Herne. . Herne ist ein besonderer Brennpunkt beim Diebstahl von fest eingebauten Navigationsgeräten. Die Polizei registrierte 2015 schon mehr als 100 Fälle.

Herne ist einer der besonderen Brennpunkte beim Diebstahl von fest eingebauten Navigationsgeräten. Das teilte das Polizeipräsidium Bochum - zu dem Herne zählt - auf Anfrage der WAZ-Redaktion mit.

Zum Vergleich: 2013 registrierte die Polizei 26 Diebstähle, im vergangenen Jahr waren es 21. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres schnellte die Zahl bereits auf über 100, so Polizeisprecher Volker Schütte.

„Wir haben ein riesiges Problem“, so Schütte. Warum die Täter sich ausgerechnet Herne ausgesucht hätten, sei bislang nicht klar. In den Nachbarstädten seien die Zahlen deutlich geringer. Interessant aus Schüttes Sicht: Alt-Herne sei deutlich stärker betroffen als Wanne-Eickel. Die Kriminalpolizei habe bereits alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, dazu gehörten unter anderem verdeckte Ermittlungen. Allerdings seien die Täter noch nicht ins Netz gegangen. Schütte bestätigt auch WAZ-Informationen: Manche Halter würden zweimal oder sogar noch öfter geschädigt. Die mutmaßliche Logik der Täter: Wenn der Wagen repariert ist, kommen sie wieder, weil sie den Standort der Fahrzeuge bereits kennen.

Das NRW-Innenministerium macht für die Welle der Autoaufbrüche im Land „professionell agierende und häufig aus osteuropäischen Ländern stammende Straftäter“ verantwortlich. Nordrhein-Westfalen mit seinen Ballungsräumen und einem weit verzweigten Autobahnnetz gilt als bevorzugtes Einsatzgebiet international operierender Täter.

Dies deckt sich mit der Einschätzung von Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei mit Wohnsitz in Eickel. Wenn man sich die Tatorte anschaue, liege die Vermutung nahe, dass die guten Straßen- und Autobahnverbindungen in Herne eine Rolle spielten. Offenbar haben die Täter auch den Güterbahnhof in Wanne-Eickel im Blick, weil dort sehr viele Neuwagen umgeschlagen werden.

Vermutung: Organisierte Profis

Auch Plickert geht fest davon aus, dass die Täter bestens organisierte Profis sind. Offenbar gebe es für die Beute ein großes Potenzial auf Schwarzmärkten. Aus Ermittlerkreisen verlautete, dass Litauen dabei eine Rolle spiele.

Plickert macht sich keine großen Hoffnungen, dass die Polizei den Naviklau in absehbarer Zeit aktiv eindämmen kann. Dies will er allerdings nicht als Vorwurf in Richtung Innenministerium gewertet wissen. Die Schwerpunkte lägen zurzeit auf Wohnungseinbrüchen, Taschendiebstählen und Staatsschutz (z.B. radikale Islamisten). „Für groß angelegte Aktionen ist kein Personal vorhanden.“

Volker Schütte appelliert vor diesem Hintergrund an die Bürger, wachsam zu sein. Sollten sie etwas Verdächtiges sehen, sollten sie unverzüglich die 110 wählen.