Herne. Ruhig und idyllisch gelegen und ein Schwimmbecken, das Gäste rund um die Uhr nutzen können. Wo das in Herne möglich ist und was es kostet.

  • Auf das Gelände des Kasinovereins Unser Fritz Harmonie dürfen nur Mitglieder.
  • Dort gibt es auch ein beheiztes, 10 x 20 Meter großes Freibad.
  • Eröffnet im Sommer 1965, wurde das Becken mehrfach renoviert – zuletzt 2022 und 2023.

Den Südpool und das Lago kennt fast jeder in Herne, ebenso das Wananas. In der Stadt gibt es aber ein weiteres Schwimmbad, das wohl nur wenigen Menschen bekannt ist: das Freibad des Kasinovereins Harmonie Unser Fritz. Der Badespaß ist exklusiv. In das Privatbad dürfen nur Vereinsmitglieder. Manchen gefällt das Angebot dort so gut, dass sie im Sommer jeden Tag schwimmen kommen. Darunter ist auch ein mehrfacher Deutscher Meister im Schwimmen. Dazu später mehr.

Das über 8000 Quadratmeter große, denkmalgeschützte Vereinsgelände an der Unser-Fritz-Straße 176 bekamen „normale“ Bürgerinnen und Bürger früher gar nicht zu Gesicht. Nur Direktoren, Betriebsleiter und Steiger der Zeche Unser Fritz wurden in dem Verein aufgenommen, als er 1959 gegründet wurde. Man wollte unter sich sein, in Ruhe dem Müßiggang frönen. Natürlich: Das sei elitär gewesen, sagt Uwe Adamaschek, seit über zehn Jahren Vorsitzender. Längst aber habe sich der Verein gewandelt. Erst seien auch Bergleute zugelassen worden, später habe es eine Quote von Bürgerinnen und Bürgern gegeben, die dazustoßen durften. Und heute? Da könne sich, selbstverständlich, jeder im Kasinoverein anmelden. Man schaue dann, ob der- oder diejenige zum Verein passe. „Wir haben noch nie jemanden abgelehnt“, sagt der 69-Jährige.

Herne: „Ein buntes Bild der Gesellschaft“

Längst keine „riesige Betonwanne“ mehr ist das Privatschwimmbad des Kasinovereins. Im Bild: der Vereinsvorsitzende Uwe Adamaschek testet die Wassertemperatur.
Längst keine „riesige Betonwanne“ mehr ist das Privatschwimmbad des Kasinovereins. Im Bild: der Vereinsvorsitzende Uwe Adamaschek testet die Wassertemperatur. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Wir sind ein buntes Bild der Gesellschaft“ – so beschreibt Adamaschek die Mitgliederschaft, der aktuell rund 250 Familien angehören. Auffällig: Viele Familien seien heute dabei. Der Kasinoverein sei ein Freizeitverein, in dem die Gemeinschaft und der Sport im Vordergrund stünden. Dazu steht den Mitgliedern die imposante Direktorenvilla samt Gastronomie zur Verfügung, die der Verein übernommen hat, aber unter anderem auch eine Kegelbahn, ein Tennisplatz, ein Spielplatz und – besagtes Freibad.

Das beheizte, 10 x 20 Meter große Schwimmbad sei im Sommer 1965 im Kasinogarten eröffnet worden. „Gerüchten nach wurde es als Löschteich für die angrenzende Zeche gebaut – zumindest hat man das angeblich der Bergwerksleitung so erzählt“, sagt Adamaschek. Zunächst habe das Becken nur aus einer riesigen Betonwanne bestanden, „die alle paar Jahre mit wasserfester Farbe gestrichen werden musste“. 1990 sei das Schwimmbad dann grundlegend umgebaut worden. Becken und Umrandung seien komplett gefliest, die Schwimmbadtechnik auf den Stand der Technik gebracht worden.

Eine Oase: der Kasinogarten.
Eine Oase: der Kasinogarten. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Seither habe der Verein immer wieder in sein Kleinod investiert, zuletzt im vergangenen und in diesem Jahr. Fliesen im Becken seien saniert, die Umrandung umgestaltet worden. „Aktuell sind wir dabei, eine Solarthermieanlage aufzubauen“, so der Vereinsvorsitzende. Dadurch erhofft sich der Verein eine Reduzierung der Kosten, werde das Schwimmbad doch mit Gas beheizt. Außerdem soll dadurch die Saison, die etwa von Mai bis September geht, verlängert werden, weil die Wassertemperatur so kostengünstig erhöht werden kann.

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Das Privatbad, sagt der Vereinschef, werde auch über ein halbes Jahrhundert nach seiner Einweihung von den Mitgliedern gerne und häufig genutzt. Manche kämen auf einige Stunden am Tag vorbei, um zu entspannen und ab und an einzutauchen. Andere schauten dagegen nur kurz vorbei, etwa am Morgen zum „Frühschwimmen“, oder am Abend nach der Arbeit, um schnell ein paar Runden zu drehen. Bei „nur“ 250 Mitgliedsfamilien – darunter rund 500 Erwachsene – sei das Bad nur an wenigen Tagen im Jahr wirklich voll, berichtet Adamaschek, meist seien das Sonntage. Öffnungszeiten gibt es übrigens nicht. Jedes Vereinsmitglied habe einen eigenen Schlüssel fürs Gelände, könne also kommen, wann er oder sie es wolle. Auch nachts.

Einer der Mitglieder, der das Freibad seit vielen Jahren regelmäßig nutzt, ist Joachim Küppers. Der 80-Jährige ist 20-facher Deutscher Meister im Schwimmen, war Olympiateilnehmer 1964 in Tokio und dort auch Silbermedaillen-Gewinner mit der 4 x 100-Meter-Lagen-Staffel. Der Rückenschwimmer, berichtet der Vereinschef, komme fast täglich zum Schwimmen – „manchmal auch zweimal“.

Sitz des Vereins: die Unser-Fritz-Straße 176.
Sitz des Vereins: die Unser-Fritz-Straße 176. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

>>> Was eine Mitgliedschaft kostet

Das Schwimmbad des Kasinovereins Harmonie und auch die Liegewiese sind nur Mitgliedern vorbehalten. Gäste sind nicht erlaubt. Die Nutzung des Privatbads ist im Mitgliedsbeitrag für den Verein enthalten. Dieser beträgt aktuell 300 Euro jährlich für Familien und 250 Euro für Einzelpersonen.

Die Kosten für das Bad beziffert der Verein auf rund 20.000 Euro im Jahr für Gas, Strom, Wasser und Personal. Die Eigeninitiative der Mitglieder sei aber groß. Viele helfen beim fast täglichen Saugen des Beckens, reinigten die Beckenkanten oder gießen die Kübelpflanzen, heißt es.

Ein weiterer Verein nutzt das Becken: Seit vielen Jahr hat der Kasinoverein eine Kooperation mit dem Canu-Touring-Wanne 32/02 e.V. Dieser nutzt das Bad für spezielle Trainingseinheiten. Dort könnten die Sportlerinnen und Sportler in einer sicheren Umgebung mit ihren Booten die Eskimorolle trainieren.