Herne/Hamburg. Janneke Ivankova (39) spielt im Musical „Eiskönigin“ in Hamburg die Elsa. Vor Corona war sie Gesangslehrerin in Herne. Dann kam alles anders.

Fans stehen am Bühneneingang vor dem Theater im Hamburger Hafen. Sie wollen Autogramme, ein Foto. Die jungen Mädchen haben eine gebastelte Liebeserklärung für Janneke Ivankova mitgebracht. Die 39-Jährige ist in ihrer Rolle als Elsa aus der Eiskönigin der Star auf der Bühne des Erfolgsmusicals. Eigentlich hatte sie ihre Kariere in Herne geplant.

Aus Janneke wird nach und nach die Eiskönigin Elsa

Es ist kurz nach 18 Uhr. Janneke hat in ihrer eigenen Garderobe Platz genommen. Die gebürtige Niederländerin schminkt sich, dazu etwas Puder. So langsam wird aus Janneke die Eiskönigin Elsa. Es sind noch eineinhalb Stunden bis zur Aufführung. Über der Garderobe hängen drei von insgesamt vier Perücken, die die junge Frau verändern. Für Janneke stehen noch Bewegungsübungen und Stimmübungen an. Später helfen noch Maskenbildner und Kostümbildner, damit die Darstellerin gänzlich zum Topstar aus dem Disney-Megaerfolg wird.

Die Perücken liegen bereit. Während der Show werden vier Stück gebraucht.
Die Perücken liegen bereit. Während der Show werden vier Stück gebraucht. © WAZ | Arne Poll

Dass Janneke Ivankova hier in Hamburg gelandet ist, war eher Zufall und Corona geschuldet. „Ich durfte nicht singen und nicht mehr auftreten“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Eigentlich habe sie im Ruhrgebiet bleiben wollen. In Herne hatte sie sich vor Corona gerade ein Standbein als Gesangslehrerin aufgebaut, sang parallel in mehreren Bands. Ihr Mann habe damals eine Ausbildung als Physiotherapeut bei der St.-Elisabeth-Gruppe gemacht. „Mein zweites Kind wurde in Herne geboren.“

Musical „Eiskönigin“ seit November 2021 im Theater am Hamburger Hafen

Dann sei die Ausschreibung für Hamburg gekommen. Das Musical läuft seit November 2021 im Theater am Hamburger Hafen, direkt neben dem Dauerbrenner „König der Löwen“. „Eigentlich wollte ich nach Holland zurück“, sagt Janneke. „Aber es hat sich gelohnt, nach Hamburg zu gehen.“

Mittlerweile seien sie in Hamburg angekommen. Auch ihr Mann habe als Physiotherapeut seine Patientinnen und Patienten. Ihr Vertrag laufe noch ein Weilchen, verspricht die Hauptdarstellerin. Die acht Shows wöchentlich, das ist kein Geheimnis, sind gut ausgelastet. Ihre Musical-Ausbildung machte sie an der Fontys-Akademie in Tilburg/Niederlande. Sie hatte Engagements bei „We will rock you“ (Köln), „Les Misérables“ (Rotterdam), „Tarzan“ (Hamburg) und „Elisabeth“ (Wien).

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Vier Darstellerinnen teilen sich die Rolle der Elsa

Janneke Ivankova aus Herne ist die Eiskönigin im Musical in Hamburg.
Janneke Ivankova aus Herne ist die Eiskönigin im Musical in Hamburg. © WAZ | Arne Poll

Janneke Ivankova teilt sich die Rolle der Elsa mit drei anderen Musical-Darstellerinnen, sie spielt ungefähr ein Drittel der Shows. Das heißt aber übrigens nicht, dass sie dann auch in der restlichen Zeit viel Freizeit habe. Wenn eine andere Elsa auf der Bühne steht, dann ist Janneke oft „Standby“. Das heißt, sie muss im Theater sein und einspringen, falls die Frau, die auf der Bühne steht, während der Show ausfällt. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Just vor ein paar Tagen wurde Sabrina Weckerlin, die als Elsa auch auf allen Plakaten zu sehen ist, während der Show unpässlich. Janneke schmiss sich ins Kleid, flitzte auf die Bühne. Das Publikum bekam zwei Elsas zu sehen, strenggenommen sogar drei: Denn im ersten Teil spielt ein Kind die junge Eisprinzessin.

Souvenirs: Das Musical Eiskönigin in Hamburg begeistert die Fans.
Souvenirs: Das Musical Eiskönigin in Hamburg begeistert die Fans. © WAZ | Arne Poll

Zusätzlich zu den Shows wird geprobt, selbst wenn jede Bewegung bis ins kleinste Detail sitzt. Manchmal kommen neue Mitglieder ins Ensemble. „Wir müssen dann immer proben, damit wir nicht gegeneinanderlaufen.“ Bei der aufwändigen Bühnentechnik muss jede Position auf den Zentimeter genau eingehalten werden. Eisberge kommen von der Decke und von der Seite geflogen. Und wenn Janneke den bekannten Song „Let it go – Lass jetzt los“ singt, dann muss sie an exakt der richtigen Stelle über dem Bühnenboden stehen, wenn ihr schweres Kleid wie von Zauberhand dem glitzernden Kleid weicht. Es ist die perfekte Illusion.

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Star auf der Bühne und Mutter zuhause – nur wenige Darsteller leben so

„Ich bin die einzige Mama hier im Haus“, sagt Janneke. Und die Arbeitszeiten (Showbeginn 19.30 Uhr, sonntags zwei Shows) sind alles andere als familienfreundlich. „Man fährt dann später nicht noch mit den anderen auf die andere Seite der Elbe etwas trinken.“

Im Saal, da ist das Publikum ganz verzückt von Elsa. Und auch hinter den Kulissen, da kümmern sich alle um die Hauptdarstellerin. Ein paar Minuten mit dem Auto entfernt sieht das dann schon wieder ganz anders aus: „Zuhause bin ich ganz einfach nur die Mama.“

>>> Janneke Ivankova singt in Herne: 22. Juli, im Veranstaltungszentrum Gysenberg

Wer „Elsa“ auch im Ruhrgebiet live erleben möchte, kann das am Samstag, 22. Juli, in Herne tun. Unter dem Motto „Rock’N Radio“ gibt Janneke Ivankova ab 19 Uhr im Veranstaltungszentrum Gysenberg eine Kostprobe ihres Könnens. Sie wird von Timo Kuhn an der Gitarre begleitet. Tickets gibt’s ab 30 Euro online unter www.mut-konzerte.de (externer Link).

MUT-Chef Thomas Lubbers verbindet seit dem „Musikalischen Adventskalender“ in Corona-Zeiten eine künstlerische Freundschaft mit Ivankova. Lubbers: „Janneke Ivankova besitzt eine große kraftvolle Stimme, die jedes Konzert mit ihr zu einem besonderen Erlebnis macht.“