Herne. Fabian May (27) will für die Herner Grünen in den Landtag und setzt im Wahlkampf auf Angriff. Wie er tickt, was er kritisiert, wofür er steht.

Fabian May ist erst seit 2019 Mitglied der Grünen und seit 2020 im Rat, doch Beißhemmungen kennt der 27-jährige Landtagskandidat nicht. Es sei schade für Herne, dass der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt „im Schlafwagen nach Düsseldorf fährt und die gesamte Legislaturperiode dort bleibt“, attackiert der Grüne seinen politischen Gegner.

May hat den Turbo eingeschaltet – nach seinem Parteieintritt und erst recht nach seiner Nominierung für die Landtagswahl am 15. Mai. Ein 15- bis 16-Stunden-Tag sei derzeit fast die Regel, sagt der Gymnasiallehrer. Dass er persönlich davon profitieren wird, ist – gemessen an aktuellen Umfragen und seiner Platzierung auf der Reserveliste der Grünen – unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen. Und: Im Herner Wahlkreis will er „mindestens Platz 2“ erreichen, also noch vor der CDU.

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Aktiv in der Sportjugend NRW und im Landesjugendring

Auch ohne Parteibuch war May bereits über viele Jahre politisch aktiv. Zunächst in der Sportjugend NRW, später im Landesjugendring. Grüner Politik habe er schon lange nahe gestanden, doch mit dem Kurs der bis 2017 amtierenden grünen Schulministerin Sylvia Löhrmann sei er nicht immer einverstanden gewesen: „G 8 fand ich blöd. Ich war damals der erste G-8-Jahrgang“, sagt er. Und auch den Ansatz Löhrmanns, die Inklusion zu fördern und dabei gleichzeitig noch sparen zu wollen, habe er für falsch gehalten.

Die Bildungspolitik der früheren Grünen-Schulministerin Sylvia Löhrmann (r.) - hier 2018 bei der Verabschiedung durch die Landesvorsitzende Mona Neubaur - stieß bei Fabian May auf Vorbehalte.
Die Bildungspolitik der früheren Grünen-Schulministerin Sylvia Löhrmann (r.) - hier 2018 bei der Verabschiedung durch die Landesvorsitzende Mona Neubaur - stieß bei Fabian May auf Vorbehalte. © picture alliance | Bernd Thissen

Heute steht er voll hinter der Bildungspolitik der NRW-Grünen – und gestaltet sie als Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung auch ein Stück weit mit. Noch im Jahr seines Parteieintritts wurde er in dieses Amt gewählt. Wie schafft man so etwas? „Ich war dort, habe eine Rede gehalten und die Leute überzeugt“, sagt May. Bei den Grünen zähle vor allem das Argument: „Da muss man nicht erst Plakate kleben, Bratwürste grillen oder Brokkoli zupfen.“

May strebt mit den Grünen eine „Bildungsrevolution“ an

Bildung ist auch ein Schwerpunkt seines Wahlkampfs. Nicht weniger als eine „Bildungsrevolution“ strebten die Grünen für NRW an, durch die nicht zuletzt arme Städte wie Herne profitieren würden, so May. Mehr Bildungsgerechtigkeit laute das Ziel, die er so auf den Punkt bringt: „Der beste Schulminister ist eine grüne Finanzministerin.“ Heißt: Das Land müsse die Kommunen von allen Kosten entlasten, die mit Bildung zu tun haben. Dazu zählten beispielsweise die Kosten für Fachkräfte in der Schulsozialarbeit und Sekretärinnen, aber auch für die Ausstattung der Schulen.

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Doch Herne würde auch von der Umsetzung anderer grüner Wahlziele stark profitieren, sagt der gebürtige Herner und nennt vor allem die Lösung der Altschuldenproblematik und ein Umdenken beim Auto-, Bus- und Bahnverkehr. Das Land müsse es Kommunen hier ermöglichen, gemeinsame Sache zu machen. Einen S-Bahn-Plan fürs Ruhrgebiet unterstützt May ebenso wie kostenlose Tickets für Minderjährige und Rentner: „Das beste Ticket im ÖPNV muss der Personalausweis sein.“

Lehrer ist sein Traumberuf

Fabian May sitzt seit 2020 für die Herner Grünen im Rat und kandidiert nun bei der Landtagswahl. 2019 hat er gemeinsam mit Justus Lichau und Anna Schwabe die Grüne Jugend in Herne wiederbelebt.
Fabian May sitzt seit 2020 für die Herner Grünen im Rat und kandidiert nun bei der Landtagswahl. 2019 hat er gemeinsam mit Justus Lichau und Anna Schwabe die Grüne Jugend in Herne wiederbelebt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Zurück zu seinem persönlichen Engagement. Ja, sein Ehrgeiz sei groß, räumt er ein. Manchmal schieße er dabei übers Ziel hinaus. Auch den „Schlafwagen“-Vorwurf gegen den SPD-Landtagsabgeordneten lässt May im Gespräch mit der WAZ nicht einfach so stehen, sondern fügt hinzu: „Ich mag Alex Vogt persönlich; er steht für die richtigen Dinge ein.“ Doch ob Medienpolitik das sei, was eine Stadt wie Herne vorrangig benötige, sei doch sehr fraglich, sagt der Grüne mit Blick auf Vogts politischen Schwerpunkt.

Er würde sich sehr freuen, wenn es für ihn am 15. Mai mit dem Mandat klappen sollte, doch eine lange politische Karriere sei nicht sein Lebensziel: „Ich möchte nicht im Plenarsaal sterben.“ Lehrer sei „nach der Feuerwehrmann-Polizist-Pilot-Phase“ sein absoluter Traumberuf.

Auf den Punkt gebracht: Absage an eine Jamaika-Koalition

Richtig gut gemacht hat die Landesregierung in den vergangenen fünf Jahren ...

Fabian May: Nichts!

Im Bund haben die Grünen mit Rücksicht auf die FDP ganz schnell ihre Kernforderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen aufgegeben. Was würden die Grünen in einer NRW-Landesregierung zuerst abräumen?

Darüber müssen sich andere Gedanken machen.

Meine Lieblingskoalition in NRW:

Hauptsache Grün ist in der Regierung, damit wir viele Ziele umsetzen können. Jamaika, also eine Koalition mit CDU und FDP würde ich allerdings ausschließen. Es wäre fatal, mit den Wahlverlierern zu regieren.

Zur Person: Informatiklehrer, Judoka, Hundebesitzer

Nach dem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium und seinem Lehramtsstudium an der TU Dortmund hat Fabian May 2021 seine erste Stelle angetreten: Er unterrichtet Informatik und Englisch am Gelsenkirchener Gauß-Gymnasium.

Als Judoka brachte er es nicht nur bis zum schwarzen Gürtel, sondern auch zu diversen ehrenamtlichen Positionen – vom Jugendtrainer bis hin zur stellvertretenden Leitung der Jugendabteilung des Deutschen Judo-Bundes.

Fabian May ist Herner und will es auch bleiben: Er und seine Lebensgefährtin haben für sich und ihren Golden Retriever ein Haus in Holthausen gekauft.

Mehr Informationen: fabianmay.de