Herne. Faulenzen in den Sommerferien? Viele junge Leute nutzen die Zeit, um Geld zu verdienen. Vier bekannte Herner erinnern sich an ihre Ferienjobs.
Sommerferien - das ist für die einen die Zeit für Entspannung im Urlaub, für die anderen eine Gelegenheit, um sich als Schüler oder Student Geld hinzuzuverdienen. Die WAZ hat vier bekannte Herner nach ihren Ferienjobs gefragt.
Arbeitsagentur-Chef machte Rohbauten besenrein
Hernerinnen und Herner in Arbeit bringen - das ist die zentrale Aufgabe von Frank Neukirchen-Füsers als Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Er selbst machte als 15-jähriger Schüler erste Bekanntschaft mit der Berufswelt, damals noch in Leverkusen. Und für viele Jugendliche war es der Klassiker: „Ich habe drei Wochen auf dem Bau gearbeitet. Gemeinsam mit einem Freund“, erzählt Neukirchen-Füsers im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Ihre Aufgabe sei es gewesen, den Schutt und Staub aus einem Rohbau zu kehren, bevor der Innenausbau beginnt. „Seitdem kann ich gut mit dem Besen umgehen.“ Etage für Etage hätten sie besenrein gemacht, die Arbeitssicherheit sei damals noch nicht so ausgeprägt gewesen. Trotz des ganzen Staubs gab es keine Maske. Außerdem musste der heute 64-Jährige Zentnersäcke Zement von Lieferwagen abladen. „Ich bin fast zusammengeklappt, aber ich war froh, dass ich das machen konnte“, so Neukirchen-Füsers. Der Grund: Er wollte sich von dem Geld ein Mofa anschaffen.
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Im Laufe seiner Schul- und Studienzeit habe er immer wieder gejobbt. Mal in der Gärtnerei des Bayer-Konzerns, mal in einer Großküche - sicher hilfreiche Erfahrungen für seine spätere Aufgabe bei der Agentur für Arbeit.
Wirtschaftsförderer: Wochenend-Schichten an der Tankstelle
Um Arbeit dreht sich auch die Aufgabe von Dirk Drenk. Als Chef der Herner Wirtschaftsförderung, versucht er, Unternehmen - und damit Arbeitsplätze - anzusiedeln. Als Schüler war Drenk als Bote unterwegs. Er habe ein Reformhaus-Heft verteilt. „In einem Stadtteil mit vielen Reihenhäusern, also sehr zielgruppenorientiert“, so Drenk. Pro verteiltes Exemplar habe er vier Pfennige bekommen, „da sind schon ein paar Mark zusammengekommen“. Später habe er mehrere Jahre in einer Druckerei gejobbt, sein Vater war dort Betriebsleiter. Er habe ganz verschiedene Arbeiten gemacht, etwa die Druckerzeugnisse - unter anderem Geschäftsberichte von großen Konzernen - für den Versand vorbereiten. Um als Student genug Geld im Portemonnaie zu haben, legte Drenk an einer Tankstelle an Wochenenden eine Schicht ein - von morgens um Sechs bis abends um Zehn. Aus heutiger Sicht blickt der 51-Jährige zwiegespalten darauf zurück. „Ich hatte zwar genug Geld, aber gar keine Zeit es auszugeben.“
Sozialdezernentin: Den Kreisboten verteilen und Leberkäs-Semmeln verkaufen
Einen klassischen Ferienjob habe sie nie gemacht, erzählt Hernes Sozialdezernentin Stephanie Jordan. Sie habe während der Schulzeit, aber auch in den Ferien die Zeitung ausgetragen - den Kreisboten ihrer Heimatstadt Sonthofen. Mit 14 habe sie angefangen. „Den Kreisboten habe ich einmal pro Woche verteilt, und ich habe vorher auch selbst die Prospekte hineingelegt“, so Jordan. Da das Verteilgebiet recht groß gewesen sei, habe sie sich Hilfe von einer Freundin geholt. Später habe sie in einem Supermarkt Leberkäs-Semmeln verkauft. „Klassisch Allgäu eben.“ Sie habe alles Mögliche gemacht, um Geld zu verdienen. Regale eingeräumt, Hotelzimmer geputzt. „Ich war in meiner Schulzeit sehr aktiv.“ Während des Studiums habe sie sich schon mit Blick auf ihren späteren Beruf ihre Nebenjobs gesucht. So habe sie in einem Jugendfreizeithaus gearbeitet, in der Altenhilfe, in der Pflege habe sie auch geholfen. Mit dem verdienten Geld habe sie ihren Sport finanziert - im Allgäu fährt man Snowboard. Auch Kleidung habe sie vom Verdienten gekauft - weil ihre modischen Vorstellungen von denen ihrer Eltern abgewichen seien. „Ich habe es genossen, mein eigenes Geld zu verdienen und eigenständig zu sein. Eine Lektion war, dass ich den Wert des Geldes kennengelernt habe. Das war sehr hilfreich.“
Mondpalast-Chef machte sich für Ferienjob zwei Jahre älter
Das Austragen von Zeitungen scheint ein Klassiker zu sein - auch Mondpalast-Chef Marvin Boettcher hat sich als 13-Jähriger damit sein erstes Geld verdient. „Ich hatte das völlig unterschätzt. Als der Lieferant die Pakete in den Hausflur gestellt hatte, habe ich gedacht: Wie bekomme ich das denn mit dem Fahrrad verteilt?“ Ein Jahr später - also mit 14 - habe er sich als 16-Jähriger ausgegeben, um bei verschiedenen Veranstaltungen in Bochum oder Hattingen am und im Bierwagen arbeiten zu können. Er habe Kisten und Fässer geschleppt, er habe aber auch am Zapfhahn gestanden - immer mit dem leichten Bangen, dass jemand nach dem Alter fragt. „Das war für mich als Schüler schönes Schnuckermoos nach den Ferien“, erzählt der heute 36-Jährige. Auch wenn die Entlohnung „verschwindend gering“ gewesen sei.