Herne. Dort wo die „Lange Theke“ in der Herner City war, zieht ein Nagelstudio ein. Das weckt Vorbehalte, doch die Nachfrage ist offenbar vorhanden.
Seit Jahren sind die Zapfhähne der „Langen Theke“ in der Herner Innenstadt hochgedreht. Nun ist das Ladenlokal an der Bahnhofstraße 88 renoviert, in einigen Wochen wird dort neues Leben einziehen. An anderer Stelle sind die Lichter nach hoffnungsvollem Beginn längst wieder erloschen.
Der nördliche Teil der Fußgängerzone (Richtung Bahnhof) wird im Allgemeinen als schwierig betrachtet. Nun hat Hausbesitzer Dirk Bastkowski mit der Renovierung ein kleines optisches Ausrufezeichen gesetzt. Denn im Zuge des Umbaus kamen zwei historische Säulen zum Vorschein, die in die neue Glasfassade integriert wurden.
Die Räumlichkeiten werden Thu Trang Pham und Hieu Le beziehen und dort Anfang November eine Dependance ihres Nagelstudios „An’s Nails“ in der Behrensstraße eröffnen. Nagelstudio? Da mögen viele Leute spontan sagen: „Bitte nicht noch eins.“ Nagelstudios dienen als Sinnbild für den vermeintlich qualitativ schwachen Angebotsmix in der Herner Innenstadt. Spricht man mit den Betreibern, zeichnet sich ein etwas differenzierteres Bild: Denn die Nachfrage scheint ganz offensichtlich vorhanden zu sein.
„Besuch im Nagelstudio ist fast so normal wie der Besuch beim Friseur“
Für ihre Kundinnen (und Kunden!) sei der Besuch im Nagelstudio inzwischen fast so normal wie beim Friseur, erzählt Thu Trang Pham, die eigentlich diplomierte Wirtschaftsingenieurin ist und sich aber vor sieben Jahren mit dem Studio selbstständig gemacht hat. Gerade Frauen wollten sich etwas gönnen, in ihrem Kalender seien bereits Termine bis in die Weihnachtszeit notiert. Stammkundinnen kämen alle drei Wochen. „Wenn es die Nachfrage nicht gäbe, würden wir nicht einen zweiten Standort eröffnen“, betont Hieu Le.
Mit der räumlichen Erweiterung soll auch das Angebot ausgebaut werden. Biete sie zurzeit nur Gelnägel an, sollen an der Bahnhofstraße Acrylnägel hinzukommen - Kundinnen werden den Unterschied kennen. Auch Wimpernverlängerung und - nicht medizinische - Fußpflege will die 37-Jährige anbieten. Drei Mitarbeiterinnen habe sie schon rekrutiert.
Während also an der Bahnhofstraße 88 bald wieder die Lichter leuchten, sind sie ein paar Häuser weiter wieder erloschen. Im „Spiral“ werden keine japanischen Crepes mehr angeboten, der Schriftzug ist abmontiert, das Ladenlokal (in dem früher McDonalds war) ist dunkel. Im Juni 2022 war Simone Schulz mit viel Elan gestartet, doch irgendwie kam das Geschäft nicht richtig in Gang. Auf Grund von Personalmangel konnte sie zunächst keine stabilen Öffnungszeiten anbieten, darüber hinaus gab es offenbar zu wenig Laufkundschaft auf diesem Abschnitt.
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Simone Schulz war in Herne die erste Betreiberin, die im Rahmen der Landesinitiative Innenstadt ein Geschäft eröffnete. Kern des Programms war es, dass die Betreiber nur einen Bruchteil der Miete zahlen müssen, Land und Stadt steuern den größten Teil bei.