Herne. Knapp 100 Millionen Euro flossen im Jahr 2022 von Münster nach Herne: Wofür die Mittel des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe verwendet wurden.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat im Jahr 2022 in Herne rund 99 Millionen Euro ausgegeben. Das seien 2,4 Millionen Euro mehr als im Jahr 2021, so der in Münster ansässige Verband in einer Jahresbilanz.
Die Stadt Herne als LWL-Mitglied habe im Vorjahr einen Mitgliedsbeitrag von rund 53,7 Millionen Euro (2021: 50,3 Millionen) gezahlt. Die Differenz zwischen Ausgaben und Einzahlung stammten im Wesentlichen aus zusätzlichen Bundes- und Landesmitteln, die der LWL verwalte, erklären Elisabeth Majchrzak-Frensel (SPD) und Peter Liedtke (Grüne). Die beiden Stadtverordneten sind 2020 vom Herner Rat in die Landschaftsversammlung, sprich: in das politische Gremium des LWL entsandt worden. Dem Verband gehören 18 Kreise und 9 kreisfreie Städte an.
Sozialleistungen machten den größten Teil des Haushalts aus, so der LWL. Im vergangenen Jahr habe man in Herne rund 2000 Menschen mit Behinderung und/oder Pflegebedürftigkeit unterstützt. Insgesamt seien 52,3 Millionen Euro in diese sozialen Aufgaben geflossen, das seien 2,7 Millionen Euro mehr als noch 2021. Verwaltet wird der Sozialetat des LWL übrigens von einem Herner: Der städtische Sozial- und Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak wechselte Anfang 2023 nach Münster.
„Menschen mit Behinderung sollen durch die finanzielle Unterstützung möglichst gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, wie es das Bundesteilhabegesetz fordert“, teilt der LWL weiter mit. Zu dieser Teilnahme gehöre unter anderem auch, dass Menschen mit Behinderung arbeiten könnten, was häufig in Werkstätten geschehe. In Herne habe der LWL 2022 insgesamt 717 solcher Arbeitsplätze gefördert, 2021 seien es acht mehr gewesen. Ziel müsse es aber sein, so viele Menschen wie möglich auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt in Betrieben und Verwaltungen zu beschäftigen, so die beiden Herner LWL-Abgeordneten Liedtke und Majchrzak-Frensel. Gerade angesichts des Arbeitskräftemangels solle man jede Chance nutzen, um Menschen mit Behinderung den Zugang zu regulären Jobs zu erleichtern.
Hintergrund: Betriebe, die – gemessen an ihrer Mitarbeitendenzahl – zu wenige schwerbehinderte Menschen beschäftigen, müssen eine Ausgleichsabgabe zahlen. Aus diesen Mitteln investierte das LWL-Inklusionsamt Arbeit im vergangenen Haushaltsjahr rund 112.800 Euro in die Integration von Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben sowie in die Anpassung des Arbeitsplatzes an die jeweiligen Bedürfnisse.
Ein Teil des selbstbestimmten Lebens sei zudem das Wohnen in den eigenen vier Wänden, sprich: in besonderen Wohnformen, berichtet der LWL. Im vergangenen Jahr habe man 418 Menschen in Herne dabei unterstützt, alleine oder mit anderen in der eigenen Wohnung leben zu können (2021: 416).
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Inklusion werde schon von klein auf gefördert, heißt es weiter in der Jahresbilanz. 2022 habe der Landschaftsverband rund 1,9 Millionen Euro dafür ausgegeben, dass 282 Mädchen und Jungen mit Behinderung zusammen mit Kindern ohne Behinderung eine Regel-Kindertageseinrichtung besucht haben. Das seien 27 Kinder und 300.000 Euro mehr als noch 2021.
Weitere Zahlen: Insgesamt besuchten im vergangenen Jahr 139 Kinder mit Behinderung aus Herne einen Förderschulkindergarten oder eine Förderschule des LWL. An Entschädigungsleistungen zahlte der LWL in Herne rund 1,4 Millionen Euro unter anderem an Kriegsopfer und Hinterbliebene. Schließlich: Für 209 Menschen war der LWL im vergangenen Jahr Arbeitgeber, unter anderem in der Maßregelvollzugsklinik in Wanne.