Herne. Für nicht-heterosexuelle Jugendliche fehlen in Herne Angebote, sagt Laron Janus. Was sich ändern muss und was er sich von der Stadt wünscht.

Noch immer werden Menschen, die nicht heterosexuell sind, oftmals von der Gesellschaft ausgeschlossen, erfahren Ablehnung bis hin zur öffentlichen Diskriminierung. Auch die Herner müssten noch viel über das Thema lernen und offener werden, sagt Laron Janus. Der Student setzt sich seit 2019 für die queere Jugend in Herne ein und ist Gründer des Queeren Jugendforums.Queer“ sei für viele Herner noch ein fremder Begriff. Er steht für Menschen, deren geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung von der gesellschaftlichen Heteronormativität abweicht.

„Ich habe das Gefühl, in Herne wird das Thema erstickt“, sagt Janus. Es gebe weder Angebote der Stadt noch queere Treffpunkte, außer das Queere Jugendforum in Pluto, das Jugendlichen zwischen 14 und 27 Jahren einen Rückzugsort bieten soll. Jeden Donnerstag hatte sich dort eine kleine Gruppe getroffen – durch Corona seien aber auch dort keine regelmäßigen Treffen mehr möglich.

In Herne gibt es zu wenig Angebote für Nicht-Heterosexuelle

„Wenn man durch die Stadt läuft, könnte man denken, es gibt hier keine queeren Menschen“, so Janus. „Das ist aber Quatsch.“ Im Jugendforum habe er festgestellt, dass viele, die sich nicht trauen, sich zuhause zu outen, in den anderen Jugendlichen eine Art Ersatzfamilie gefunden hätten. Einige von ihnen hätten ihm von Angriffen in der Schule berichtet. „Teilweise werden sie dort öffentlich angefeindet.“

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Und auch er fühle sich in Herne unwohler als woanders. „In Bochum zum Beispiel fühle ich mich viel sicherer.“ Dort gebe es wesentlich mehr Angebote für Nicht-Heterosexuelle. Er selbst lebt in Bochum, habe aber von Bekannten erfahren, dass diese unter anderem wegen ihrer Sexualität aus Herne weggezogen seien. Es fehle Herne noch an „allem“: Angebote, Strukturen, Netzwerke. All das sei nötig, um die Gesellschaft der Stadt zukunftsfähig zu machen.

„Und das verstehe ich nicht“, sagt er. „Wenn ich junge Menschen in der Stadt halten möchte, warum mache ich dann nicht mehr dafür?“ Zwar gehe die Stadt in die richtige Richtung, es finde allmählich ein Prozess statt – beispielsweise wurde die Gleichstellungsstelle in Büro für Gleichstellung und Vielfalt umbenannt. Das alles komme jedoch sehr spät, und es gebe noch viel Nachholbedarf, so Janus. Wichtig sei es unter anderem, ein medizinisches Netzwerk aufzubauen und in einer Koordinationsstelle alle Angebote zu vernetzen.

CSD soll das Thema in Stadtgesellschaft tragen

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Zudem gebe es zu wenige Personen, die sich aktiv einsetzten. So sei noch immer er der einzige Ansprechpartner aus der Community für die Stadt. Um die Last zu reduzieren, werde nun in Kürze ein Verein gegründet. Dieser habe zum einen eine Vertretungsfunktion und zum anderen eine Repräsentationsfunktion, so dass nicht alle Verantwortung bei ihm liege.

Warum es in Herne bisher nicht geklappt hat, ein Netzwerk aufzubauen, versteht Janus nicht. Zwar gebe es sowohl in Gelsenkirchen als auch Bochum gute Angebote, zu denen auch Herner leicht kämen. Doch trotzdem sei es wichtig, die Wege kurzzuhalten und das Dazugehörigkeitsgefühl in der eigenen Stadt zu stärken. Mithilfe des zweiten Christopher Street Day (CSD) soll das Thema „Queer“ nun in die zivile Herner Stadtgesellschaft getragen werden.