Herne. Ein früherer katholischer Pfarrer aus Herne hat seine Mutter mit bloßen Händen erwürgt. Welche Hilfe erhielt der 46-Jährige bei seinen Problemen?

Der 46-Jährige, der Anfang Juni in Herne seine Mutter mit bloßen Händen erwürgt hat, war nach WAZ-Informationen bis 2017 katholischer Priester. Der Herner hatte gegenüber der Polizei die Tat gestanden. Er soll auch geplant haben, seinen Vater umzubringen. Laut Polizei ließ der ausgebildete Geistliche aus Gewissensbissen von diesem Plan aber ab. Nach der Tat hatte der Mann offensichtlich versucht, sich selbst zu töten.

  • Ein früherer katholischer Priester hat in Herne seine Mutter erwürgt
  • Er wollte auch seinen Vater töten
  • Der 46-Jährige hatte über längere Zeit psychische Probleme
  • Der Herner hat die Tat gestanden

+++ Hintergrund: 46-Jähriger in Herne wollte auch seinen Vater töten +++

Beim späteren Papst Benedikt gelernt – aktiven Dienst 2017 verlassen

„Das Erzbistum hat die traurigen Nachrichten über den Mordfall tief bewegt aufgenommen und ist in Gedanken und im Gebet bei dem Opfer und den Angehörigen“, sagt Thomas Throenle, Sprecher des Erzbistums Paderborn, auf Nachfrage unserer Redaktion. „Selbstverständlich bewegt uns auch die Information, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen ehemaligen Priester handeln soll.“ Auch die Staatsanwaltschaft bestätigt auf WAZ-Nachfrage diese Information.

„Der mutmaßliche Täter hat den priesterlichen Dienst im Jahr 2017 verlassen, seitdem bestand kein Kontakt mehr“, erklärt Throenle. „Ebensowenig sind uns Hintergründe zur Tat bekannt.“ Der 46-Jährige soll seit 2005 Priester gewesen sein. Während seines Studiums soll er mehrere Jahre im Vatikan in Rom verbracht haben, unter anderem mit Kardinal Ratzinger, der kurz darauf zum Papst gewählt wurde.

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Im Ruhrgebiet und Ostwestfalen als Priester gearbeitet – später an Schule

Nach der Priesterweihe soll der spätere Täter an verschiedenen Stationen im Ruhrgebiet und Ostwestfalen in Gemeinden als Priester gearbeitet haben. Danach soll er zusätzlich zur Gemeindearbeit an einer katholischen Schule als Schulseelsorger gearbeitet und unterrichtet haben. Seinen aktiven Dienst soll er wegen seiner psychischen Erkrankung dann 2017 verlassen haben.

Den Hintergrund will das Bistum so nicht bestätigen und sich auch zu Details nicht äußern. „Bitte haben Sie Verständnis, dass auch für ehemalige Dienstgeber die datenschutzrechtlichen Bestimmungen, die jede Auskunft zum physischen und psychischen Gesundheitszustand aktiver und ehemaliger Mitarbeitender untersagen, bindend sind“, sagt Bistumssprecher Throenle. Laut Staatsanwaltschaft soll der Geistliche bereits vor der Tötung seiner Mutter Versuche unternommen haben, sich selbst zu töten. Es sei der Plan entstanden, seine pflegebedürftigen Eltern zu töten, damit sie nicht ohne ihn zurückbleiben. Der Vater ist mittlerweile unabhängig von dem gewaltsamen Tod der Mutter selbst eines natürlichen Todes in einem Pflegeheim gestorben.

Wie geht die katholische Kirche mit psychisch Erkrankten um?

Wie geht das Bistum mit Geistlichen um, die an psychischen Problemen leiden? „Grundsätzlich stehen für die Mitarbeitenden des Erzbistums Paderborn je nach Art und Umfang ihrer gesundheitlichen Beschwerden selbstverständlich eine Vielzahl von Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur Verfügung“, sagt Throenle. „Dies gilt im Besonderen auch für das Pastorale Personal, das auf ein großes Netz unterschiedlicher Angebote und Maßnahmen zurückgreifen kann.“

Die Tat war erst am 11. Juni entdeckt worden, nachdem Nachbarn an der Schulstraße die Polizei alarmiert hatten, weil sie sich um das ältere Ehepaar sorgten. Der 46-Jährige wurde schwer alkoholisiert in der Wohnung gefunden, offensichtlich weil er selbst versucht hatte, sich damit das Leben zu nehmen. Im Krankenhaus wurde im Blut ein Alkoholwert von 5,6 Promille festgestellt.

Der 46-Jährige sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft hat ein Gutachten bereits bestätigt, dass eine verminderte Schuldfähigkeit vorliege. Allerdings sei der Katholik nicht komplett schuldunfähig gewesen.