Herne. Im Juni hat in der ehemaligen McDonalds-Filiale in der Herner Innenstadt das Café Spiral eröffnet. Nun zieht die Betreiberin eine Bilanz.

  • Öffnungszeiten werden erweitert
  • Im Angebot: Crêpes, die in Metallspiralen gereicht werden.
  • Nun zieht die Betreiberin eine erste Bilanz.

Die Euphorie war groß - das Wagnis allerdings auch: Im Juni vergangenen Jahres hat Simone Schulz auf der Bahnhofstraße 82a im ehemaligen McDonalds-Ladenlokal das Café „Spiral“ eröffnet, um die Herner Gastroszene um einen Hauch Japan zu erweitern. Nun hat sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion eine erste Bilanz gezogen und blickt nach vorn.

Zur Einordnung: Angesichts der Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie griff die Sorge um sich, dass die Handelslandschaften in den Innenstädten veröden könnten. Die NRW-Regierung steuerte mit der „Landesinitiative Innenstadt“ dagegen, bei der Neumieter von Ladenlokalen nur einen Bruchteil der üblichen Miete aufbringen müssen, Land und Stadt steuern den größten Teil bei. Simone Schulz war in Herne die erste, die dieses Förderprogramm in Anspruch nahm. Ihre Idee hatte sie von einer Japanreise mitgebracht: Crêpes, die in Metallspiralen gereicht werden. Neben einer Vanillecreme können die Gäste aus verschiedenen Zutaten wählen.

Crêpes in der Spirale sind das zentrale Produkt des Cafés „Spiral“ in der Herner Innenstadt. Doch das Sortiment ist inzwischen breiter.
Crêpes in der Spirale sind das zentrale Produkt des Cafés „Spiral“ in der Herner Innenstadt. Doch das Sortiment ist inzwischen breiter. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Das Angebot sei positiv angenommen worden, erzählen Simone Schulz und Tochter Lea, die Menschen seien sehr neugierig gewesen. Bei Google liege die Bewertung bei 4,9 von fünf möglichen Sternen, auch erste Stammkunden gebe es. Allerdings hätten sie schnell erkannt, dass sie mehr als die Crêpes anbieten müssen, um über die Runden zu kommen. Deshalb hätten sie auch warme Speisen ins Sortiment aufgenommen. Inzwischen gibt es auch Angebote für Schüler - mehrere Schulen befinden sich in Laufweite.

Das erste halbe Jahr war eine Findungsphase

Überhaupt sei das erste halbe Jahr eine Findungsphase gewesen. Das gelte sowohl für die Speisen, als auch für andere Rahmenbedingungen. Inzwischen hat Schulz eine Softeismaschine angeschafft, hat eine Mitnahmetheke und gemütliche Sofas aufgestellt. In den Betriebsferien zur Jahreswende hat das Team noch Polster ausgetauscht. Das alte McDonalds-Mobiliar sei zu unbequem gewesen. Auch bei der Cranger Kirmes war Spiral vertreten. Als Werbeaktion sei die Teilnahme erfolgreich gelaufen, auch in diesem Jahr soll es nach Crange gehen.

Benjamin, Lea und Simone Schulz waren mit „Spiral“ 2022 auch bei der Cranger Kirmes vertreten. Die Teilnahme habe als Werbeaktion gut funktioniert, in diesem Jahr wollen sie wieder vertreten sein.
Benjamin, Lea und Simone Schulz waren mit „Spiral“ 2022 auch bei der Cranger Kirmes vertreten. Die Teilnahme habe als Werbeaktion gut funktioniert, in diesem Jahr wollen sie wieder vertreten sein. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ein wichtiges Detail habe jedoch Probleme bereitet: Personal. Simone Schulz hatte bei der Eröffnung gleich vier Jobs, Tochter Lea steckte während der Vorbereitungen für die Ladeneröffnung im Abitur. Die Folge: Auf Grund des kleinen Teams hatte Spiral keine stabilen und langen Öffnungszeiten. So etwas mögen Kunden gar nicht. Inzwischen hat Simone Schulz einen Koch und drei Aushilfen eingestellt und hat die Zahl ihrer anderen Jobs auf zwei reduziert. Nun könne sie von dienstags bis samstags von 12 bis 21 Uhr öffnen, an Sonntagen von 13 bis 18 Uhr. Außerdem werde das Konzept immer weiter entwickelt, „wir richten uns nach den Wünschen der Kunden“, so Schulz.

Förderphase Ende des Jahres abgeschlossen

Man merkt Simone Schulz im Gespräch an, dass sie jetzt durchstarten will. Allerdings weist sie auf die ein oder andere „Bremse“ hin. So habe der Abschnitt der Bahnhofstraße zwischen Robert-Brauner-Platz und Bahnhof nicht so viel Laufkundschaft wie ihr lieb wäre, die Schrottimmobilie auf der anderen Straßenseite ist ihr ein Dorn im Auge. Sie habe dem Besitzer gesagt, dass er was tun soll. Auch die Tatsache, dass Stadtfeste bei den Neuen Höfen enden, stört sie. Sie möchte, dass der Abschnitt Richtung Bahnhof einbezogen wird. So hofft, dass diese Bremsen möglichst bald gelöst werden, denn: Die Förderphase im Rahmen des Landesprogramms endet Ende des Jahres, ab 2024 muss Schulz die komplette Miete stemmen. Der laufende Betrieb sei zwar kostendeckend, erzählt die gelernte Buchhalterin, doch ihre Anfangsinvestition habe sie noch nicht wieder zurück.

So bleibt es nach einem halben Jahr bei der ursprünglichen Ausgangslage: große Euphorie, aber auch großes Wagnis.

>>> WEITERE PROGRAMMTEILNEHMER

• In der Herner Innenstadt gibt es zwei weitere Teilnehmer am Landesprogramm: der Bildungsträger „Sagittarius Akademie“ und „Modellage“.

• In Wanne-Mitte ist eine Eröffnung in Vorbereitung.