Herne. Die Hernerin Kathrin Weckmann hat Leukämie. Die 60-Jährige braucht jetzt dringend einen Stammzellspender. Die Putzfrau hat einen simplen Wunsch.
Kathrin Weckmann spannt den Sonnenschirm auf. Sie lehnt sich im Stuhl zurück. Sie genießt die Zeit im Kleingarten. Der Brunnen plätschert. Im Hintergrund dudelt das Radio. Die 60-Jährige atmet durch. Endlich wieder Luft. Die vergangenen zwei Monate hat die Hernerin im Krankenhaus verbracht, machte eine Chemotherapie nach der anderen. An der Diagnose gibt es nichts zu rütteln: Leukämie. Blutkrebs. Kathrin Weckmann braucht dringend einen Stammzellspender. Sie kämpft um ihr Leben.
- Kathrin Weckmann aus Herne hat Leukämie
- Sie benötigt schnell einen Stammzellspender
- Bei einer Spende müssen 10 von 10 Punkten übereinstimmen
- Die 60-Jährige macht mehrere Chemotherapien nacheinander
- Die Diagnose kam am 60. Geburtstag
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Erschütternde Diagnose am 60. Geburtstag: Leukämie – Blutkrebs
„Meine älteste Enkeltochter ist jetzt zwölf. Ich will doch noch erleben, wie sie ihren ersten Freund hat“, sagt die Mutter und zweifache Oma. Es sind die kleinen Träume des Alltags, die einen schlucken lassen. Kathrin Weckmann weint nicht, sie strahlt viel Zuversicht aus. Sie ballt die Hand zur Faust und lacht. „Ich gebe nicht auf.“ Im Krankenhaus habe man ihr gesagt, dass das wohl nur wenigen Menschen so gelinge. Die Diagnose ist für die Psyche niederschmetternd. Dazu kommt, dass die Patienten wegen der Chemotherapie oft Stunden am Stück erbrechen. Haare fallen aus. Über allem die bange Frage: Wie viel Zeit bleibt noch?
Das Testergebnis mit der erschütternden Diagnose kam für Kathrin Weckmann am 2. Juni, an ihrem 60. Geburtstag. Sie habe sich müde gefühlt, es in den Knochen gehabt. Schon der Spaziergang mit dem Hund sei anstrengend gewesen. Erst sei ein Problem mit dem Blutdruck vermutet worden, dann eine Reaktion auf einen Insektenstich. Schließlich habe ein anderer Arzt dann ein Blutbild gemacht. Der Verdacht bestätigte sich schnell.
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Stammzellspender soll Leben retten – alle Kriterien müssen passen
Ein Stammzellspender soll Kathrin Weckmann helfen, wieder gesund zu werden. Bei solch einer Spende würden die Vorgänge, die zum Blutkrebs führen, vereinfacht gesagt auf Null gesetzt. Weiße und rote Blutkörperchen würden sich nicht mehr gegenseitig bekämpfen. Doch woher den Spender nehmen? „Im Moment gibt es niemanden, der zu mir passt“, sagt die 60-Jährige. Bei ihr seien die Ansprüche höher als bei anderen Spendern. Von zehn Kriterien müssten zehn passen. „Es gab zwei Spender, die hatten acht von zehn. Aber das reicht nicht.“
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Eine Möglichkeit wäre noch, dass die Kinder als Spender in Frage kommen. Das sei eher unwahrscheinlich, werde aber gerade noch getestet. „Bis zu einem Ergebnis kann es aber noch drei bis sechs Wochen dauern.“ Kathrin Weckmann hofft jetzt, dass die Stiftung DKMS ihr einen Spender vermitteln kann.
Das Schicksal bewegt viele Freunde und den Kleingartenverein
Bis dahin ist als alte Leben erst einmal vorbei. Kathrin Weckmann musste den Job als Putzfrau nach 30 Jahren vorerst aufgeben. Das mache sich auch finanziell bemerkbar. Das Schicksal hat auch Freunde nicht kalt gelassen. „Sie hat mir davon erzählt“, sagt Daniela Richter, die Vorsitzende des Kleingartenvereins Herner Mark. „Das wirkte bei mir nach.“
Aus der Sprachlosigkeit entstand der Gedanke einer großen Benefizaktion. Und da wollen Daniela Richter und ganz viele Helferinnen und Helfer am Samstag, 23. September, richtig auffahren: Zwischen 15 und 19 Uhr soll eine Typisierungsaktion in der Sodinger Kleingartenanlage am Wirtshaus Herner Mark stattfinden. Dabei sollen Spender für Kathrin Weckmann gesucht werden.
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Die Wahrscheinlichkeit, dass der lebensrettende Spender ausgerechnet aus Herne kommt, geht gegen Null. Dennoch seien genau diese Aktionen so unfassbar wichtig: Denn je größer die Öffentlichkeit und je mehr Spender sich in der Datei registrieren lassen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Leukämie-Kranken insgesamt geholfen werden kann. Jeder Registrierte macht es für alle Erkrankten wahrscheinlicher, einen Spender zu finden.
Parallel zur Typisierungsaktion soll es noch von 15 bis 22 Uhr ein Fest geben. Die Einnahmen (es gibt schon erste Spenden) sollen komplett an die DKMS gehen, damit die Typisierungsaktionen finanziert werden können. „Ich bin nie sprachlos. Aber da war ich sprachlos“, sagt Kathrin Weckmann.
Erst einmal wieder zur Chemo, danach zwei Wochen Isolation
Solange kein Spender da ist, hilft nur Chemo: Am nächsten Mittwoch geht es für Kathrin Weckmann wieder ins Krankenhaus. „Fünf Tage Chemo, dann zwei Wochen Isolation“, erklärt sie. Wegen der hohen Infektionsgefahr liege sie dann alleine abgeschirmt vom restlichen Leben im Zimmer. „Man wartet, dass der Tag vorbeigeht.“
„Leben oder Tod. Es gibt nur noch diese Alternativen“, sagt Kathrin Weckmann. Sie kämpft um ihr Leben, weil das so schön ist.