Herne. Die Gruppe „Aktion autofrei“ brüstet sich mit dem Anschlag auf 120 Autos in Herne. Inzwischen werden die Ausmaße immer deutlicher.
Nachdem Aktivisten einer Gruppe mit dem Namen „Aktion autofrei“ in der Nacht zu Sonntag, 10. September, Autos beschädigt haben, die am Güterbahnhof Wanne-Eickel auf den Weitertransport gewartet haben, wird langsam das Ausmaß des Anschlags sichtbar.
Ein Sprecher der Polizei Bochum sagte auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion, dass 120 Fahrzeuge, die auf einem rund 350 Meter langen Güterzug stehen, beschädigt worden seien. Die Aktivisten selbst hatten die Zahl 200 genannt. Betroffen seien Fahrzeuge der Marken VW und Seat. Bei diesen Beschädigungen handele es sich um Parolen, die auf die Karosserien gesprüht wurden, aber auch um Bauschaum, der in Auspuffrohre gesprüht wurde. Bei der Vielzahl der Autos kann man davon ausgehen, dass die verursachten Schäden auf jeden Fall in die Hunderttausende gehen. Bei der Polizei will man nicht über eine Summe spekulieren, der Sachschaden sei allerdings mit Sicherheit „sehr erheblich“.
Herne: Spurensicherung als Sisyphosarbeit
Die Spurensicherung der Bochumer Polizei war am Sonntag und Montag gleich mit mehreren Teams vor Ort, um die Schäden zu dokumentieren. Eine sehr aufwendige Arbeit, da für jedes einzelne Auto Art und Umfang der Beschädigung ermittelt werden müsse, so ein Polizeisprecher. „Das ist eine Sisyphosarbeit.“
Eine Frage, die sich nun stellen dürfte: Wie können die Fahrzeuge geborgen werden? Der Grund: Mit einem verstopften Auspuff können die Wagen nicht gestartet werden.
Aktivisten kämpfen nach eigenen Angaben für eine autofreie Zukunft
Die „Aktion autofrei“ hatte sich am Sonntag zu dem Anschlag bekannt und ihn mit den Worten kommentiert: „In Wanne-Eickel haben Aktivist*innen heute Nacht das Ende des Carpitalismus gefeiert und zur Feier des Tages ein paar Autos verschönert und mit Bauschaum im Auspuff unbrauchbar gemacht. Autos zerstören.“ Auf den Fotos sind Fahrzeuge auf Güterwaggons zu sehen, die unter anderem mit den Worten „Goobye Carpitalism“ beschmiert sind. In einem Bekennerschreiben kündigt die Gruppe weitere Aktionen an: „Dies ist nur der Anfang! Der Widerstand gegen die kapitalistische Zerstörung wird weitergehen. Es gibt viele Weg Autos und andere Infrastruktur der Zerstörung anzugreifen. Sie vorübergehend oder dauerhaft außer Betrieb zu setzen.“
Deshalb ermittelt auch der Staatsschutz, weil es sich um eine politisch motivierte Tat zu handeln scheint.
Die Gruppe kämpft nach eigenen Angaben für eine autofreie Zukunft sowie eine echte Verkehrswende und ist in den vergangenen Jahren immer wieder mit Aktionen in Erscheinung getreten. So blockierten Aktivisten in Wolfsburg den Zugang zu einem Volkswagen-Werk, bei der Eröffnung des Teslawerks in Grünheide sorgten sie für die stundenlange Sperrung einer Autobahn.
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Wie sich die Täterinnen beziehungsweise Täter Zugang verschaffen konnten, ist noch nicht ermittelt, allerdings gibt es an verschiedenen Stellen die Möglichkeit, auf das riesige Areal zu gelangen. Ein Zaun existiert nicht. Ob für die Zukunft Sicherungsmaßnahmen angedacht sind, ließ die Deutsche Bahn offen. Sie äußerte sich nicht – mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fahrzeuge, die am Güterbahnhof umgeschlagen werden, das Ziel von Verbrecherinnen und Verbrechern sind. So wurden vor einigen Jahren Felgen abmontiert, in einem anderen Fall wurde Navigationsgeräte aus Neuwagen ausgebaut.