Herne. Beim CSD in Herne feiern tausende Menschen die Rechte von schwulen, lesbischen und transsexuellen Menschen. Aber es gibt auch homophobe Sprüche.
Etwa 1000 überwiegend junge Menschen sind am Samstagnachmittag bei der Parade zum Christopher Street Day durch die Herner Innenstadt gezogen. Die bunte Feier lockte die Blicke vieler Passantinnen und Passanten auf sich. Auch am Straßenrand feiern tausende Menschen die Rechte von schwulen, lesbischen und transsexuellen Menschen. Einzelne Teilnehmer des CSD 2023 erlebten schwulenfeindliche Sprüche.
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Kostenlose Umarmungen für fast jeden am Straßenrand
Bunte Fahnen, viel Haut und jede Menge Botschaften halten die Feiernden den Menschen am Straßenrand entgegen. Etliche verteilen „Free Hugs“ – kostenlose Umarmungen, die gerne entgegengenommen werden. Jeder dürfe seine Identität so leben, wie er will. Und das müsse auch akzeptiert werden. Das ist die Forderung, die in die Welt getragen werden soll.
Veranstalter und Ideengeber Laron Janus zeigt sich zufrieden wie es läuft. Ein paar Probleme bei der Anreise wegen einer Störung in der U 35 habe es gegeben. Aber der Rest funktioniere. „Es läuft“, sagt Janus. Nur der Partywagen mit dem DJ muss auf den ersten Metern in der Fußgängerzone zweimal stoppen, weil der Strom für die Musik ausfällt. Der Menge ist es egal. Da singt man halt selbst.
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Der CSD wird am Bahnhof kurzzeitig zum Taubenschreck
Eine bunte Gemeinschaft mit Menschen in oft schrillen Kostümen schiebt sich durch die Fußgängerzone. Es wird getanzt. Die Verkäuferin bei Zeemann schiebt die Kleiderständer ein wenig zurück. Der CSD braucht Platz. Nur in der Unterführung am Bahnhof wird der CSD kurz zum Taubenschreck. Die Vögel fliegen verschreckt auf. Sie kommen wieder zurück als die Parade durchgezogen ist.
Die Unterführungen werden zum Partykeller. Auch am Westring steigt die Stimmung, weil die Wände den Schall so schön zurückwerfen. Vivien Wefringhaus (26), Nicola Henseler (38) und Milena Meyers (32) von den Grünen laufen von den Grünen in der Parade mit. Sie verteilen Tattoos, winken mit bunten Fähnchen. Die meisten Parteienvertreter sind dem Aufruf gefolgt und haben Parteisymbole zuhause gelassen. Nur von der SPD sind ein paar Parteiabzeichen zu sehen.
Die große schrille Masse sorgt für viel Begeisterung. Am Straßenrand huscht einer weit verschleierten Frau ein Lächeln durchs Gesicht. Sie strahlt einen Mann mit Hundemaske an, filmt mit dem Handy und winkt.
Homophobe Sprüche vom Straßenrand – vor allem gegen einzelne Teilnehmer
Einzelne Teilnehmer haben es da schon schwerer. Sven Niedrig (52) mit Regenbogenfahne und sein Begleiter Thorsten (60) in kurzer enger Lederhose laufen auf dem Weg zum Start der Parade an den Cafés zwischen Bebelstraße und Markgrafenstraße vorbei. An den Tischen wird gelacht. Es gibt klar homophobe Sprüche zu hören. Auf Nachfrage sagt ein Mann, dass man sich das gefallen lassen müsse, wenn man sich so kleidet.
„Man muss leider ein dickes Fell haben. Für Jüngere kann das richtig schlimm sein“, sagt Sven Niedrig. Manchmal sei es ein Spießroutenlauf in einer kleineren Stadt wie Herne. Akzeptieren dürfe man so etwas aber dennoch nicht. Er ärgere sich über Rainbow-Washing, dass Unternehmen auf einmal die Regenbogenfahne ins Logo nehmen, obwohl sie diese Kultur gar nicht leben. Eine Teilnehmerin fasst es so zusammen: „Wir müssen weiter kämpfen.“