutionalisieren. In anderen Städten, in denen dieses Gremium schon länger gewachsen ist und viel Unterstützung durch Eltern erfährt, haben sie sich Tipps geholt, eine Geschäftsordnung verfasst, wonach alle zwei Jahre die Wiederwahl stattfindet. In einer kürzeren Wahlperiode ließe sich zu wenig umsetzen. Flyer wurden gedruckt, eine Instagram-Seite eingerichtet. „Die Eltern sollen wissen, dass es uns gibt“, sagt Christina Borecki.

Der Name „Jugendamtselternbeirat“ suggeriere, dass dort Mitarbeiter des Jugendamtes arbeiteten, sagt Bünyamin Tetik. „Der Name schreckt viele Eltern ab.“ Dabei sind die drei selbst Kita-Eltern, bringen sich ehrenamtlich ein. Ihre Kinder besuchen die katholische Kita St. Peter und Paul in Börnig sowie die evangelischen Kitas Wirbelwind und Bertakids.

Eltern können mit ihren Ideen die Kita-Zeit der Kinder mitgestalten – auch dafür ist der Elternbeirat wichtig.
Eltern können mit ihren Ideen die Kita-Zeit der Kinder mitgestalten – auch dafür ist der Elternbeirat wichtig. © dpa | Peter Kneffel

Auch sie stellen bei Elternabenden in den Kitas immer wieder fest, dass sich wenige Eltern dafür meldeten, in den Elternrat der Kita gewählt zu werden. Viele Eltern kämen erst gar nicht zu der Versammlung. Von denen, die da seien, schauten einige im entscheidenden Moment weg. „Ich nehme eine starke Zurückhaltung wahr“, beschreibt Dorothea Zimmermann. „Dabei sollte der Elternbeirat im Idealfall die Elternschaft repräsentieren.“ Dabei sei es völlig egal, ob jemand gebrochenes Deutsch spreche. Es seien zum Teil falsche Gründe, warum sich Eltern nicht aufstellen ließen.

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Neben fehlender Zeit, die einige berufstätige Eltern vermutlich abschreckte, fürchteten andere auch Konsequenzen für das Kind, sagt Christina Borecki. „Aber im Elternrat ist man nicht alleine“, betont die Vorsitzende des JAEB und wirbt dafür, sich in den Kitas und gerne auch beim JAEB einzubringen. „Viele Eltern haben tolle Ideen und wir Eltern wollen doch einen schönen Kindergartenalltag organisieren.“ Während der Corona-Pandemie war dies nur sehr eingeschränkt möglich, aber nun sei dies anders.

Einmal im Monat trifft sich beispielsweise der JAEB und tauscht sich über Themen aus, die sie in den Kitas bewegen, Sorgen, die an sie herangetragen werden. Das drängendste Problem seien in Herne nicht die fehlenden Kita-Plätze, so die Drei, sondern die fehlenden Erzieherinnen und Erzieher. „Es ist Augenwischerei, wenn große Kitas gebaut werden und dann kein Personal da ist und aus anderen Kitas Mitarbeiter abgezogen werden“, sagt Christina Borecki. Ihrer Ansicht nach sollte die Ausbildung überarbeitet und Anreize geboten werden, um diesen Beruf zu erlernen.

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In den Kitas entstehe leicht der Eindruck, dass Eltern keine Lust hätten, sich einzubringen. Dabei sei dies gar nicht der Fall, so Christina Borecki: „Die Eltern haben Bock, aber sie sind gehemmt.“ Sei diese Hemmschwelle erstmal überwunden, davon ist sie überzeugt, dann würden auch andere Eltern mitmachen. Und nur so könne die kurze Kita-Zeit für die Kinder eine besondere werden.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Wahl zum Jugendamtselternbeirat

  • Die nächste Wahl zum Jugendamtselternbeirat findet in Herne am 24. Oktober statt. Die gewählten Elternvertreter aus den Kitas können sich dafür aufstellen lassen und mit abstimmen.
  • Der JAEB ist bei Instagram zu finden unter jaeb_herne. Zu erreichen sind sie per E-Mail an jaeb@herne.de